Antiheld - Thriller (German Edition)
schnappen ge hen oder aber, und davon ging Andrew aus, sie kam gerade aus dem nahe gelegenen Club und wollte sich nicht die Mühe machen, ihre Jacke am Empfang abzuholen. Die lautstarke Clubmusik brachte selbst aus dieser Entfernung die Scheiben der Häuser zum Erzittern.
Doch warum dieser immense Abstand zum Club? Und das auch noch ohne Mantel? Die Frau legte die Stirn in ihre Hand. Erst jetzt erkannte Andrew, dass sie weinte. Wahrscheinlich gab es Är ger mit ihrem Freund, da sie mit einem anderen getanzt hatte oder aber der Freund war derjenige gewesen, der sie hinterging. Womöglich aber auch etwas völlig anderes.
Andrew richtete seinen Kopf noch näher zu der Frau hin. Er wollte unter keinen Umständen entdeckt werden, doch konnte er auch nicht die Augen von ihr lassen. Dabei war sie noch nicht mal sein bevorzugter Typ.
Nein, sein bevorzugter Typ lag gerade in Spitzenunterwäsche in seinem Wandschrank. Vorsicht geht vor. Immerhin könnten eini ge seiner Nachbarn auf den widerlichen Geruch aufmerksam ge worden sein und die Polizei gerufen haben. Sie kannten noch nicht einmal seinen Namen, doch sobald etwas zu stinken begann, waren sie die ersten, die zum Telefon griffen.
Habe gehört, dass Sie totes Ungeziefer in ihrem Schrank haben.
Wie wahr, wie wahr.
»Ich bin noch lange nicht fertig mit dir.«
Natürlich. Wie Andrew vermutet hatte. Das gebrochene Herz, in Form eines hoch gewachsenen Wrestlers trat schnaubend ins Rampenlicht. Auch er verzichtete auf eine Jacke. Wahrscheinlich, um die trainierten Arme noch besser zur Geltung zu bringen, weswegen das weiße Unterhemd seinen Dienst vollends erfüllte.
»Was glotzt du dir andere Kerle an, während ich daneben stehe, hä!?«
Er überragte sie um mindestens einen halben Meter. Mit Leichtigkeit könnte er auf ihren Kopf spucken, doch zog er es vor, ihr einen heftigen Stoß zu geben, sodass sie sich nur mühsam auf den Beinen halten konnte. Sie stolperte einige Schritte, wobei sie ihren Göttergatten mit tadelnden Blicken strafte.
»Erzähl mir gefälligst nicht, was ich zu tun habe! Ich bin eine erwachsene Frau, mit einem freien Willen. Ich kann selbst ent scheiden, was ich ...«
Dann ereilte sie der erste Schlag ins Gesicht. Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert. Nun blieb es ihr auch verwehrt mit beiden Füßen auf dem Boden stehen zu bleiben. Sie stolperte erneut, wo bei sie seitlich mit dem Körper aufkam.
»Du kranker Wichser!«
Es folgte eine endlose Tirade von Schimpfwörtern, die selbst Andrew in dieser Form noch nicht vernehmen musste und er un terrichtete an einer High-School mit Dutzenden von halbstarken Teenies.
Nur mühsam bekam die junge Frau wieder Halt. Sie schniefte leise, während sie die getroffene Wange festhielt.
»Du sollst mich eben nicht provozieren«, grunzte ihr Angreifer.
Andrew verfolgte die Szene derweil mit einem verständnislosen Kopfschütteln. Wie ihn diese Affen doch ankotzten. Die brauch ten stets jemand schwächeres, den sie nach Belieben herum schubsen konnten. Damit wollten sie ihre Macht demonstrieren und ihrem Ego einen ordentlichen Schub versetzen. Was für trau rige Gestalten sie doch waren.
»Ich habe doch überhaupt nichts getan!« Sie schrie so laut, dass aus der Ferne eine verärgerte Männerstimme seine Wut hinaus brüllte. Kurz danach begann ein Hund zu bellen.
»Soll es etwa meine Schuld sein?« Das Muskelmonster deutete mit seinen Pranken auf die stahlharte Brust. »Nein, Süße, ich habe niemandem frivole Blicke zugeworfen und meine Lippen befeuch tet. Das warst du ganz allein.« Er klang weniger aufbrausend, da für aber immer noch verärgert.
»Verdammt!« Sie erhob einen Zeigefinger, welchen sie unmit telbar von seinem Gesicht platzierte. »Ich habe nichts-«
Sie zog bereits die Schultern an und kniff die Augen zusammen, in Erwartung einer weiteren Ohrfeige, doch stellte sie zu ihrer Überraschung fest, dass diese ausblieb. Dafür vernahm sie schwa ches Stöhnen ihres Gegenüber.
Sie wollte ihr Augen gar nicht erst öffnen, aus Angst vor dem Bild, was sich ihr bieten könnte, doch siegte die Neugier. Doch spätestens als die Lider geöffnet waren, vibrierte ein Schrei in ih rer Kehle, der um jeden Preis entkommen wollte. Doch schnürte ihr der resultierende Schock den Hals zu.
Ihr Freund stand da. Mit ausgestreckter Hand, die mittlerweile nach Halt zu suchen schien, anstatt ihr eine Ohrfeige geben zu wollen und aufgeschnittener Kehle. Das breite rote Grinsen, das nun seinen Hals zierte,
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