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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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gesagt?«
    Karl Moritz hielt die Wiege sanft an, dann stützte er beide Arme links und rechts von seinem Teller auf dem Tisch ab. Sein Blick war ernst.
    Â»Ich bin froh, dass du dabei bist, Zacharias zu vergessen. Das macht mir die Sache etwas leichter. Ich … ich habe eigentlich schon länger darüber nachgedacht … Ich meine, man macht sich ja so seine Gedanken, und vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, dir diese Gedanken mitzuteilen.«
    Rosanna runzelte die Stirn. Täuschte sie sich, oder war Karl tatsächlich eine leichte Röte ins Gesicht gestiegen? Und warum stotterte er so?
    Ein jeder Tag hat seine Plage, hatte ihre Mutter immer gesagt. Vielleicht hielt dieser Tag sogar zwei Plagen für sie bereit … Rosanna wappnete sich innerlich. Wollte Karl ihr etwa sagen, dass seine Gastfreundschaft nun, da Bubi geboren war, ein Ende hatte? Stirnrunzelnd schaute Rosanna Karl an, doch der hielt seinen Blick angestrengt auf die Wiege gerichtet. Er konnte ihr also nicht einmal mehr in die Augen schauen …
    Rosanna setzte sich aufrechter hin. Was auch kommen sollte, sie würde auf keinen Fall weinen. Irgendwie würde es schon weitergehen. Schlechte Nachrichten sollten an ihr abperlen wie Wasser am Gefieder einer Ente. Den Stich in ihrer Brust versuchte sie zu ignorieren.
    Â»Wenn ich hier nicht mehr erwünscht bin, müssen Sie es mir nur sagen«, bemerkte sie steif.
    Karl Moritz schaute verwirrt auf. »Wie kommst du denn auf so eine Idee? Ach verdammt, ich druckse hier herum wie ein junger Esel! Dabei bin ich doch höchstens ein alter Esel.«
    Verlegen rieb er sich das Ohrläppchen und seufzte.
    Â»Also, um es kurz zu machen: Ich habe über dich nachgedacht. Und über mich. Und darüber, wie es weitergehen soll. Ich bin schließlich nicht mehr der Jüngste, und mich plagen jedes Jahr mehr Zipperlein. Meine Knochen sind eingerostet wie altes Werkzeug. Mein Rücken … nun ja. Und dann der Husten, der mir morgens immer so zu schaffen macht!«
    Â»Jedes Mal, wenn Sie anfangen, Ihre Krankheiten aufzuzählen, schwant mir nichts Gutes«, erwiderte Rosanna ironisch. Doch ihr war schon wieder ein wenig leichter ums Herz. In einem plötzlichen Anfall von Hunger biss sie herzhaft von ihrem Brot ab. Kauend sagte sie: »Normalerweise gehen Sie mir doch schon an die Gurgel, wenn ich Sie nur an Ihren Hustentee erinnere!«
    Der alte Mann lächelte verlegen. »Das ist doch nicht so gemeint. Ich will dich keineswegs unter Druck setzen … Aber was würdest du davon halten, wenn wir beide heiraten?«
    Rosanna verschluckte sich so heftig, dass sie zu prusten begann. Aufgeweichte Brotfetzen, Spucke und Butterflocken landeten auf dem Tisch.
    Â»Wie bitte?«, keuchte sie.
    Â»Du hast schon richtig gehört. Heiraten – wir beide! Natürlich nur auf dem Papier, das versteht sich von selbst. Gewisse eheliche Pflichten würde ich dir natürlich nicht abverlangen. Aber dieser Schritt hätte viele Vorteile – für uns beide.«
    Rosanna schüttelte den Kopf. »Vorteile für uns beide, wie Sie das sagen … Als ob es dabei um eine geschäftliche Abmachung ginge. Ich will nicht heiraten! Sie nicht und auch sonst niemanden. Von Männern habe ich die Nase voll! Also, ich meine, natürlich nicht von Ihnen, aber …« So schnell ihre Worte gekommen waren, so plötzlich taten sie ihr Leid. Verlegen schob sie mit ihrem Schürzenzipfel ein paar Brotkrumen auf dem Tischzusammen. Wie konnte Karl nur auf so eine Idee kommen? Als Bubi leise wimmerte, stürzte Rosanna mit übertriebener Fürsorge an die Wiege, nur um etwas zu tun zu haben.
    Â»Ich verstehe dich ja, Rosanna. Aber du darfst nicht nur an das Hier und Jetzt denken! So eine ›geschäftliche Abmachung‹ hätte durchaus ihre Vorteile. Was wäre zum Beispiel, wenn ich heute noch einen Herzschlag erleide und tot umfalle? Was würde dann aus dir werden?«
    Â»Sie und ein Herzschlag!« Rosannas Mundwinkel verzogen sich missbilligend. »Da fallen doch eher Ostern und Weihnachten zusammen.« Trotz ihrer forschen Worte war ihr plötzlich bange. Er hatte Recht, was würde dann aus ihr werden?
    Â»Wenn du mich heiratest, könnte ich für dich sorgen, auch nach meinem Tod. Du wärst dann immer noch jung genug, um dir einen feschen Burschen in deinem Alter zu suchen, und gleichzeitig wärst du

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