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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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runzelte die Stirn. »Brot?«, wiederholte sie. Dann zeigte sie auf das Schild an der Wand, wo sie alle Waren, die sie zum Verkauf anbot, aufgeführt hatte. »Kannst du nicht lesen? Bei uns gibt’s Mehl. Brot müssen die Leute schon selbst backen.« Diesen kleinen Seitenhieb auf Franziska konnte sie sich nicht verkneifen. Sie wusste wohl, dass es Müller gab, die auch Brot backten und verkauften, um ihre Kasse aufzubessern. Nach dem Tod ihres Mannes hatte Käthe ebenfalls mit diesem Gedanken gespielt, ihn dann aber wieder zugunsten des Lebensmittelhandels verworfen.
    Â»Ich tät auch dafür bezahlen. Oder dafür arbeiten!«, fügte die Fremde an, als ob Käthe nichts gesagt hätte. »Fleißig bin ich. Und schnell.« Ihre lebhaften Augen flackerten ängstlich, als befürchtete sie, hinausgeworfen zu werden. Trotzdem trat sie einen Schritt näher.
    Käthe musterte ihr Gegenüber. Blutjung, höchstens sechzehn Lenze, schätzte sie. Ein hübsches Ding, mit einem Gesicht wie ein Porzellanpüppchen. Aber so blass, als ob sie in einem Kellereingesperrt gewesen wäre. Drahtig zwar, aber so mager! Käthe griff in einen der Körbe hinter sich.
    Â»Ein bisschen Trockenobst könnt ich dir geben. Da, nimm!«
    Zögerlich griff das Mädchen nach den Apfel- und Birnenschnitzen, steckte sich jedoch schon im nächsten Moment einen davon in den Mund. Erst dann murmelte es: »Danke.«
    Käthe winkte ab. Außer einem Bündel hatte die junge Frau nichts dabei. Eine Hausiererin konnte sie also nicht sein. Und eine Näherin auch nicht, sonst hätte sie ihre Dienste doch gleich angeboten. Für eine Zigeunerin war sie zu hellhäutig … Eine Bettlerin? Deren Fetzen wären nicht so sauber gewesen. Also wahrscheinlich eine Dienstmagd, die anderswo in Ungnade gefallen war. Aber warum kam sie dann ausgerechnet in eine Mühle und bot ihre Dienste an? Als ob sich Käthe eine Magd hätte leisten können …
    Plötzlich kam ihr eine Idee.
    Â»Du sagst, du bist auf der Suche nach Arbeit?«
    Das Mädchen mit den blauen Augen nickte, während es hingebungsvoll auf einem Stück Trockenobst kaute.
    Käthe schaute von der jungen Frau zu Franziska, die mit ihrem Leiterwagen ein aufwändiges Wendemanöver begonnen hatte. Das war wieder mal typisch für die Breuer! Die sah ihr Glück nicht, selbst wenn es vor ihren Füßen lag.
    Â»Da wüsste ich, an wen du dich wenden kannst!«

Brot sollte ich backen und dafür eine warme Mahlzeit, eine Unterkunft für die Nacht und ein Morgenmahl bekommen – so hatte Franziska Breuer es mir vorgeschlagen. Und ich habe Ja gesagt. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ich konnte eine Rast gut gebrauchen. Und etwas essen musste ich auch. Und bevor ich mein bisschen Geld ausgab, wollte ich lieber für meine Kost arbeiten.
    In jedem Dorf, durch das ich auf meinem Weg nach Süden kam, hatte ich gehofft: Das ist jetzt endlich die Schweiz! Das ist das Land, von dem Mutter so viel erzählt hat. Wo Frauen als Stickerinnen und Näherinnen Arbeit finden können. Dass die Schweizer vermutlich nicht gerade auf eine Köhlerstochter warteten, die noch nie an einer Nähmaschine gesessen hatte und nur leidlich mit einer Stopfnadel umgehen konnte, kam mir nicht in den Sinn. »Stur wie eine Ziege!«, hat Vater mich immer geschimpft. »Sie hat ihren eigenen Willen und einen Dickkopf wie du«, antwortete Mutter ihm darauf stets. Oh, wie oft hat sie mich in Schutz genommen! Und nicht nur das.
    Auf meinem Weg nach Süden hatte ich oft das Gefühl, Mutter würde neben mir herlaufen. Manchmal, wenn die Sonne auf ein dicht bewachsenes Waldstück fiel und es ringsum nach Tannen und Kiefern roch, schaute ich mich unwillkürlich um. Genauso hatte Mutter gerochen, wenn ich mich nächtens an sie schmiegte. Dabei wusste ich, dass ich sie nie mehr wiedersehen würde.
    Deshalb musste ich unbedingt in die Schweiz gelangen. Dann würde mein Leben neu beginnen!
    Doch am Ende bin ich nicht weiter als bis Rombach gekommen …
    Â»Ist es für heute nicht schon zu spät, um mit dem Backen anzufangen? Sollen wir das nicht auf morgen verschieben?« Obwohl Gustav Breuer draußen bemüht leise sprach, war seine Stimmeim Backhaus nicht zu überhören. Und die seiner Frau auch nicht.
    Â»Und was ist, wenn sich herausstellt, dass sie’s doch nicht

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