Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
nochmal, griff seine Schne e schaufel und stapfte Richtung Schuleingang, um die Tür abzuschließen. Da fiel ihm auf, dass in der Mitte des Schulhofs vor den Baumstämmen noch drei Kinder sta n den. Sie waren gerade im Begriff zu gehen.
Herr Kruzcek stutzte. Waren das nicht die drei von gestern? Zwei Jungen und ein zierliches Mädchen? Nur der kleine Hund war diesmal nicht dabei. Sein Verdacht erhä r tete sich, als die Kinder den Trampelpfad zur Wiese hinter dem Schulhof einschlugen. Tatsächlich, sie steuerten wi e der die alte Eiche an!
Diesmal würden sie ihm nicht entwischen. Hastig setzte Herr Kruzcek sich in Bewegung und stand kurz darauf unter der alten Eiche.
Entgeistert starrte er an dem breiten Stamm empor und ließ seinen Blick durch die kahlen Äste streifen. Dann stellte er die Schneeschaufel beiseite und machte eine Runde um den Baum.
Nichts.
Hausmeister Kruzcek ließ sich auf den knorrigen Wu r zeln vorm Baumstamm nieder und holte Luft.
In dem Moment traf ihn etwas am Hinterkopf. Es kam von oben. Eine zerknüllte Papiertüte, „Heiße Mandeln“ stand darauf. Verwirrt blickte er hoch und schrak zusa m men. Hinter ihm hatte jemand geniest. Kein Zweifel, ein Niesen, leise, aber doch deutlich hörbar.
Hausmeister Kruzcek wurde blass um die Nase. Mit zittrigen Fingern griff er in die Tasche seines grauen A r beitskittels und zog ein dünnes Metallfläschchen daraus hervor, öffnete es und genehmigte sich einen großen Schluck.
Langsam wurde ihm wärmer. Es mussten die Nerven sein. Es war Zeit für den Feierabend.
Während Herr Kruzcek samt Schneeschippe die Wiese Richtung Schulhof verließ, ertönte abermals ein zartes Niesen. Es war der hölzerne Türknauf , der mit geröteter Knollennase hinter ein paar Zweigen hervor lugte. Er hatte sich wohl eine Grippe eingefangen.
Währenddessen stiegen Anton, Oskar und Emma im Inneren der Baumkrone die Aststufen empor. Ein paar Runden hatten sie schon hinter sich gebracht.
„Meinst du, sie ist noch hinter mir her?“, fragte Anton mit Blick auf Oskar gerichtet.
„Wer?“
„Na, Valpurgia Stone…“
„Hm, wer weiß…“, murmelte Oskar und seine Miene verfinsterte sich. „Sie ist hinterlistig, die alte Hexe. Und wenn sie erstmal das Blut von Menschenkindern gerochen hat…“
„Papperlapapp!“, rief Emma dazwischen. „Das sind doch alles Ammenmärchen, völlig alberne noch dazu!“
„Nein, nein…“ Oskar schüttelte entschieden den Kopf, „es ist die Wahrheit, ich habe es aus mehreren Quellen gehört. Sie jagt Menschenkinder, die alte Valpurgia , und aus ihrem Blut braut sie sich dann ihre Schönheitselixi e re…“
Emma warf Oskar einen bösen Blick zu. „Das kann ja wohl nicht wahr sein. Kaum ist eine Frau mal richtig e r folgreich, eine Power-Frau, ein Star geradezu, schon kommen die Neider ins Spiel! Valpurgia Stone ist eine anerkannte Beauty-Expertin und nichts anderes.“
„Und warum hat sie Anton dann bitte durch den ha l ben Wald gejagt?“ Oskar guckte triumphierend. „Das war ja wohl nicht zum Spaß…?“
„Vielleicht weil Menschenkinder in Zauberwäldern nichts zu suchen haben?“, entgegnete Emma mit ernster Miene. „Warum auch immer. Ich kann mir nicht vorste l len, dass sie hinter seinem Blut her war, das ist völlig a b surd.“
Schweigend stiegen sie weiter die Treppenstufen hoch.
„Vielleicht hat Valpurgia ja auch etwas mit dem Zettel in der Bibliothek zu tun. Ihr wisst schon, der Zettel, auf dem mein Name stand…“, meinte Anton zaghaft.
„Wer weiß, wer weiß….“, murmelte Oskar.
Aber Emma rollte nur mit den Augen.
Inzwischen hatten sie einige Türen im Stamm hinter sich gelassen, und bis zur Bibliothek waren es nur noch ein paar Runden.
Da ertönte von unten ein Pfeifen.
Ein Herr mit rundlichem Gesicht, das aussah wie ein fröhlicher Pfirsich, näherte sich mit flinken Schritten.
„Achtung, Vorsicht, ich hab`s eilig!“, rief er schon von weitem. Auf seinen Schultern balancierte er eine lange Stange, auf der mindestens ein Dutzend Vögel saßen. Ta u ben genauer gesagt, die bei jeder Stufe, die es höher ging, ein missbilligendes Gurren von sich gaben. Sie schienen ganz schön schwer zu sein, der Kopf des Herrn war pute r rot.
Die Kinder traten zur Seite an die Blätterwand und li e ßen ihn passieren.
„Das war Herr Dudelmaus , er präsentiert seine Tauben auf dem Kongress“, erklärte Emma, „man kann sie wohl zu Fluggröße aufblasen, stand zumindest im
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