Antiheld - Thriller (German Edition)
vielen sein, der seine Sammlung bereicherte. Abgespeichert, damit er sie sich immer wieder ins Gedächtnis rufen konnte.
*
Jack spürte die Hitze, die in ihm aufstieg. Er wandte den Kopf zur Seite. Drückte ihn gegen den kühlen Satin des Kissens. Zafira fuhr unterdessen ungehindert fort. Ihre Finger waren tatsächlich ziemlich geübt.
Zwar ernüchterte ihn die Tatsache, dass er wahrhaftig nicht der Erste zu sein schien, der in diesem Bett in Fesseln gewunden lag, doch wollte er diesen Augenblick einfach nur genießen, so lange er noch anhielt.
Währenddessen verbannte er Claires Gesicht. Stattdessen ließ er bloß Dunkelheit um sich herrschen.
*
Keller legte seine Lippen auf ihre. Mit der Zunge fuhr er darüber, schmeckte den süßlichen Geschmack ihres Pflegebalsams.
»Lebe wohl, meine Schöne.«
Ein letztes Mal strich er ihre feinen Gesichtszüge entlang, richtete das wallende Haar in eine ansehnliche Stellung. Wenn sie ge funden wurde, sollte sie schließlich hübsch aussehen. Darauf ach tete er immer ganz besonders bei seinen Mädchen.
Er richtete den Mantel, dessen Knöpfe während seines Angriffs abgesprungen waren. Dieser entblößte den eng anliegenden Roll kragenpullover, unter dem ihre Brüste empor standen. Er legte seine Hand darauf, drückte diese leicht, ehe er zu ihrem Bauch hinunter fuhr.
Ein wissendes Lächeln schmückte sein Gesicht.
Ihr Geheimnis wäre bei ihm sicher.
21
»Steck dir deinen Doughnut dahin, wo keine Sonne scheint, du blöde Kuh!«, schrie Roxy und warf der Frau die Papiertüte samt Inhalt an den Kopf. Entsetzt über die undankbare Reaktion dieser Göre, riss diese die Augen auf.
»Manieren sind das«, knurrte die Dame. Sie fuhr sich zu der ge troffenen Stelle am Hinterkopf. »Ich weiß schon, wofür ihr das Geld braucht. Ihr seid doch alle gleich. Alles dieselben verdamm ten Säufer.«
Diese Aussage brachte das Fass zum Überlaufen. Kreischend sprang Roxy auf. Sie musste den Anschein erweckt haben, die Frau angreifen zu wollen, denn tippelte diese schnell von dannen.
»Ich brauche Kohle, um mir endlich wieder die Haare waschen zu können.«
Die letzte Ration Shampoo war endgültig aufgebraucht gewesen. Seit vier Tagen schon musste Roxy mit verklebten Haaren durch die Straßen ziehen. Normalerweise wusch sie sich die Haare am Waschbecken in der Bahnhofstoilette. Als Shampoo diente dort dann gezwungenermaßen die Handseife, mit der sie sich auch unter den Achseln reinigte. Doch aus irgendeinem Grund schienen es diese Idioten nicht auf die Reihe zu bekommen, den Seifenspender neu aufzufüllen. Duschmöglichkeiten gab es nur in Hallen- und Freibädern. Leider Gottes, kostete der Eintritt aber auch wieder eine Stange Geld.
»Scheiße, juckt das!« Mit den langen Nägeln fuhr sie durch die öligen Strähnen. »Ich mag vielleicht obdachlos sein, aber das heißt noch lange nicht, dass ich auch so aussehen muss.«
Im Schneidersitz hockte sie sich neben Jeff, der das ganze recht humorvoll betrachtete. »Jetzt sieht man wenigstens, dass wir zu sammen gehören.«
»Witzig«, meinte Roxy tonlos, während sie die blauen Strähnen von den violetten zu lösen versuchte, um diese wieder in eine ei nigermaßen geordnete Stellung zu bringen.
Wenn mich meine Mutter so sehen könnte, würde sie ausrasten.
Der Gedanke verzückte sie insgeheim. Roxys Mutter wusste, dass ihre Jüngste auf der Straße lebte, doch machte sie bislang keine Anstalten dazu, diese wieder von dort wegzuholen. Warum auch, kam sie nun mal nicht nach ihren beiden perfekten, älteren Schwestern. Akademikerinnen, mit einer strahlenden Zukunft in Aussicht, während die von Roxy von trüben Wolken verdeckt wurde.
Egal. Sie konnte auch gut auf sich selbst aufpassen. Außerdem hatte sie ja noch Jeff. Der einzige Mann, der sie je verstand.
»Bockmist!«
Roxys Fluch erweckte Jeffs Neugier. Dann spürte auch er es.
»Regen.«
»Ausgerechnet heute, wo wir kein Dach über dem Kopf haben.«
Jeff lachte. »Süße, wir hatten noch nie ein Dach über dem Kopf.« »Du weißt, was ich meine.«
Erst kürzlich wohnten sie unter der Bedachung eines leer ste henden Obstladens, als die Bullen sie hinfort scheuchten. Angeb lich sollte das Gebäude in den nächsten Tagen abgerissen werden, weswegen sie sich eine neue Bleibe suchen müssten.
Seltsam nur, dass das Ding immer noch unversehrt auf seinem Platz stand und seither gute sechs Wochen vergangen waren.
»Du wolltest doch duschen«, sagte
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