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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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mit den Schultern. »Katharina kommt jetzt abends wieder zum Bedienen. Es ist dem Gerhard wohl nicht recht, aber Mutter sagt, es müsse sein. Ich muss jetzt dienstags das Brot backen. Letzte Woche ist mir eine Ladung verbrannt, weil Zacharias die neuen Därme für die Blutwürste nicht finden konnte und ich sie für ihn im Lager suchen sollte. Da hat Mutter vielleicht getobt! Ich wäre zu dumm für die einfachsten Sachen, hat sie gesagt. Und dass ich …«
    Rosanna hörte nicht mehr zu. Bei Zacharias’ Namen hatte ihr Herz geflattert wie ein aufgeschrecktes Vögelchen. Nun hielt sie sich eine Hand an die Brust, während vor ihrem inneren Auge sein Gesicht auftauchte.
    Wie geht es ihm?
    Spricht er manchmal von mir?
    Glaubst du, er bereut seine Entscheidung?
    Vermisst er mich?
    Ach Zacharias, warum hat alles so kommen müssen …
    Â»Der Bursche hat kein Rückgrat, das ist es!«, dröhnte plötzlich Karls Stimme in ihrem Kopf und verscheuchte das flatternde Vögelchen.
    Rosanna räusperte sich. »Und sonst?« Erleichtert, dass sich ihre Stimme anhörte wie immer, sprach sie weiter: »Habt ihr viele Gäste? Oder hält der Schnee die Leute ab? Herrje, Kind, jetzt lass dir die Worte doch nicht wie Würmer aus der Nase ziehen!«
    Simones Gesicht verdüsterte sich. »An Weihnachten kam die ganze Familie Jugel zu Besuch. Fettwanst Fritz, seine Frau Regula und die schreckliche Elsbeth. Ich musste das Zimmer für sie herrichten und ihr eine Wärmflasche bringen, damit sie nicht friert. Hat mich schon einmal jemand gefragt, ob ich in meiner Kammer friere?«
    Â»Ich«, hätte Rosanna erwidern können und musste an die vielen Nächte denken, in denen sie aufgestanden war und eine Extradecke über die magere Gestalt in der Kammer nebenan gelegt hatte.
    Â»Du hättest mal sehen müssen, wie die mit mir schöngetan hat! Wollte wissen, worin meine Aufgaben im Haus bestünden. Ob ich schon mit der Schule fertig sei. Und ob ich schon einen Verehrer hätte – stell dir das mal vor! Mir so eine Frage zu stellen – als ob sie keine Augen im Kopf hat! Ich hab sie nur finster angeguckt und nichts geantwortet. Und wenn sie zehnmal die zukünftige Wirtin des ›Fuchsen‹ werden soll – ich kann sie nicht leiden. Am liebsten hätte ich ihr erzählt, was ihr verehrter zukünftiger Bräutigam mit dir getrieben hat. Da wäre ihr das Lachen mit ihren schiefen Zähnen aber vergangen!« Simone lachte höhnisch auf.
    Â»Dann ist das also tatsächlich schon abgemachte Sache …« Rosanna verkrampfte unwillkürlich die Hände.
    Â»Was?«, fragte Simone zwischen zwei Bissen Brot. »Das mit der Hochzeit? Ach, ich weiß auch nicht.«
    Die Flecken in ihrem Gesicht wurden noch röter. Sie schiennicht zu merken, dass sich Rosanna bei jedem ihrer Worte ein wenig mehr krümmte, als habe sie Bauchschmerzen.
    Â»Zacharias hat sich nicht sonderlich um sie gekümmert, obwohl Mutter die beiden sogar nach dem Essen in die gute Stube geschickt hat, damit sie sich in Ruhe unterhalten konnten.«
    Ironie triefte aus ihren letzten Worten.
    Â»Nach zehn Minuten rannte er allerdings schon wieder nach draußen, murmelte, ihn würde ein unheimliches Reißen plagen. Ha, wahrscheinlich ist ihm ihre Gesellschaft auf den Magen geschlagen!« Sie kicherte boshaft.
    Â»So unausstehlich finde ich Elsbeth gar nicht«, hörte sich Rosanna sagen. »Ich meine, ich habe sie ja nur ein Mal gesehen, damals am ersten Mai, und da machte sie einen freundlichen Eindruck.« Warum musste Simone nur ständig Gift und Galle spucken? Jetzt war es schon so weit gekommen, dass sie Elsbeth in Schutz nahm! Irritiert schüttelte sie den Kopf. »Lass uns von etwas anderem reden.«
    Simone schob sich einen ganzen Löffel Honig in den Mund und riss dann die Augen auf.
    Â»Am zweiten Januar – da hast du was verpasst! Da standen plötzlich mehrere Männer in Socken in der Wirtsstube, alle mit sonderbaren Schuhen unter dem Arm. Obwohl sie von oben bis unten dick vermummt waren, waren sie durchgefroren bis auf die Knochen! Mit ganz blauen Mündern, sodass sie zuerst kaum ein Wort herausbrachten. Kathi hat vor Schreck aufgeschrien – du kennst sie ja. Nach ein paar Kannen heißem Tee mit viel Schnaps drin erzählten sie dann, dass sie auf ihren so genannten Schneeschuhen den

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