Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Oskar fest.
„Scheint eine seltene Gattung zu sein, ist gar nicht ve r zeichnet...“, murmelte Emma.
„Du und dein blödes Buch immer“, schimpfte Oskar, während sie zum Waldweg zurück gingen. „das hat doch überhaupt keinen Praxisbezug.“
„Und sowas sagt jemand, der nicht weiß, wie Gummi-Gaukler aussehen…“, konterte Emma.
„Jetzt hört doch mal auf!“, seufzte Anton.
Der Weg vor ihnen begann anzusteigen. Um sie herum war es inzwischen dunkel geworden, nur noch zwischen den Bäumen am Ende des Weges glitzerte die Sonne hi n durch, die gerade dabei war unterzugehen.
Auf einmal blieb Emma stehen.
„D- aaa !“
„Was d- aaa ?“ fragte Oskar.
„Da- aaaa !“
Mit vor Entsetzen weit geöffneten Augen deutete Emma mit der Hand nach vorne.
Am Ende des Weges zwischen den Bäumen versank die Sonne im gleißenden Abendrot, und genau dort, im rötlichen Licht des Horizonts, zeichnete sich etwas ab. Undeutlich, aber in seinen Umrissen doch klar erkennbar: ein riesiger Totenkopf.
Und er kam auf sie zu, langsam aber zielstrebig, die u n tergehende Abendsonne im Rücken.
„O Gott.. ! “, flüsterte Anton. Der Anblick war so a b sonderlich gruselig, dass keiner der dreien sich zu rühren vermochte. Stocksteif blieben sie auf der Mitte des Weges stehen.
Kurze Zeit später hatte der Totenkopf sich bis auf w e nige Meter genähert.
„Das kann doch nicht…?“ Oskar riss vor Erstaunen den Mund weit auf, und auch Anton und Emma glaubten ihren Augen kaum zu trauen.
Der Totenkopf war gar kein Totenkopf. Es handelte sich um zwei dunkelhäutige, schwarzgelockte Kerle, o f fenbar Zwillinge, die Arm in Arm mit geöffnetem, weißem Sonnenschirm hinter sich den Waldweg auf sie zu schle n derten. Die beiden trugen weiße Hemden und darunter dunkelblau, längsgestreifte Capri-Hosen, die im Abendrot ausgesehen hatten, wie ein furchterregendes Gebiss.
Fassungslos starrten die Kinder die beiden Gesellen an. Diese lächelten freundlich aus ihren volllippigen Mündern, hoben die Hand zum Gruß und zogen, leise vor sich hin pfeifend, an ihnen vorbei.
„Unglaublich…“, murmelte Emma.
„Kein Wunder, dass die Leute hier alle verrückt we r den…“ Oskar bückte sich und hob seinen Besenschirm auf, der ihm vor Schreck von der Schulter gerutscht war. „Das hält man ja im Kopf nicht aus!“
Schattenspiele
„Wir müssen rechts rum!“
„Sicher?“, fragte Anton. Der Weg nach rechts sah nur halb so einladend aus, wie der Weg vor ihnen, der direkt ins pupurne Rot der untergehenden Sonne führte.
„Sicher.“ Emma steckte ihren rechten Zeigefinger in den Mund und hielt ihn in die Luft. „Außerdem sollten wir uns beeilen. Man sagt, dass bei Westwind die Zeit schneller geht, nicht viel, aber ein Sturm könnte gefährlich we r den…“
Die drei Kinder bogen nach rechts in einen dunklen Pfad ein. Anton stellte den Kragen seiner Jacke auf, ihn begann zu frösteln. Immer dichter rückten die Bäume um sie herum zusammen, und im fahlen Licht der letzten Sonnenstrahlen sahen sie aus wie seltsam verkrüppelte Gestalten. Ein unheimliches Knacken erfüllte die Luft, irgendwo in der Ferne ertönte der Schrei eines Tieres, und neben ihnen drang ein beunruhigendes Pochen aus einem der Baumstämme.
Nach einer Weile konnte man die Hand vor den Augen nicht mehr erkennen. Die Kinder fassten sich an den Hä n den und folgten den Geräuschen des Waldes. Zwischen den Wurzeln säumten glimmende Pilze den Weg und alle r lei Getier war aus seinen Schlupflöchern gekrochen und beobachtete sie mit glühenden Augen.
Anton hatte das Gefühl, dass sich der Wald zu verä n dern begann. Statt der letzten Sonnenstrahlen schien nun ein fahles, bläuliches Licht zwischen den Bäumen hervor. Eine seltsam wabernde Atmosphäre umgab sie, und die Blätter um sie herum schimmerten nicht mehr grün, so n dern durchsichtig bläulich.
Hinter ein paar Bäumen sah man etwas Helles durch die Luft gleiten. Langsam näherte es sich, bis es ein paar Meter vor ihnen den Weg überquerte. Anton staunte, ein derartiges Wesen hatte er noch nie gesehen.
Quallenartig sah es aus, mit langen Tentakeln unterhalb eines durchsichtigen, lichterfüllten Körpers. Durch die glasige Haut schimmerten Organe in kristallbunten Farben, und die Tentakel bewegten sich wie mit Schwimmbew e gungen, als befänden sie sich nicht in der Luft, sondern weit unterhalb des Meeresspiegels. Anton sah sich um. Auch die Pflanzen hatten sich verändert. Die
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