Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
trafen sie auf Fräulein Sperling, die aus der Tür des Lehrerzimmers bog. Ihre Haare waren wieder zu einem ordentlichen Dutt nach hinten geknotet, und auch die Hornbrille saß wieder gerade auf der Nase.
„Guten Tag Herr Kollege, wohin mit den Buben?“, b e grüßte sie Herrn Clausewitz.
„Zum Direktor, ich habe sie beim Durchsuchen eines Lehrerpults erwischt“, erklärte Herr Clausewitz, und der Stolz in seiner Stimme war kaum zu überhören.
„Na, das trifft sich doch, da muss ich auch hin, ich nehme sie mit!“, meinte Fräulein Sperling, und ehe Herr Clausewitz etwas entgegnen konnte, hatte sie Anton und Uli bei den Schultern gegriffen und schob sie vor sich durch den Flur.
„Na, wenn Sie meinen…vielen Dank, und sagen Sie e i nen schönen Gruß!“, meinte Herr Clausewitz und ve r schwand rechts durch die Tür ins Lehrerzimmers.
Schweigend gingen Anton und Uli vor Fräulein Spe r ling den langen Flur entlang. Doch kurz bevor sie das Zimmer des Direktors erreichten, blieb Fräulein Sperling stehen.
Sie musterte die beiden. „Na, heute wollen wir mal nicht so streng sein.“ Dann lächelte sie und zwinkerte ihnen zu. „Worauf wartet ihr, geht in euer Klassenzimmer, die Pause ist gleich vorbei!“
Einen Moment lang starrten die beiden Jungen sie u n gläubig an. Aber sie schien es ernst zu meinen.
„Vielen Dank!“, stotterte Anton, und gemeinsam dre h ten sie sich um und flitzten den Flur zurück zum Treppe n haus.
Auf der Hälfte des Gangs guckte Anton noch einmal zurück. Aber Fräulein Sperling war verschwunden. Stat t dessen winkte ihm nun vom Ende des Flurs Emma entg e gen!
Wieder in ihrer vollen wenn auch zierlichen Körpe r größe stand sie dort, winkte und lächelte dabei. Und sie hielt die Algebrabrille in der Hand.
Was für ein grandioser Streich!
Der Rest des Vormittags verging wie im Fluge. Zwei Stunden Erdkunde und eine Stunde Deutsch standen noch auf dem Programm. Die meiste Zeit verbrachte Anton in Gedanken an den gestrigen Tag. Er dachte an die Wand e rung durch den Zauberwald, das Haus des Problemlösers und die Begegnung mit Valpurgia Stone. Immer noch fuhr ihm ein kalter Schauer über den Rücken, wenn er sich an ihre grünlich funkelnden Augen erinnerte. Ob sie wohl immer noch nach ihm suchte? Vielleicht würde sie ihm auch außerhalb des Zauberwalds auflauern. Vor der Schule zum Beispiel - oder gar zu Hause?
Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Musste er jetzt immer und überall auf der Hut vor ihr sein?
Die Schulglocke läutete, und die letzte Stunde war vo r bei.
Anton räumte seine Sachen in den Ranzen, verabschi e dete sich von Uli und rannte durch den Flur in Richtung Schulhof. Insgeheim hoffte er, dass Emma und Oskar hier irgendwo auf ihn warteten.
Und tatsächlich. Sie waren da.
Lässig und mit den Beinen schlenkernd hockten sie auf dem Gerüst aus querliegenden Baumstämmen in der Mitte des Schulhofs. Emmas zarte Elfenflügel waren wieder wie üblich unter ihrem dicken Wintermantel versteckt.
Vor ihnen im matschigen Schnee lag Oskars Bese n schirm. Er sah aus wie neu, ein blauer, glänzender Stoff war um seinen Stiel befestigt.
Oskar hielt Anton eine Tüte mit gebrannten Mandeln vor die Nase. „Na, willst du eine?“
Anton griff hinein und fischte zwei heraus. Dann sah er Emma an. „Das war wirklich eine tolle Nummer vorhin! Also, eine Cola-Flasche, da muss man erst mal drauf kommen! Und auch die Sache mit Fräulein Sperling…“
Emma schmunzelte und steckte sich eine Mandel in den Mund. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest.“
Anton lächelte. „Ehrlich, das war toll.. “
„Alles keine große Hexerei“, wehrte Emma ab. Dann setzte sie eine ernste Miene auf. „Was jetzt viel wichtiger ist, wir müssen nochmal in die Bibliothek. Die Algebrabrille ist noch nicht perfekt. Ich muss die Gläser irgendwie dünner zaubern. Morgen ist die Endaussche i dung für den Nachwuchspreis.“
Sie hüpfte vom Baumstamm, zog sich ihren langen Schal zurecht und sah die beiden Jungen an. „Kommt ihr mit?“
Alles für die Schönheit
Als die letzten Schüler den Schulhof verlassen hatten, stieß Hausmeister Kruzcek einen tiefen Seufzer aus.
Endlich hatte er Ruhe von der Rasselbande. Ein G e johle und Gekreische war das, von Manieren keine Spur, und dazwischen das ständige Gebimmel von tragbaren Telefonen. Es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer. Früher war noch alles ruhig und beschaulich gewesen. Aber das war lange her.
Herr Kruzcek seufzte
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