Antiheld - Thriller (German Edition)
Entscheidung, wie, ich lerne reiten oder eröff ne meine eigene Konditorei. Du setzt dein Leben aufs Spiel. Deine Zukunft. Unsere Zukunft.«
»Na schön!« Sie atmete hörbar aus. »Was schlägst du vor, was ich tue? Soll ich weiter meine Emotionen unterdrücken? Wie eine leblose Marionette durch die Straßen laufen und mich vom Strom der gleichgültigen Mehrheit mitziehen lassen?« Zwar beherrschte Claire Wut, doch konnte sie diese zurückstellen. Sie wollte diese Diskussion als ihre eigene Person und nicht als das Biest führen. »Gestern erst, habe ich in den Nachrichten gesehen wie ein Rent ner mitten auf der Straße von einigen Jugendlichen nieder gesto chen wurde. Zeugen gab es genügend, doch niemand hielt es für nötig einzuschreiten. Vielleicht, weil sie zu viel Angst hatten. Vielleicht, weil sie glaubten, dass sie dies nichts anginge oder ein fach weil sie ohnehin nichts ausrichten konnten. Ich aber«, meinte sie und deutete auf ihre Brust. »Ich jedoch verspüre keine Angst. Außerdem kann ich etwas ausrichten. Zusammen mit Christian-«
»Erwähne nie wieder diesen Namen in meiner Nähe!« Jacks Faust schnellte gegen das Fenster. Fassungslos besah Claire das in zwischen zerbrochene Fenster und Jacks Faust, in der einige Scherben steckten. Blut lief aus den Schnittwunden, wobei es auf die hellen Küchenfliesen tropfte. Der Luftzug, der nun durch das Zimmer strömte, strich über Claires entgleiste Gesichtszüge.
»Christian hier, Christian da. Doch wo war dein strahlender Held, als du ihn gebraucht hast? Richtig, war untergetaucht, während du die Drecksarbeit erledigen durftest.« Er schnaufte einem Tier gleich, das jeden Moment seine Beute packte und in der Luft zerriss. »Würdest du sterben, dann verlieren die Idioten bloß eine einfache Untergebene.« Er sprach wieder ruhiger. Seine Faust hing regungslos hinab. »Ich aber würde die einzige Person verlie ren, für die ich jemals Liebe empfand.«
Der Regen begann einzusetzen. Erst zögerlich, dann jedoch stärker. Der Wind lenkte die einzelnen Tropfen in die Richtung Jacks, der sie wie Nadelspitzen ins Gesicht traf.
Jetzt war es für Claire an der Zeit, etwas zu erwidern. Jedoch saß der Schrecken von eben noch zu tief. Hinzu kamen noch seine Worte. Einzige Person, für die er jemals Liebe empfand. Es war schier niederschmetternd. Einfach, weil sie das genau gleiche für ihn empfand, Claire dennoch wusste, dass sie ihn verletzen muss te. Ihr blieb einfach keine andere Wahl. Zudem ihr Christians ers te Worte nicht entgangen waren. Bei ihrer ersten Begegnung meinte er noch, dass sie sterben müsse, sollte sie sich von ihnen abwenden. Andernfalls könnte das Geheimnis über ihre Person gelüftet werden. Claire verstand das Misstrauen. Immerhin brauchte auch sie einige Zeit, bis sie einem Menschen vollends vertrauen konnte.
Bei Jack hingegen bestand das Vertrauen vom ersten Moment an. Es musste wahrlich Schicksal gewesen sein, dass sie jemandem begegnete, der ihrem Problem schlichtweg gleichgültig gegen übertrat. Die Liebe zu ihr verdrängte jeden Zweifel.
Sie sah zu seiner Faust hinab. Die Scherben steckten immer noch in seinem Fleisch fest. Der Anblick erinnerte sie an ihre erste Begegnung. Damals hinterm Krankenhaus, wo er auf den Baum einschlug. Wahrscheinlich imponierte sie ihm so, weil sie die einzige Person war, die ihm keine Furcht entgegenbrachte.
Sie verbanden wahrlich einige Gemeinsamkeiten. Warum aber konnten sie sich in diesem einen Punkt nicht einig werden? Wo möglich auch wieder Schicksal?
Ihr kamen Christians Worte in den Sinn. Er gab seine Familie auf, um sie vor Unheil zu beschützen und für das, an was er glaubte, kämpfen zu können. Ein großer Schritt, um wiederum Großes zu bewirken.
Claire starrte weiter auf die blutenden Schnitte. Sie kam in Ver suchung an Jack heranzutreten, um ihm die Scherben hinaus zu ziehen, doch blieb sie stehen. Womöglich wäre es das beste, etwas Abstand voneinander zu halten. Nicht nur hier in der Wohnung, sondern wahrscheinlich für alle Zeit.
Zumindest so lange, bis die Schlacht endgültig bestritten wäre.
»Es tut mir leid.« Sie klang wie die Verliererin der Auseinander setzung. Dabei wusste sie, dass sie beide unmöglich gewinnen konnten.
Nicht nachdem, was sie jetzt sagen würde.
»Ich werde an Christians Seite kämpfen.«
Claire nahm bereits etwas mehr Abstand zu Jack, aus Bedenken, er könnte noch ein weiteres Fenster einschlagen. Doch blieb er stehen, während ihm der Regen
Weitere Kostenlose Bücher