Antiheld - Thriller (German Edition)
seine Beziehung gekostet hatte, stand einmal nicht ganz zwei Meter von seinem Tisch entfernt. Wie gern wollte er ihn durch das Café prügeln. Allerdings stand dieses Mädchen unmittelbar vor ihm. Da hatte der Bastard noch mal Schwein gehabt.
Fürs erste.
Jedoch, sollte er ihm eines Tages allein über den Weg laufen, konnte er sich schon mal auf ein Leben im Rollstuhl vorbereiten. Ganz gleich, was auch seine ominösen Kräfte sein mochten.
Sein Blick ging in eine andere Richtung, einfach, weil er sich nicht länger mit diesem Mistkerl beschäftigen wollte.
Kurz darauf wurde ihm bewusst, dass er keinesfalls die einzige beziehungslose Person in diesem Raum zu sein schien.
Drei Tische weiter von ihm saß eine Frau, die unentwegt in ihre Tasse starrte. Zumindest glaubte Jack dies, denn verbargen die Augen ein Schleier. Auch der Rest ihres Körpers war in schwarzen Stoff gehüllt. Sogar Handschuhe trug sie, obwohl sie sich in einem geschlossenen Raum befand.
Jack wusste nicht allzu viel über andere Kulturen und deren Sitten, doch glaubte er, dass es die Muslimen waren, deren Frauen bloß so wenig von ihrer Haut preisgeben durften oder am besten gar keine, wie in diesem Fall. Er musste gestehen, dass ihm zuvor noch nie solch eine Frau begegnet war.
Ob sie wohl tatsächlich allein saß oder ob ihr muslimischer Ehemann nicht doch nur kurz auf der Toilette saß!?
Jack wurde zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass er während der Beziehung mit Claire, nie einer anderen weiblichen Person nach gesehen hatte. Zu dieser Zeit existierten einfach keine anderen Frauen für ihn. Doch jetzt, wo der Traum von einer heilen Zu kunft zu zweit zu Ende geträumt war, lagen ganz neue Karten auf dem Tisch.
Irgendwann bemerkte er, wie seine Blicke in ein Starren über gingen. Beschämt sah er wieder in seine Tasse hinein, ohne zu merken, dass ihm nun die Frau verstohlene Blicke zuwarf.
*
Christian bestellte eine einfache Tasse schwarzen Kaffee. Er hielt nicht sonderlich viel von diesen eigenwilligen Kreationen, die momentan so im Trend waren.
Latte Machiatto, Latte Machiatto mit Karamellgeschmack, Schokoladengeschmack, ja, sogar Bananengeschmack. Kurioser ging es wohl nicht mehr.
Er wollte gerade an einem freien Stuhl platz nehmen, als ihm eine bekannte Stimme ans Ohr drang. Erst hielt er es für Einbildung, doch dann hörte er es erneut. Die liebliche Stimme seiner kleinen Ruby.
Die Freude hielt jedoch von kurzer Dauer. Immerhin musste, wo Ruby war, Rachel nicht weit sein.
Sollte er das Risiko eingehen? Nur ungern. Rachels hasserfüllten Blicken hielt er wohl kaum stand.
»Daddy!?«
Zu spät.
Sachte drehte sich Christian um. Ein mattes Lächeln lag auf seinen Lippen, welches ein wenig breiter wurde, als er Rubys über raschten Blick sah.
»Hallo, mein Engel.« Er spürte, wie sein Herz erwärmte. »Wie geht’s?«
Ruby glaubte wohl, gerade zu träumen, denn blinzelte sie einige male, wobei die aufkommenden Tränen keineswegs zu ignorieren waren.
»Daddy«, hauchte sie ungläubig, ehe sie in seine Arme lief. »Daddy!«
»Ist ja gut, mein Schatz.« Christian versuchte seine eigenen Trä nen in Schach zu halten. Zärtlich strich er über das weiche Haar.
»Ich habe dich so vermisst«, drang es dumpf hervor. Christians Mantel verschluckte jegliche Geräusche. Auch Rubys Schluchzen.
Rachel, die ihrer Pflicht als Mutter nachkam, um ihre Tochter zu suchen, empfing ihren Ex-Mann mit nicht ganz so heftigen Emotionen. Stumm stöckelte sie auf die beiden zu.
»Ruby.« Sie sprach leise und bestimmt. »Du sollst doch nicht einfach weggehen, ohne mir vorher Bescheid zu sagen.« Ihr Blick traf Christian wie ein Schlag ins Gesicht. Er versuchte ihm stand zuhalten, was sich als alles andere als leicht gestaltete. Rachel war eine nette Frau, allerdings wusste sie auch, wie man die keifende Gattin spielen konnte.
»Christian«, sagte sie so tonlos, wie nur irgend möglich. »Bist du allein hier?« Ihre Augen tasteten die Umgebung ab. Wahrschein lich auf der Suche nach der vermeintlichen Nebenbuhlerin, die ihr Leben zerstörte.
»Ja.«
»Verstehe.« Plötzlich sah sie wieder ihn an. »Wie geht es dir?«
»Gut.« Seine Worte klangen ebenso monoton wie ihre. Man merkte, dass sie nicht wussten, was sie sagen sollten, einfach weil es nichts mehr zu sagen gab.
»Und dir?«
»Bestens.« Rachel betonte es beinahe schon übertrieben heiter. »Könnte nicht besser sein.«
»Freut mich«, sagte er ehrlich. Christian konnte ihr einfach
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