Antiheld - Thriller (German Edition)
bildete einen makabren Kontrast zu der angsterfüllten Visage ihres Gegenübers.
Erst als dieser zu Boden sackte, schrie die Frau in den Nacht himmel hinaus. Den erspähte sie nun auch den Übeltäter des gan zen. Eine abstrakte Gestalt in glänzendem Leder, das das blutige Messer triumphierend in Händen hielt.
Rasch versuchte sie den Abstand zu dem Irren zu vergrößern, indem sie mit dem Hintern über den Asphalt kroch. Allerdings spazierte die Gestalt, mit einer beunruhigenden Gelassenheit auf sein nächstes Opfer zu.
Er glaubte wohl alle Zeit der Welt zu haben, denn hastig agierte er keineswegs. Mehr schien er geradezu gelangweilt zu sein.
Die Frau schüttelte den Kopf, während aus ihren geöffneten Lippen brabbelnde Laute entströmten, die keinen rechten Sinn er geben wollten. Als sie eine Hausmauer im Rücken spürte, wusste sie, dass das das Ende sein musste.
»Scheiße, tu mir nichts!«, bat sie heulend. Ihre Wimperntusche lief in schwarzen Bächen die Wangen entlang. »Nimm ihn. Häute ihn oder iss ihn meinetwegen, aber lass mich bitte am Leben!«
Andrew hatte nie vorgehabt, der Frau etwas zu Leide zu tun. Ganz im Gegenteil, wollte er sie doch nur vor diesem Grobian be schützen, doch erkannte er auch, dass sie ihm wohl keinen Kuss und eine Umarmung als Dank geben würde. Immerhin hatte er ihn nicht nur bestraft, sondern zudem auch noch umgebracht. Wenn man dann noch sein Äußeres bedachte, war es klar, wes wegen sie so ausrastete.
»Keine Sorge.« Er streckte ihr die Hand entgegen, wobei er sich unmittelbar an den Abend zurückversetzt fühlte, an dem er Car men das Leben gerettet hatte. »Ich bin hier, um dir zu helfen. Ich bin einer von den Guten .«
Doch auch dies schien die Frau keineswegs überzeugen zu wollen. Vielmehr kauerte sie sich zusammen, während sie vehement mit dem Kopf schüttelte.
»Bitte, geh einfach nur weg!«
Allmählich begann ihn das Verhalten dieser Schnalle zu stören. Immerhin war er ihr Held, der sie beschützt hatte und nun sollte er gehen? Wenigstens ein nettes Wort als Dank wäre angebracht. Ohne ihn wäre nämlich wahrscheinlich sie diejenige, die nun ver blutete.
»Ich sagte, du sollst verschwinden!« Sie brüllte so laut, dass sich der verärgerte Mann von eben wieder meldete.
»Haltet endlich die Schnauze da draußen, sonst rufe ich die Bul len!«
Die Augen hinter Andrews Maske flammten auf. Diese dreckige Hure war ihm gefälligst zu Dank verpflichtet. Den Teufel würde er tun und einfach verschwinden. Er hatte sich die Mühe ge macht, sie von ihrem Problem zu erlösen. Das sollte sie gefälligst einsehen.
Unachtsam packte er ihr Handgelenk, wobei sie die vielen Reifen, die um dieses lagen, durch das Leder, in seine Handflächen bohrten.
»Dir scheint dein Leben nicht allzu viel zu bedeuten, denn sonst hättest du dich bei mir für dieses bedankt.« Das Grinsen auf der Maske harmonierte unter keinen Umständen mit der eiskalten Stimme Andrews, die zischend hinter dem Leder hervor drang.
»Geh doch einfach!«, jammerte die Frau. Ihr Gesicht war bereits ganz verquollen und gerötet vom vielen weinen. Rotz lief ihr aus der Nase, die Lippen und das Kinn entlang.
Sie war kein Deut besser als Carmen. Carmen verzichtete auch auf jeglichen Dank. Vielmehr noch, schlief sie ausschließlich aus dem Grund mit ihm, um ihn danach damit erpressen zu können. Weiber waren alle gleich. Raffgierige Schlangen, die, wenn sie be kamen, was sie wollten, einen mit Füßen traten.
Eine seiner Hände umfasste den dürren Hals der Schlampe, sodass ihre verschmierten Augen auf sein Gesicht starrten. Wimmernd versuchte sie die Finger von ihrem Hals zu lösen, doch scheiterte dieser Versuch. Andrew hingegen verstärkte seinen Druck nur noch mehr.
»Du hast mir, für dein beschissenes Leben zu danken.« Er sprach langsam und deutlich, damit sie auch verstand, was er zu ihr sagte. Tatsächlich nickte sie heftig, versuchte sogar einige Worte hinaus zu pressen, was jedoch in einem Krächzen endete.
»Ich höre!?«
Sie schluckte, wobei sie gleich drauf husten musste. »Da ... dan ...«
»Ich kann dich nicht verstehen!«
Weitere Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln und nun auf Andrews Hand hinab. Mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, schien sie mehr ihr Bewusstsein zu verlieren.
»Danke.«
Andrew ging unmittelbar zu Boden, was die Frau nutzte, um endlich wieder Luft zu bekommen. Einem Asthmaanfall gleich, schnappte sie die Luft ein, als ob es die letzte überhaupt sei.
Weitere Kostenlose Bücher