Antiheld - Thriller (German Edition)
Enttäuschung und Selbstzweifel. Kein Wunder, denn empfand es wohl kein Mann der Welt als schmeichelhaft, wenn die Frau während des Koitus, steif wie ein Brett unter dem Part ner lag.
Es bedurfte einiger langwieriger Erklärungen, um Jack davon zu überzeugen, dass es Claires Verschulden war.
»Jeff mag ein herunter gekommener Säufer sein, doch schafft er es auf Sex zu verzichten.«
Der Einwurf seiner Frau, schaffte es Jack für heute das erste Lä cheln zu verschaffen. »Sarkasmus ist und bleibt deine Stärke.«
Jack wusste, mit Claire an seiner Seite, besaß er keine emoti onslose Puppe, sondern durchaus eine intelligente, witzige und charmante Frau. Trotz all der Hindernisse, kam ihm nie der Ge danke sie zu verlassen. Er war Gott stets von Neuem dankbar, für dieses Geschenk, dass ihm dieser bescherte.
»Darf ich dich wenigstens küssen?«
Claire starrte eine Weile ihren Schoß an, nickte dann schließlich. »Ich denke, das geht in Ordnung. Aber zur Sicherheit nur auf die Wange.«
Sie vernahm ein entrüstetes Seufzen. Kurz darauf verspürte sie seine Bartstoppeln, wie sie ihre Wange streiften.
»Gute Nacht.« Jack löschte das Licht. Noch einmal umgab sie die Finsternis. Die einzige Lichtquelle lag nun draußen, außerhalb des Fensters, in Form eines Vollmondes, dessen Eindringen von den zugezogenen Vorhängen unterbunden wurde.
Nach einer Weile des Schweigens, ergriff Claire das Wort.
»Jack.«
»Ja?«
»Es tut mir leid.«
Er hätte etwas erwidern können, doch zog er es vor, den Mund zu halten. Kurz darauf spürte sie eine angenehme Wärme. Kräftige Arme schlangen sich um ihren Körper und nahmen diesen in Besitz.
Während Jack jede Sekunde dieses Moments genoss, unterdrückte Claire krampfhaft ihre aufkommende Freude.
Keine Bestie der Welt, sollte diesen Augenblick zerstören.
*
Er beobachtete sie aus der Distanz hinaus, denn nur so konnte er sicher sein, dass ihr nichts geschah.
Der Geruch des chinesischen Essens, das in einer Pappschachtel auf dem Beifahrersitz lag, erfüllte das Wageninnere. Seit ungefähr zwei Stunden stand er nun schon auf der gegenüberliegenden Sei te der Bushaltestelle. Deswegen sorgte er besser vor, auch wenn er bis jetzt keinen Bissen genommen hatte.
Da stand sie. Das lange Haar zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr über die Schultern fielen. Auf dem Kopf trug sie eine weiß-rot ge streifte Mütze. Die Mütze war ein Geschenk ihre Vaters.
Jedes mal, sobald die beiden an dem Schaufenster vorbei kamen, schwärmte Ruby genau von dieser Mütze. Christian verstand noch nicht einmal weshalb. Immerhin wirkte sie so einfach. Ganz anders als ihre Trägerin.
Eine Freundin schien ihr gerade eine höchst brisante Geschichte zu erzählen. Wild gestikulierte sie mit den Händen umher, wobei Ruby den Blick gesenkt hielt und auf die Regenpfütze zu ihren Füßen starrte. Mit der Spitze ihres Gummistiefels zog sie Kreise durch das Wasser.
Plötzlich hielt sie inne.
Und hob den Kopf. Sie sah genau in seine Richtung.
Schnell rutschte er ein wenig in seinem Sitz hinunter. Der Wagen war gemietet, weswegen sie ihn anhand von diesem unmöglich erkennen konnte. Aber war dies nicht eigentlich sein Ziel ge wesen?
Christian wollte ein Gespräch mit ihr führen. Ein längeres zu mindest, als das von neulich nachts. Außerdem wollte er sie in seiner Nähe wissen. Wollte sie beschützen.
Rubys Blick verlief ins Nichts. Sie wirkte heute so anders. Kein Funken Fröhlichkeit war in dem sommersprossigen Gesicht zu er kennen. Christian schmerzte es zutiefst sie so sehen zu müssen, zumal er allein Schuld an ihrer Stimmung trug.
Er griff nach dem Hebel der Tür, doch blieb diese geschlossen.
Natürlich durfte er eine Unterhaltung mit ihr führen. Schließlich war sie seine Tochter. Aber erwartete er an jeder Straßenecke einen von Rachels Aufpassern. Beispielsweise ihre herrische Schwester, die nach mittlerweile drei geschiedenen Ehen, ohne hin kein gutes Wort an einem Mann ließ.
Er sah die beiden bereits mit Kaffee und Kuchen in der Küche sitzen. Wie sie Schlachtpläne ausarbeiteten und nach einer geeig neten Anwältin suchten. Dabei würde Christian freiwillig auf das Haus, wie die anderen Besitztümer verzichten. Was interessierten ihn schon belanglose Gegenstände?
Der Bus rollte an, was die Kinder und Jugendlichen dazu bewegte, alle in einer Reihe aufgestellt, aufs Einsteigen zu warten.
Ruby war eine der wenigen Schüler, die lustlos hinter der to benden Meute hinterher
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