Anton Pfeiffer und der Zauberkongress (German Edition)
weit auseinander, so dass sich ein etwa meterhoher Spalt bildete. Die Strahlen der Nachmi t tagssonne fielen auf die Aststufen, und ein kleiner Vogel, der in den Ästen friedlich vor sich hin gedöst hatte, flog erschrocken zur Seite.
„Viel Spaß noch bei eurem Kaffeeklatsch...“
Und schon war Schröder auf seinem schwebenden Brett nach draußen ins Freie gedüst. Zurück blieben ein paar umher wirbelnde Vogelfedern und ein entrüstetes Piepsen aus der Mitte des Blattwerks.
Ratlos betrachtete Anton die Schuhputzbürste in O s kars Hand.
„Ja und? Was hat es damit auf sich?“
„Das ist ein Flotter Feger. Ein magisches Accessoire der Luxusklasse.“
Oskar griff vorsichtig nach einer der schwarzen Bor s ten und zupfte daran. Ein mechanisches Klicken erklang, und aus der Mitte des Holzgriffs begann sich ein Stiel nach oben zu winden. Fassungslos sah Anton mit an, wie der Stiel immer länger wurde, bis er ungefähr seine Körpe r größe erreicht hatte und mit einem leisen Klicken einrast e te.
„Tolle Verarbeitung, poliertes Zedernholz, ein beso n ders schönes Exemplar...“, murmelte Oskar anerkennend.
Anton schwieg. Unglaublich. Es war höchste Zeit für ein ernstes Gespräch mit Opa Hubertus. Ob der wohl wusste, was er hier verschenkt hatte?
Oskar hielt ihm den neu entstandenen Besen hin.
„Los geht’s! Mit dem hast du gute Chancen!“
Zögernd griff Anton nach dem Stiel.
„Ich weiß nicht.“
„Was?“
„Ich…ich bin noch nie geflogen.“
„Du bist doch schon mit mir geflogen.“ Oskar trat n e ben ihn und klopfte ihm auf die Schulter, „das Ding fliegt von selbst. Glaub mir, mit dem Ding kann jeder fliegen.“
Er schob Anton zu der Öffnung in der Blätterwand.
„Komm schon. Das ziehen wir jetzt durch. Ich fliege hinterher, dann kann nichts passieren.“ Er zog aus seiner Jackentasche zwei zerknüllte Tarnumhänge, hielt einen davon Anton hin und zog sich den anderen über den Kopf.
Zögernd band Anton sich den Umhang um den Hals und nahm den Luxusbesen zwischen die Beine.
„Ich weiß nicht recht...“
Aber Oskar ließ sich nicht beirren. „Auf geht`s!“
Im selben Moment begann der Besenstiel zwischen Antons Beinen zu vibrieren, Antons Füße hoben sich von den Aststufen, und ehe er noch irgendetwas sagen konnte, war er durch den Blätterspalt ins Freie gesaust.
Wie eine Front eisiger Fäuste bohrte sich der Flugwind in sein Gesicht, und für einen Moment war an Atmen nicht zu denken. Fast liegend umklammerte er den Bese n stiel, und erst nach einer ganzen Weile wagte er die Augen zu öffnen.
Der Blick war unglaublich. Nichts als weiße Wolken l a gen zu seinen Füssen. Ein unendliches Meer von Bergen aus Zuckerwatte, glitzernd und schimmernd, einzig unte r brochen von den hellroten Schlieren der tiefstehenden Nachmittagssonne.
Überwältigt blickte Anton in das Wolkenmeer. Vo r sichtig versuchte er den Besenstiel mit den Händen zu bewegen. Tatsächlich, es funktionierte – er konnte fliegen! Er konnte einen Besen fliegen!
Doch die Freude währte nur kurz, denn der Flug b e gann ins Stocken zu geraten.
„Du musst die Destination angeben!“, schallte es von hinten.
„Was muss ich…?“
„Die Destination angeben, das Ziiiiel !“, rief Oskar und winkte ihm zu. „Flotte Feger funktionieren über Sprac h steuerung!“
„Ah so…“ Anton räusperte sich, „einmal bitte zur C i ty-Kirche!“
Kaum hatte er das gesagt, erwachte der Besen zu ne u em Leben. Mit einem Ruck kippte die Stielspitze nach unten, und Anton hatte gerade noch Zeit sich festzukla m mern, ehe es mit Tempo abwärts ging.
Fast wie im Sturzflug hatte der Besen binnen weniger Augenblicke die weiße Wolkendecke durchquert.
Unten tat sich das Panorama der Stadt auf, mit ihren winzigen Häusern und Straßen, die langsam näher kamen.
Es hatte wieder angefangen zu schneien, lautlos wie Federn segelten vereinzelte Flocken vom Himmel.
Von hinten tauchte Oskar auf seinem Besenschirm auf.
„Ich verlass` dich jetzt!“
„Was..?“
„Mach dir keine Sorgen. Dein Besen weiß genau, wo es hingeht. Wie gesagt, er fliegt von selbst. Aber es wird schwer werden, Schröder einzuholen, er hat einen Riesen-Vorsprung. Ich habe noch eine andere Idee, wie wir das Duell gewinnen können. Vielleicht funktioniert es!“ Und schon hatte Oskar seinen Besenschirm nach außen gedreht und entschwand in die andere Richtung.
Etwas ängstlich sah Anton ihm hinterher. So ganz a l lein hier oben in der Luft?
Doch so
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