Antiheld - Thriller (German Edition)
ins Gesicht peitschte.
»Soll das also heißen, dass du dich gegen mich stellst!?«
Es war zu erwarten, dass er so reagierte. Trotzdem enttäuschte es sie, dass er so von ihr dachte.
»Nein, das soll heißen, dass ich meinem Herzen folge. Und glaub mir, mein Herz spricht für dich.«
»Und weshalb stehst du ihm trotzdem noch zur Seite? Weshalb kannst du nicht ausschließlich mir zur Seite stehen? Mir, der sich wahre Sorgen um dich macht?«
Natürlich, es endete wie so oft in einer Diskussion. Es hätte ja auch so einfach sein können.
»Jack, ich mache es ganz kurz.« Wie sie es auch anstellte. Sie konnte den Blick einfach nicht von seiner Hand nehmen. Jack stand immer noch mit dem Rücken zu ihr. Unter Umständen gar nicht mal so schlecht. Immerhin musste sie ihm etwas sagen, dass ihm erneut die Tränen kommen lassen könnten.
Eventuell aber auch ihr.
»Jack, ich denke, dass es für uns beide das richtige wäre, wenn wir ab sofort getrennte Wege gehen.«
Die Worte waren ausgesprochen. Unerwartet fühlte sie aber keinen Schmerz. Etwas anderes, was sie in diesem Moment nicht deuten konnte. Womöglich Erleichterung, es endlich hinter sich gebracht zu haben?
»Ich meine, wir beiden führen ohnehin keine richtige Beziehung mehr zueinander. Weder auf körperliche noch seelische Art. Außerdem wolltest du immer Kinder haben. Wir beide wissen, dass das Risiko zu groß ist, Kinder zu zeugen. Immerhin könnten sie auch meine Gene beherbergen. Das wäre eine Katastrophe.«
»Erzähl doch keinen Scheiß!«
Claire hörte, dass er erneut weinte. Die verletzte Faust zitterte unkontrolliert.
»Wir besuchten eine Therapie. Wir versuchten unsere Beziehung zu retten, doch kaum traten diese Irren in unser Leben, bin ich plötzlich nicht mehr gut genug für dich.«
Nein, du Idiot! Ich will dich doch nur schützen!
»Ich habe einfach nur die Hoffnung aufgegeben, dass das mit uns noch einmal klappen könnte. Außerdem habe ich Angst, dass ich dich eines Tages ernsthaft verletze.« Nun fiel ihr auch auf, dass die Faust, mit der er das Fenster zertrümmert hatte, die gleiche Hand war, deren Gelenk bis vor einigen Tagen in Bandagen lag.
Wegen ihrem Verschulden.
»Keine Sorge«, meinte Jack. Er klang etwas gefasster, dennoch ziemlich aufgewühlt. »Du hast mich gerade eben ernsthaft ver letzt. Schlimmer kann es kaum noch werden.«
»Soll ich gehen!?« Claire versuchte die Standhafte zu sein, doch musste sie einsehen, dass sie sich wie ein störrisches Kind anhörte.
»Nichts lieber als das.« Endlich wandte er seinen Blick zu der zerschnittenen Hand. Drehte diese, um jede einzelne Scherbe zu begutachten. »Geh zu deinem Christian. Womöglich steht er ja auf Schläge im Bett. Dann kannst du auch endlich wieder Sex ha ben.«
Claire verzog angewidert die Mundwinkel. »Wie kannst du bloß so etwas sagen!?«
Statt auf ihre Frage zu antworten, wandte er wieder den Blick in Richtung Außenwelt. Der Regen und der Wind zerrten an seiner Kleidung. Seine breiten Schultern sanken kraftlos nieder. »Ich kann nicht fassen, dass du sie mir vorziehst.«
Sollte sie ihm erklären, was sie wirklich fühlte? Was ihre tat sächlichen Beweggründe für diese Entscheidung waren?
Andererseits würde er dies auch verstehen?
»Ich packe dann mal meine Sachen.« Zu Claires Verwunderung war es Jack, der diese Worte aussprach. Die gleichen, die sie ei gentlich nennen wollte. »Hier drin, ist es mir unmöglich zu blei ben.« Einer seiner blutverschmierten Finger kreiste über seinem Kopf hinweg. »Hier drin befinden sich viel zu viele Erinnerungen, denen ich lieber entgehen möchte.«
»Gute oder schlechte?« Das dachte Claire und ohne es zu regis trieren, sprach sie ihren Gedanken laut aus.
Statt einem weiteren Schniefen, ertönte nun ein wehmütiges Lachen. »Beides.«
»Es muss aber kein Abschied für immer sein.« Erneut ein Ge danke, den sie unbemerkt nannte.
»Doch.« Jack drehte sich zu Claire. Seine von Tränen geröteten Augen ließen sie zusammenfahren. »Sobald ich durch diese Tür schreite, ist es endgültig vorbei mit uns beiden.«
Endgültig . Nie wieder also. Das letzte mal, dass sie in seine Augen sehen durfte, welche ausgerechnet von Tränen benetzt waren.
»Gut.« Claire nickte entschlossen. Es musste sein. Das wusste sie bereits seit einer geraumen Zeit. Doch erst das Gespräch mit Christian zeigte ihr, was das Beste für Jack wäre. Ein Leben ohne sie. Ein Leben ohne die nervige Last. Ohne die Last, die womög lich sein
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