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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Interventionismus abmildern, indem man die Versorgung mit Informationen rationiert, sie so naturalistisch wie möglich gestaltet. Im Zeitalter des Internet ist das gar nicht so einfach. Immer wieder fällt es mir äußerst schwer zu erklären, dass man desto weniger weiß, was vor sich geht, je mehr Daten man bekommt – und dass entsprechend desto mehr schädliche Nebenwirkungen erzeugt werden. Noch heute ist die Illusion weit verbreitet, »Wissenschaft« sei gleichbedeutend mit »mehr Daten«.
    Der Staat kann helfen – wenn er unfähig ist
    Die Hungersnot in China, bei der zwischen 1959 und 1961 30 Millionen Menschen starben, lässt aufschlussreiche Rückschlüsse darauf zu, was ein Staat anrichtet, wenn er sich »Mühe gibt«. Xin Meng, Nancy Qian und Pierre Yared untersuchten, wie unterschiedlich sich in einzelnen Regionen die Notlage auswirkte. Ihr Ergebnis: In Gebieten, in denen vor der Hungersnot die Lebensmittelproduktion höher gewesen war, fiel die Hungersnot schlimmer aus, was darauf schließen lässt, dass die Lebensmittel-Verteilungspolitik der Regierung aufgrund des starren Beschaffungssystems einen Großteil des Problems verursacht hatte. Überhaupt ereignete sich eine unerwartet hohe Anzahl an Hungersnöten des vergangenen Jahrhunderts in Staaten mit Zentralwirtschaft.
    Häufig ist es die Unfähigkeit des Staats, die uns vor den fatalen Folgen der Staatlichkeit und der Moderne bewahrt – Iatrogenik, auf den Kopf gestellt. Dmitri Orlov zeigte, wie nach dem Zusammenbruch des Sowjetstaates Katastrophen verhindert werden konnten, weil die Lebensmittelproduktion ineffizient gewesen war und voller unbeabsichtigter Redundanzen, was sich letztlich zugunsten der Stabilität auswirkte. Stalin experimentierte mit der Landwirtschaft herum und trug so seinen Teil zu den Hungersnöten bei. Allerdings gelang es ihm und seinen Nachfolgern nie, die Landwirtschaft wirklich »effizient« zu machen, also so zu zentralisieren und zu optimieren wie heute in den USA der Fall, und so wuchs alles und jedes überall. Das war zwar aufwendiger, da kein Ort von einer Spezialisierung profitieren konnte, doch die fehlende lokale Spezialisierung gewährte den Menschen dann nach dem Zusammenbruch der Institutionen Zugriff auf verschiedene Arten von Lebensmitteln. In den Vereinigten Staaten werden zwölf Kalorien für den Transport jeder einzelnen Nahrungsmittelkalorie verbraucht; in der Sowjetunion betrug das Verhältnis eins zu eins. Man kann sich vorstellen, was in den USA (oder Europa) los wäre, wenn die Lebensmittelversorgung zusammenbräche. Zudem lebten die Menschen in der Sowjetunion aufgrund der Ineffizienz des staatlichen Wohnungsbaus über drei Generationen in sehr beschränkten Wohnverhältnissen und hatten enge persönliche Beziehungen zueinander, was – wie im Libanonkrieg – zur Folge hatte, dass sie zusammenhielten und sich gegenseitig unterstützten. Sie waren – anders als in den so genannten sozialen Netzwerken – wirklich miteinander verbunden, sie teilten ihre Nahrungsmittel mit den Freunden und Bekannten, die nichts hatten, und konnten erwarten, dass irgendein Bekannter (sehr wahrscheinlich dann ein anderer) seinerseits ihnen helfen würde, wenn sie in Not gerieten.
    Und der Top-down-Staat hält auch nicht notwendigerweise, was er verspricht.
    Frankreich ist chaotischer als sein Ruf
    Ich werde nun den Mythos entlarven, dass Frankreich so erfolgreich ist, weil es ein cartesianisch-rationalisierend-rationalistischer Top-down-Staat ist. Ähnlich wie die Russen hatten die Franzosen das Glück, dass die staatlichen Zielvorstellungen lange Zeit nicht erreicht wurden.
    Ich habe mich zwei Jahrzehnte lang gefragt, warum Frankreich als ein Land, das von einem überdimensionierten Staat strikt zentral organisiert wird, in vielen Bereichen so erfolgreich ist. Immerhin ist es das Land eines Jean-Baptiste Colbert, der von einem alles durchdringenden Staat träumte. Der momentane Regierungsstil ist ultra-interventionistisch – nach dem Motto: »Wenn es nicht kaputt ist, reparier es.« Und doch läuft es irgendwie sehr gut in Frankreich, teilweise besser als anderswo; kann Frankreich also als Beleg dafür herhalten, dass eine zentralisierte Bürokratie, die das chaotische Klein-Klein von Kommunen unterdrückt, sich förderlich auswirkt auf Wachstum, Glück, Produktivität in Wissenschaft und Literatur, ausgezeichnetes Wetter, eine vielfältige, sogar ein Stück Mittelmeer umfassende Flora, hohe Berge, ein großartiges

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