Antrag nach Mitternacht
nach dem Dienstmädchen und bat darum, ihr ein Bad einzulassen. Ihr entging nicht Maisies Neugier, und sie wusste nur zu gut, dass sie und alle anderen Bediensteten zu gern erfahren hätten, was es mit der Szene auf sich hatte, die ihr am Abend zuvor von Perkins gemacht worden war. Sie würde ihnen sagen müssen, dass das Problem aus der Welt war und sich keiner von ihnen Sorgen um seine Zukunft machen musste. Aber für den Augenblick schwieg sie dazu, weil sie in diesem Moment nur ein heißes Bad nehmen und von Sinclair träumen wollte.
Für sie beide konnte es keine langfristige Zukunft geben. Francesca war keine Träumerin, und sie wusste, zwischen ihnen war allenfalls eine kurze Affäre möglich. Ja, sie liebte Rochford, doch auch wenn er die letzte Nacht genossen hatte, gab es keinen Hinweis darauf, dass er sie ebenfalls liebte. Leidenschaft bedeutete für einen Mann nicht das Gleiche wie für eine Frau. Sinclairs Verlangen war nicht untrennbar mit Liebe verbunden, ganz im Gegensatz zu Francesca. Und selbst wenn er sie lieben sollte, würde das nichts ändern.
Der Duke of Rochford musste heiraten, weil er einen Erben brauchte, da zählte nicht, was Sinclair Lilles wollte. Und er war ein verantwortungsvoller Mann, der seinen Pflichten, nicht jedoch unbedingt seinen persönlichen Wünschen nachkam. Er konnte keine Frau heiraten, die nicht in der Lage war, ihm Nachwuchs zu schenken. Er würde sich eine jüngere Braut suchen und mit ihr Kinder haben.
Aber das war nichts, was er von heute auf morgen in Angriff nehmen musste. Von den Frauen, die sie für ihn ausgewählt hatte, war keine in der Lage gewesen, sein Interesse zu wecken. Zwei von ihnen waren ihm sogar regelrecht unsympathisch gewesen, und einer dritten half er, sich mit einem anderen Mann zu verloben. Zudem hatte er keiner von ihnen irgendwelche Hoffnungen gemacht, vielmehr war er so verhalten wie immer aufgetreten. Er konnte also noch ein paar Monate warten, vielleicht sogar ein Jahr … oder zwei. Ein Mann konnte deutlich älter sein als er und immer noch in der Lage sein, Kinder zu zeugen.
Bis er heiratete, konnte er seine Zeit mit ihr verbringen, oder zumindest bis er ihrer überdrüssig wurde. Sie konnten eine Affäre haben, und niemand würde sich daran stören, solange sie diskret vorgingen. Schließlich war sie Witwe und er unverheiratet, und es gab niemanden, dem sie damit hätten wehtun können. Selbst bei verheirateten Adligen waren Romanzen nicht unüblich, wenngleich üblicherweise erst, nachdem die Frage der Nachkommen geklärt war.
Vielleicht würde man über sie tuscheln, aber solange sie sich vorsahen, würde das von niemandem zu einem großen Skandal aufgebauscht werden. Und selbst wenn, war sie bereit, dieses Risiko einzugehen. Immerhin würde dann nur ihr Ruf leiden, nicht seiner.
Sie wusste, es würde schmerzhaft werden, wenn sie ihn schließlich aufgeben musste. Doch selbst dieses Risiko wollte sie auf sich nehmen, wenn sie ihn bis dahin genießen konnte. Anschließend würde sie natürlich nichts tun, was Rochfords Ruf schaden könnte, aber für den Augenblick wollte sie sich an ihrem Vergnügen erfreuen.
Sie schwebte auf einer Wolke aus Glückseligkeit. Nachdem sie angezogen war, ging sie nach unten und rief ihr Personal in der Küche zusammen. Sie dankte jedem Einzelnen für den tatkräftigen Einsatz am gestrigen Abend und versicherte ihnen, Mr Perkins stelle nicht länger eine Bedrohung dar. Mit einem Lächeln erklärte sie, er werde nicht wieder herkommen.
Die Erleichterung war ihnen allen anzusehen, doch das änderte nichts an der Neugier, die sie noch empfanden. Allerdings beabsichtigte sie nicht, ihnen davon zu erzählen, dass sie sich an Rochford gewandt hatte, um Perkins loszuwerden. Vielleicht würde sie es später Maisie anvertrauen. Vor dem persönlichen Dienstmädchen einer Frau war es schließlich besonders schwierig, ein Geheimnis zu wahren. Doch für den Augenblick wollte sie über alles schweigen, was den Duke anging, zumal sie befürchtete, sie könnte erröten, sobald sein Name fiel – und damit die Wahrheit zu erkennen geben.
Sie versuchte, ihre tagtäglichen Aufgaben zu erledigen, hatte jedoch Mühe, sich zu konzentrieren. Nach einer Weile setzte sie sich an den Schreibtisch, um die Korrespondenz zu erledigen, die sie in der letzten Zeit vernachlässigt hatte. Sie hätte Constance schon vor Tagen schreiben sollen, aber kaum lag das Blatt Papier vor ihr, schweiften ihre Gedanken ab. Sinclair kam ihr
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