Antiheld - Thriller (German Edition)
eigenes Leben kosten könnte.
»Einverstanden.« Auch Jack nickte. Man sah ihm an, wie schwer ihm dieser Schritt fiel. Claire hingegen zeigte Fassung. Jedoch nur, da sie befürchtete, die Bestie könne erneut erweckt werden.
Jack wollte bereits gehen, als er noch einen letzten Blick zum Fenster wandte. »Übrigens.« Er deutete mit dem Daumen darauf. »Die Scheibe ersetze ich dir so schnell wie möglich.«
*
Der Anzug hing mittlerweile wieder im Schrank. Dort, wo er ihn auf keinen Fall zu Gesicht bekam.
Andrew lag, nur in Unterwäsche bekleidet, auf dem Bett. Durch seinen Körper strömte noch immer das Adrenalin, das er verspürte, als er die beiden Männer umgebracht hatte. Sie erhiel ten ihre gerechte Strafe. Das versuchte er sich bereits die ganze Zeit klar zu machen. Trotzdem plagten ihn gewisse Zweifel. Auch, was das Heldendasein anging.
Natürlich fühlte er diese unbändige Stärke, die durch seine Venen floss. Kaum war die Maske über sein Gesicht gezogen, kannte er so etwas wie Furcht nicht mehr. Andrew fürchtete sich, doch Ratcatcher wusste, dass Emotionen wie Schrecken oder Mitgefühl einen bloß behinderten. Wenn man für Gerechtigkeit sorgen wollte, dann musste man auch dementsprechend handeln. Ver suchte jemand einen anderen umzubringen, dann bist du eben schneller und kommst ihm zuvor.
Trotz allem, drang immer wieder der besorgte Andrew in ihm hervor.
Was, wenn er nicht sämtliche Spuren verwischt hatte? Was, wenn es doch noch weitere Zeugen gab?
Jeden Moment erwartete er, dass die Polizei vor seiner Tür stehen könnte. Gott, sie würden in die Wohnung treten, ihm wahr scheinlich Handschellen anlegen und den hässlichen Fleck auf dem Teppich entdecken. Sie würden die Nase rümpfen und ihn als dreckiges Schwein bezeichnen.
Ist der blöde Fleck dein einziges Problem?
Unter Umständen fanden sie auch Carmen. Das wohl größte Problem von allem. Sobald sie Carmen hätten, müsse er ohne wei teres in den Knast.
Aber werden sie Carmen nicht finden. Niemals!
Genau. Sie konnten sie nicht finden. Dementsprechend konnten sie ihr auch keine Fragen stellen. Ein beruhigender Gedanke.
»Du wirst der Polizei nichts erzählen, oder Carmen!?« Er trug noch immer die Kontaktlinsen, durch die er bei weitem besser sah, als mit seiner alten Brille, die ohnehin bereits im Mülleimer lag.
Carmen starrte ihn durch ihre dunkelbraunen Augen an. Sie wirkten noch größer als sonst. In ihnen spiegelte sich Andrews besorgter Ausdruck wider. Sie war, wie er, nur in Unterwäsche gehüllt. Schwarze Spitze. Sie wusste eben, was ihm gefiel.
»Sag mir, wirst du zur Polizei gehen!?«
Mit der Hand umfasste er ihr Kinn. Dann begann er ihren Kopf von einer auf die andere Seite zu drehen, als ob sie diesen eigen händig schüttelte.
»Nein?« Er wiederholte die Geste. »Das ist mein artiges Mädchen.« Seine Lippen trafen ihre. Andrew schmeckte den Gloss, der ihn an Erdbeeren erinnerte und seufzte auf. »Niemand schmeckt besser, als mein Mädchen.«
Die Zunge glitt hinunter, den Hals entlang, zum Dekolleté. Er bedeckte ihren Bauch mit Küssen. Bald schon kam er am Bund ih res Höschens an. Er führte seine Finger unter dieses, stoppte je doch kurz darauf.
»Was ist?« Andrew legte den Kopf schief und sprach, als ob er es mit einem Kleinkind zu tun hätte. »Wird mein Mädchen auch weiterhin artig bleiben!?« Nun drehte er ihr Gesicht zu seinem. Die starren Augen schienen ihn regelrecht zu durchbohren.
»Ich wusste es. Mein Mädchen enttäuscht mich nie.« Der Slip glitt die Hüften hinunter, bis ihre Scham frei lag. Andrew entfuhr ein schwerer Seufzer bei dem Anblick, der sich ihm bot. »Sei lieb zu mir und ich überlege mir das mit den besseren Noten noch ein mal.«
Lachend schwang er seinen Körper über ihren.
Ab da lebte Andrew Johnson seinen ganz eigenen Traum, aus dem er nie wieder erwachen wollte.
15
Es war eine laue Sommernacht, windstill mit einem klaren ster nenbedeckten Himmel. Jeffrey Morgan lag wie jede Nacht, seit zwei Wochen, in seinem Schlafsack vor einer Damenboutique. Davor war der Eingang eines Elektrofachgeschäfts sein Zuhause, doch als sich einige Passanten über den angeblich »lärmenden Penner« beschwerten, musste er notgedrungen das Feld räumen.
Menschen waren schon seltsame Geschöpfe. Stets predigten sie, wie leid ihnen die Obdachlosen täten und dann mieden sie jegli chen Blickkontakt zu ihnen, beschimpften sie oder bewarfen diese sogar mit Müll. »Alles
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