Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
mitgenommen von zwei freundlichen Zauberkindern.
Während Anton noch grübelte, hatten sie bereits me h rere Biegungen des schmalen Waldwegs hinter sich gela s sen, und das Grün um sie herum begann langsam dichter zu werden.
Emma hatte ihre „Botanik jenseits Zeit und Raum“ aufgeschlagen und blätterte beim Gehen durch die Seiten.
Anton blickte sich um. Überall quollen dicke Wurze l stränge aus dem Boden und krochen an den Bäumen en t lang. Nadelbäume wechselten mit Laubbäumen, sonderb a re Schlingpflanzen mit dichten Büschen. Kaum ein G e wächs glich dem nächsten, da gab es zopfartig verflochtene Stämme, geheimnisvoll glimmende Pilze und Äste mit kugelförmigen Blütenkelchen, die aussahen wie Lampe n schirme.
Fasziniert betrachtete Anton einen besonders schönen, springbrunnenförmigen Farn. Plötzlich begann der Farn zu rascheln und verschwand mit einem leisen Zischen im Boden. Ungläubig blickte Anton auf die Stelle, wo er g e standen hatte. Gleichzeitig begann es auf der anderen Seite des Weges zu rascheln, und der Farn schoß dort in voller Pracht wieder an die Erdoberfläche.
„Ein Wechselwurzler , aus der Gattung der Kriec h pflanzen“, erklärte Emma, die neben Anton getreten war, „häufig anzutreffen in der Nähe von Hexengras. Früher wurde daraus Hustensaft gemacht. Heute nutzt man die Blätter gegen Schweißfüße.. “
Sie deutete auf ein paar Pflänzchen am Rande des W e ges. „Schaut mal, wie hübsch! Dämonenklee , und da, ein Teufelspilz, man sagt, wer ihn isst, nimmt seine Umgebung in acht Dimensionen wahr…“ Eifrig blätterte sie in ihrem Büchlein. Oskar rollte die Augen.
„Wer ist denn nun eigentlich dieser Problemlöser“, fragte Anton, um das Thema zu wechseln.
„Ein wirklich schlauer Mann“, erklärte Oskar. „Ihm eilt ein hervorragender Ruf voraus. Jeder, der ein unlösbares Problem hat, sucht ihn früher oder später auf. Dabei sind seine Methoden gar nicht spektakulär, ganz im Gegenteil, oft sogar total banal. Aber wirkungsvoll.“
„Das kann ich bestätigen“, nickte Emma, „ich war schon mal bei ihm, vor ein paar Jahren, zusammen mit meiner Mutter. Wir haben unseren Hund hergebracht, er hatte ein echtes Flöheproblem .“
„Und?“, fragte Anton.
„Der Problemlöser hat unseren Hund einfach von oben bis unten mit 4711 besprüht, es hat fantastisch g e wirkt.“ Emma schmunzelte. „Nur unsere Nachbarin war nicht so begeistert, die Flöhe sind nämlich ins Fell ihrer Katze übergesiedelt. Aber das Problem waren wir los…“
„Alternative Heilmethoden sind total angesagt“, best ä tigte Oskar. Er blickte zu der hölzernen Tischuhr , die i h nen mit ein paar Metern Abstand hinterher wackelte. „Vielleicht kann er ja auch die Uhr heilen. Irgendwie ist sie ja ganz nett, und so anhänglich, sie könnte meiner Mutter gefallen. Wenn sie nicht so einen Krach machen würde…“
„Hoffentlich schafft er es, die Algebra-Brille zu poli e ren“, murmelte Emma, „ich meine, ich will ja gar nicht den ersten Platz. Silber oder Bronze wären schon fantastisch. Aber allein um es dem blöden Schröder zu zeigen…“ Sie ballte ihre rechte Hand zu einer kleinen Faust. „Schröder ist so ein, so ein… Arschloch!“
Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund, und Oskar und Anton drehten sich überrascht zu ihr um. „Aber es stimmt doch“, murmelte sie verlegen und wurde rot. „…irgendwann zeig ich`s ihm, dann ist er so klein…so klein mit Hut!“
Inzwischen war das helle Grün der Blätter satter, smaragdfarbener geworden, und es schien zu dämmern. Nur noch vereinzelt fielen Sonnenstrahlen auf den moos i gen Boden. Ein leises Knacken und Knistern erfüllte die Luft, Ameisen krabbelten neben ihnen auf dem Waldb o den entlang, und irgendwo in der Ferne war der Gesang einer Nachtigall zu vernehmen.
„Schaut mal wie schön, Nachtkerzen!“, flüsterte Emma und deutete auf eine Pflanze mit tassenförmigen Blüte n kelchen. Einige der Kelche waren geöffnet und entließen schillernde Bläschen, die lautlos in die Baumkronen empor schwebten und dort zu kleinen Lichtkegeln zerplatzten.
Anton war ein Stück vorgegangen und vor einer Gru p pe von Pilzen stehengeblieben. Es waren Fliegenpilze, ein paar davon fast so hoch wie Stühle. Fasziniert betrachtete er die rot schimmernden Hüte mit den weißen Flecken dazwischen. Kein Maler hätte einen Fliegenpilz schöner zeichnen können. Er rupfte einen der kleineren aus dem Boden.
Doch in
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