Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
Blumentopf stand. Sie schien ihm zuzuzwinkern.
„Kommst du? Wir haben nicht ewig Pause!”, rief Uli von der Tür hinüber. Schnell griff Anton sein Pausenbrot und folgte ihm in den Flur.
Nachdenklich schlenderte er neben Uli den langen Gang entlang.
Uli steckte den Rest seiner Nussschnecke in den Mund, putzte sich die fettigen Finger am Hosenboden ab und sah Anton erwartungsvoll an.
„Und? Jetzt mach`s doch nicht so spannend. Wo warst du die letzten Tage?“
„Das ist nicht so leicht zu erklären…“, druckste Anton herum. Wie sollte er das auch erklären? Uli würde ihm ohnehin nicht glauben. „…Ich habe ein paar Sachen e r lebt, die, sagen wir, etwas ungewöhnlich waren.“
„Ungewöhnlich?“ Uli sah ihn verständnislos an.
„Ja, ungewöhnlich, das kann man so ausdrücken.“
„Und was genau?“
„…naja, ich war beispielsweise auf einem Kongress.“
„Einem Kongress? Was denn für einem?“
“Für Zauberei…”
“Für Zauberei?“ Ulis Augen leuchteten. „Sowas wie David Copperfield macht? Wie bist du da denn hin g e kommen? Ich dachte, sowas gibt es nur in Amerika.“
„Ich wurde mitgenommen.. “
“Wahnsinn”, stellte Uli fest und musterte Anton ane r kennend.
Schweigend liefen sie weiter. Inzwischen waren sie fast am Ende des Flurs beim Treppenhaus angelangt.
Als sie gerade die Stufen nach unten steigen wollten, erschallte hinter ihnen ein dumpfer Knall. Nicht besonders laut, aber doch laut genug, dass beide zusammenzuckten.
„Was war das?“, fragte Uli und drehte sich um.
Eine der Klassenzimmertüren am Ende des Flurs stand offen. Die beiden Jungen schauten sich an. Dann gingen sie zu der Tür und guckten neugierig um die Ecke. Der Klassenraum war leer. Eins der Fenster stand sperrange l weit offen, und ein kalter Luftzug fuhr ihnen entgegen. Offenbar hatte das Fenster im Wind geklappert.
Sie wollten gerade die Tür hinter sich zu ziehen, da hielt Uli inne und rümpfte die Nase.
„Hier ist etwas!“
„Was..?“
“Hier ist etwas…es stinkt hier!”, stellte Uli fest und schnupperte.
Jetzt roch Anton es auch. Es kam aus Richtung des Lehrerpults: ein leichter Geruch von Fäulnis.
Anton trat ins Klassenzimmer und ging zum Lehre r pult. Auf dem Pult lag nichts außer einem Stück Kreide, und die Schublade darunter war abgeschlossen. Aber unter der Tischplatte an einem kleinen Haken hing eine Tüte.
Neugierig zog Anton die Tütenöffnung auseinander und schaute hinein, während sich Uli mit zugehaltener Nase über seine Schulter beugte.
Die Tüte war vollgestopft mit Zitronen, alle in der Mi t te aufgeschnitten. Aber der üble Geruch kam von etwas anderem. „Igitt…“, entfuhr es Uli, und seine rosa G e sichtsfarbe wich einem käsigen Weiß.
Zwischen den Zitronenhälften lugten die Stiele von Pilzen hervor, Stinkmorcheln genauer gesagt, deren Hüte von einer grünlichen Schimmelschicht überzogen waren.
Angewidert ließ Anton die Tüte los.
„Lass uns gehen, das ist ja eklig!“, keuchte Uli und drehte sich um.
In dem Moment schwang die Klassenzimmertür auf, und herein trat Herr Clausewitz.
Entgeistert schauten die beiden Jungen ihn an.
„Was geht hier vor?“ Herr Clausewitz runzelte die Stirn und musterte sie. „Pfeiffer und Dietrich, wie üblich. Was treiben Sie hier am Lehrerpult?“
„Äh, nichts weiter.. “ , stotterte Anton, „wir dachten, hier wäre etwas, es hat so gestunken…“
„Gestunken?“ Über der langen Nase von Herrn Cla u sewitz vertiefte sich eine Zornesfalte. „Und deswegen machen Sie sich am Lehrerpult zu schaffen?“
„Nein, wir wollten nur…“, aber Herr Clausewitz ließ Anton nicht zu Wort kommen.
„Sie wollten das Lehrerpult durchsuchen, ganz offe n sichtlich. Wohl auf der Suche nach Prüfungsergebnissen?“
Mit langen Schritten ging Herr Clausewitz zum Pult, griff Anton und Uli an den Schultern und schob sie vor sich aus dem Klassenzimmer.
„Langsam reicht es mir! Das gibt eine disziplinarische Maßnahme, darauf können Sie Gift nehmen!“
Mit hängenden Schultern trotteten die Jungen vor Herrn Clausewitz das Treppenhaus hinunter ins Erdg e schoss. Dort ging es den langen Flur entlang Richtung Lehrerzimmer.
„Ach du Scheiße…“, flüsterte Uli, denn hinter dem Lehrerzimmer befand sich auch das Büro des Schuldire k tors.
Auch Anton fühlte sich ziemlich elend. So wütend wie Herr Clausewitz aussah, würde das Ganze sicherlich ein unerfreuliches Ende nehmen.
Auf der Mitte des Flurs
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