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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ob der Kleine sein Kind sei. Rosanna hier, Rosanna da – ständig schleppte er irgendetwas für sie oder das Kind an. Ein Lammfell, das Rosanna in Bubis Wiege legen konnte. Eine Rassel, die er aus Holunderholz angefertigt hatte und für die der Säugling noch viel zu klein war. Merkte der Großvater denn nicht, dass er Rosanna damit nur auf die Nerven ging? Warum schmeichelte er sich derart bei ihr ein? Wollte er ihr, Simone, Rosanna wegnehmen? Das sollte ihm auf keinen Fall gelingen!
    Simone ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich ihre Nägel ins Fleisch gruben. Sie ließ sich nicht vertreiben! Und nach dem heutigen Tag würde Rosanna sie noch dringender brauchen als je zuvor. Als das tief gezogene Dach des Moritzhofes vor ihr auftauchte, war es Simone inzwischen gelungen, wieder etwas Zuversicht zu schöpfen. Der Gedanke an ihren Engel, an ihre geliebte Rosanna, ließ ihre Schritte schneller werden. Sie würde ihr ohne viele Umschweife von Zacharias und Elsbeth erzählen und auch davon, dass der Vater wohl nie mehr richtig gesund werden würde. Der »Fuchsen« brauchte schließlich einen richtigen Wirt. Und wenn die Freundin danach zusammenbrach, würde sie zur Stelle sein, um sie in den Arm zu nehmen, ihr die glänzenden Haare aus der Stirn zu streichen und sie zu trösten. Sie würde mit Rosanna Pläne schmieden für eine neue, schöne Zukunft. Ohne Zacharias. Ohne Anton, der auch nur an sich dachte und ihr und Rosanna keinerlei Hilfe war. Und ohne den schrecklichen alten Mann, der glaubte, ein Anrecht auf Rosanna zu haben, nur weil sie ihm den Haushalt führte.
    Ach Rosanna …
    Eines Tages würde es nur noch sie beide geben. Wenn Bubi größer war. Wenn der Großvater nicht mehr lebte. Wenn Rosanna nicht mehr auf seinen Unterschlupf angewiesen war. Wenn sie, Simone … Was vermochte sie nur zu tun, damit sieund Rosanna wieder zusammenleben konnten? Ohne die Männer, die Rosanna immer nur unglücklich machten. Und ohne ihre schreckliche Familie. Ohne die Rombacher, die so gemein sein konnten und dumm.
    Simone seufzte tief auf. Eines Tages …
    Das war sie ihrem Engel schuldig.
    Â»Der Zacharias heiratet also …« Karl Moritz schaute von seinem Platz am Esstisch hinüber zu Rosanna, die am Spülstein Radieschen von ihrer erdigen Hülle befreite.
    Â»Wenn Sie glauben, das macht mir etwas aus, dann täuschen Sie sich!«, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen. In der Schublade kramte sie nach einem Messer, um den Käse aufzuschneiden.
    Â»Ist das auch wahr, Rosanna?«, fragte Karl betont beiläufig. Mit seinem rechten Fuß bewegte er Bubis Wiege hin und her.
    Â»Ach, ich weiß es nicht!« Mit einer ruckartigen Bewegung ergriff sie das Holzbrett mit den Radieschen und dem Käse und brachte beides zum Tisch. »Seit Simone weg ist, frage ich mich, ob ich mir das womöglich nur einrede. Der Vater meines Kindes heiratet – müsste ich da nicht in Tränen ausbrechen?« Sie setzte sich Karl gegenüber.
    Der alte Mann schwieg. Als er keine Anstalten machte, das Brot aufzuschneiden, übernahm Rosanna diese Aufgabe.
    Â»Tatsache ist, dass ich viel trauriger darüber bin, dass er seinen Sohn noch kein einziges Mal besucht hat. Interessiert es ihn denn gar nicht, wie sein Kind aussieht? Ob es Ähnlichkeit mit ihm hat? Das tut weh, darüber muss ich nachts oftmals weinen. Aber dass Zacharias nun seine ›gute Partie‹ zum Traualtar führt, berührt mich seltsam wenig.« Gedankenversunken legte sie auf jeden Teller eine Scheibe Brot und butterte die ihre lustlos. Was Zacharias anging, hatte sie keine Illusionen mehr. Der Junge hat kein Rückgrat  – mit diesen Worten hatte Karl Recht gehabt. Anfänglich, in ihren ersten Wochen auf dem Moritzhof, hatte sie tatsächlich noch gehofft, Zacharias würde eines Tages wie einedler Ritter auf einem weißen Schimmel dahergaloppiert kommen und ihr offenbaren, dass er einen schrecklichen Fehler gemacht habe. Dann würde er sagen, dass er ohne sie nicht mehr leben könne und sie doch bitte wieder zurückkommen solle. Dass er seinen Eltern schon gesagt habe, die zukünftige Wirtin hieße Rosanna, und …
    Â»â€¦ ans Heiraten zu denken?«
    Rosanna war nach wie vor so tief in ihre Gedanken versunken, dass sie Karls Frage gar nicht gehört hatte. »Entschuldigen Sie, was haben Sie

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