Antonias Wille
ewig hier oben verstecken! Ich hoffe, es ist Ihnen recht, wenn ich ein paar Kerzen mitnehme? Ich lasse auch eine für den Bienenstock weihen und eine Wetterkerze â¦Â« Als sie die steile Falte sah, die sich auf Moritzâ Stirn gebildet hatte, lieà sie die weiÃen Kerzen sinken. »Wennâs wegen dem Mittagessen ist ⦠Ich bin spätestens in drei Stunden wieder zurück, dann mache ich schnell die Suppe von gestern warm.«
Moritz winkte ab. »Wetterkerzen sind schwarz, falls du das nicht weiÃt«, brummte er. Er schien von ihrer Idee nicht sonderlich begeistert zu sein, sagte jedoch nichts mehr dazu, sondern widmete sich dem Stopfen seiner Pfeife.
Rosanna lächelte. »Schwarz oder weiàâ das wird dem Herrn Pfarrer bestimmt nichts ausmachen.«
Im vergangenen Jahr war Lichtmess auf einen Werktag gefallen, sodass sich nur die Frauen in der Kirche eingefunden hatten. Dieses Jahr fiel die Kerzenweihe auf einen Sonntag, deshalb waren auch die Männer zum Gottesdienst gekommen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, und als der Pfarrer seine Gemeinde zum Beten aufrief, war das Knacken vieler junger und alter Kniegelenke nicht zu überhören. Auch konnte der Pfarrer kaum einen Satz sprechen, ohne dass irgendwo ein harter Husten, ein Niesen oder Schnäuzen die von Weihrauch geschwängerte Luft erfüllte.
Rosanna war als eine der Letzten eingetreten und hatte in der hintersten Reihe Platz genommen. Dennoch blieb ihr Erscheinen nicht unbemerkt. Immer wieder drehte jemand den Kopf zu ihr um. Manche nickten ihr ausdruckslos zu, andere stieÃen ihren Nachbarn an, der sich daraufhin ebenfalls den Hals nach ihr verrenkte. Hier und da gab es Gezischel und unfreundliche Blicke. Manche Kirchenbesucher starrten ganz unverhohlen auf ihren Bauch, den selbst der dicke Wintermantel nicht mehr zu verbergen vermochte. Rosanna fühlte sich zunehmend unwohl.Bei dem Gedanken, nach dem Gottesdienst allein an den Altar treten zu müssen, hätte sie am liebsten ReiÃaus genommen. Aber sie war nicht um ihrer selbst willen hier, sondern für ihr Kind. Und so saà sie mit hocherhobenem Kopf da und schaute nach vorn.
»Lasset uns beten! Gott, du Quell und Ursprung allen Lichtes, du hast am heutigen Tag dem greisen Simeon Christus offenbart als Licht zur Erleuchtung der Heiden.
Segne die Kerzen, die wir in unseren Händen tragen und zu deinem Lob entzünden. Führe uns auf den Weg des Glaubens und der Liebe zu jenem Licht, das nie erlöschen wird. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.«
Die krächzende Stimme des Pfarrers verstummte. Mit einem gnädigen Nicken wies er seine Schäflein an, nach vorn zu treten. Binnen einer Minute leerten sich die Kirchenbänke auf der linken Seite, wo die Frauen saÃen, und es bildete sich eine lange Schlange im Mittelgang. Schrittweise bewegten sich die Frauen nach vorn. Rosanna hatte sich ganz am Schluss eingereiht. Auf halbem Weg zum Altar kam ihr Franziska entgegen. Sie erstarrte bei Rosannas Anblick, ging dann aber ohne einen Gruà an ihr vorbei. Simone, die hinter ihrer Mutter hergetrottet war, stieà einen leisen Freudenschrei aus, der von den Umstehenden mit missbilligendem Zischen und Kopfschütteln kommentiert wurde.
»Wir sehen uns nachher drauÃen«, flüsterte Simone ihr zu, dann wurde sie von ihrer Mutter am Arm weitergezerrt.
Rosanna nickte, obwohl sie wusste, dass Franziska Simone so schnell wie möglich nach Hause schleppen würde.
Schritt für Schritt bewegten sich die Frauen nach vorn, wo der Pfarrer in immer gleichem Tonfall die Segnungen sprach. Sollte sie zuerst die Taufkerze oder erst die anderen Kerzen weihen lassen? Bei den Frauen vor ihr konnte sie keine GesetzmäÃigkeit erkennen. Da wurde dem Pfarrer eine Totenkerze nach einer Opferkerze oder ein Bündel Pfenniglichter nach einer Gewitterkerze entgegengestreckt.
Rosanna nickte Margret zu, die mit ihren Kindern vom Altar zurückkam. Beide Kinder hielten stolz eine Kerze in der Hand und sahen wohlgenährt und gut gekleidet aus. Margret zwinkerte Rosanna freundlich zu.
Dann war sie nur noch wenige Schritte vom Altar entfernt.
Plötzlich begannen einige der Frauen an ihren Körben zu nesteln, mussten einen Stiefel schnüren oder Mäntel auf- oder zuknöpfen. Neugierige Spannung auf das, was kommen sollte, war ringsum zu spüren.
Und dann war Rosanna an der
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