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Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)

Titel: Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Carina Hashagen
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Psychoanalytiker, soviel ich weiß.“
     
    Nachdem er das gesagt hatte, rannte Oskar ein paar Stufen die Treppe hinauf. Dann drehte er sich um, strahlte, schwenkte seinen Besen über dem Kopf und rief: „Wir sind da!“
    Endlich. Anton  hatte die Nase voll vom Treppenste i gen. Ihm war warm, seine Waden brannten, und der Schu l ranzen fühlte sich an wie ein Sack voll Steine. Sie mussten eine ganz schöne Strecke hinter sich gebracht haben.
    Oskar war vor einer Tür stehengeblieben, die viel gr ö ßer war als alle Türen, die sie bisher passiert hatten. Sie war dunkelrot gestrichen und mit feinen, schwungvollen Schnitzereien verziert, die aussahen wie alte Zauberfo r meln. In der Mitte prangte ein gewaltiger Türklopfer aus Bronze in Form eines Löwenkopfes, rechts daneben ein kleines Schild in Form eines Zauberhutes.
    Oskar ging vor und betätigte mit der linken Hand den Klopfer, während er die rechte mit dem Stempelabdruck voran an das Schild hielt. 
    Ein dunkler, tiefer Ton erschallte. Dann ging die Tür quietschend auf. Sie traten ein, und die Tür fiel hinter i h nen mit einem lauten Rums ins Schloss.

Kongressgeschichten
     
    Antons Augen wurden groß, und er öffnete überwältigt den Mund. Aber vor Erstaunen brachte er keinen Laut heraus.
    Sie standen in einem riesigen, hell erleuchteten Saal. Kein gewöhnlicher Saal, eher das Innere einer Kathedrale, und Anton musste an die Notre Dame Kirche denken, die sie letztes Jahr auf einer Klassenfahrt in Paris besichtigt hatten. Dieser Raum war ähnlich groß, wenn nicht sogar größer! Und mindestens ebenso majestätisch.
    Mit offenem Mund blickte er sich um. In der Mitte und an den Seitenwänden ragten gigantische Stützpfeiler und Säulen in die Höhe, die irgendwo hoch oben in einem Kreuzgewölbe endeten, das wie ein weit entfernter Hi m mel über dem riesigen Raum schwebte. Die hohen Wände der Seitenschiffe waren mit einer Vielfalt von Giebeln und Galerien bestückt. Voller Ornamente und raffinierten Ve r zierungen, die sich wie versteinerte Naturgewalten an den Mauern entlang nach oben wanden. Auf Seitenemporen und Sockeln thronten Figuren aus Stein und Marmor, von denen Anton nicht recht wusste, ob sie Heiligenfiguren darstellten oder Zauberer in langen Gewändern und wa l lenden Kutten. Engelsfresken und Madonnen blickten ebenso gebieterisch von oben herab wie groteske Gesta l ten, unheimliche Fabelwesen und wunderliche Figuren aus Mensch- und Tierreich, die Anton noch nie zuvor gesehen hatte. Staunend blickte er die Wände entlang. Etwas sel t sam Zeitloses hatten all diese Plastiken an sich. Als wären die Heiligen, Dämonen und Fratzen tatsächlich gegenwä r tig und nur zufällig in einem Moment der Zeitlosigkeit erstarrt. Und dieser Moment schien hier anzudauern, ein schwereloser Zustand irgendwo zwischen Gestern und Heute. Hoch oben über den Figuren und Galerien zogen sich schmale Fenster mit bunten Glaskacheln entlang, durch die ein schwaches Licht hinein schimmerte und an den Säulen und Pfeilern hinunter glitt. Dazu kam eine schier unendliche Zahl von Kerzen in Nischen und E r kern, die den Saal in ein stimmungsvoll, schummriges Licht tauchten. Ergriffen blickte Anton nach oben, und ihm wurde schwindelig. Unglaublich winzig fühlte man sich hier inmitten der überwältigenden Weite und Höhe.
    Nicht in tausend Jahren hätte er es für möglich geha l ten, einen derartigen Raum im Baumstamm einer alten Eiche vorzufinden!
     
    „Wahnsinn“, flüsterte Oskar, der mit weit geöffneten Augen neben ihm stand. Offenbar war auch er zum ersten Mal hier.
    Ganz im Gegensatz zu der majestätischen Höhe des Saales stand das geschäftige Treiben, das vor Anton und Oskar am Boden stattfand. Ein lautes Stimmengewirr, Geklapper und Gesumme erfüllte die Luft. An den Se i tenwänden und rund um die Säulen waren Stände und Podeste aufgebaut. Dahinter und darauf standen Personen, die Dinge präsentierten, anpriesen und vorführten. Davor und in der Mitte wimmelte es nur so von Gestalten, die Sachen kauften, sich unterhielten, geschäftig gestikulierten oder einfach nur herum flanierten.
    Das Ganze sah aus wie eine riesige Verkaufsmesse, fand Anton.
    Am anderen Ende des Saales sah er eine Tribüne, auf der ein langgezogener Tisch stand. In der Mitte dahinter thronte auf einem hohen Stuhl ein alter, weißhaariger Mann. Er hatte einen langen Bart und einen spitzen Hut auf. Offenbar der Vorsitzende. Zu seiner Rechten und Linken saßen mehrere andere Personen,

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