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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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können! – so nannte Käthe das, jawohl! Sie nieste laut und heftig.
    Â»Seit ich feststellen musste, dass unsere Fässer schon im Dezember zur Hälfte leer gefressen waren. Und wir wissen auch, wem wir das zu verdanken haben!« Über Franziskas Gesicht huschte eine dunkle Wolke. »Dieses g’schlamperte Luder hätte ich schon im letzten Herbst rausschmeißen und nicht noch bis Lichtmess warten sollen!«
    Was folgte, war eine Schimpftirade auf Luise, die Magd, die von Franziska beim Klauen erwischt worden war und die daraufhin am zweiten Februar ihr Bündel hatte nehmen müssen.
    Käthe stieß die Tür zu der kleinen Kammer auf, die sie nach dem Tod ihres Mannes eingerichtet hatte. Ein paar Regale, eine grob gezimmerte Verkaufstheke, mehr stand nicht darin. Hier bot Käthe Salz, Zucker und ein paar Gewürze an, außerdem Marmelade, eingelegte Gurken und Dörrobst. Die Rombacher selbst kauften nicht viel, meist waren es Städter auf der Durchreise, die mit einem Topf Marmelade ein Stück Landleben nach Hause nehmen wollten. Ihnen zuliebe band Käthe sogar ein rotes Schleifchen um jeden Topf. Hauptsache, der Verkauf der Lebensmittel brachte ein kleines Zubrot ein. Auf dem untersten Regalboden standen die Gurken- und Krautfässer. Käthe holte eins der mittelgroßen Fässer hervor. Wenn man der »Fuchsen«-Wirtin Glauben schenkte, war Luise nicht nur einediebische Elster gewesen, sondern obendrein vom Teufel selbst besessen!
    Sie rollte ein Gurkenfass neben die Mehlsäcke auf den Leiterwagen und wartete darauf, dass Franziska mit dem Schimpfen aufhörte.
    Â»Keiner will mehr richtig schaffen! Aber jetzt werden andere Seiten aufgezogen, das sag ich dir. Und die Kathi seht ihr auch nicht mehr so schnell. Wenn ich die zum Einkaufen schicke, ist immer der halbe Tag vorbei, und das Tagwerk bleibt liegen!«
    Â»Du weißt, deine Katharina ist bei uns immer gern gesehen!«, erwiderte die Müllerin. Dann nannte sie ihren Preis für die Lebensmittel. Das älteste Breuer-Mädchen wäre ihr als Schwiegertochter mehr als willkommen. Kathi konnte zupacken, nett anzusehen war sie auch, und dass der Gerhard ganz vernarrt in sie war, ließ sich nicht übersehen. Käthe überlegte noch, ob sie eine Andeutung in diese Richtung machen sollte, als Franziska erwiderte: »Und du weißt, dass wir euren Gerhard ebenfalls gern sehen. Aber dass du nicht auf dumme Gedanken kommst! Die Kathi brauchen wir noch ein paar Jahre. Und jetzt, wo wir ohne Magd sind, sowieso. Obwohl ich immer todmüde bin, kann ich manchmal nachts nicht schlafen, weil ich nicht weiß, wer die ganze Arbeit am nächsten Tag machen soll. Es wird einfach immer mehr!«
    Sie legte Käthe ein paar abgezählte Geldscheine hin.
    Â»Ãœbrigens: Könntest du mir morgen noch einmal den Gerhard schicken? Du weißt doch, außer dem Brot müssen diese Woche auch die Pfingstküchle für Samstag gebacken werden. Und jetzt, wo die Luise weg ist …«
    Wenn die Bauern am Pfingstsamstag ihre Viecher auf die Weiden getrieben hatten, trafen sie sich alljährlich im »Fuchsen« zu Pfingstküchle und Bier. Ja, dafür war ihr Gerhard gut! Käthe ärgerte sich inzwischen, dass sie es in den vergangenen Wochen zugelassen hatte, dass ihr Sohn für den »Fuchsen«-Wirt den Bäckermeister spielte. Ohne Lohn, versteht sich! Wo esdoch eigentlich so war, dass die Leute in die Mühle kamen, um durch Arbeit ihre Mahlkosten abzugelten!
    Resolut schüttelte Käthe den Kopf. »Tut mir Leid. Der Gerhard hat in den nächsten Wochen alle Hände voll zu tun. Eins der Wasserräder muss ausgebessert werden, ein paar Zapfen sind auch schadhaft und … Vielleicht solltet ihr euch wirklich nach einer neuen Magd umschauen.« Sie weidete sich noch an der Enttäuschung, die der Wirtin ins Gesicht geschrieben stand, als das Tor erneut aufging. Die beiden Frauen drehten sich um.
    Â»Grüß Gott!« Misstrauisch beäugte Käthe das junge Mädchen, das im Torrahmen stand. Sie hatte es hier im Dorf noch nie gesehen. Und von einem der umliegenden Höfe kam es bestimmt auch nicht. »Wie kann man helfen?«
    Die junge Frau blinzelte, als ob sie sich nach der grellen Maisonne erst an die Dunkelheit im Inneren der Mühle gewöhnen musste. »Ich wollte fragen, ob … ob ich ein Brot haben kann«, stotterte sie.
    Käthe

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