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Antrag nach Mitternacht

Antrag nach Mitternacht

Titel: Antrag nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Camp
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davon abhielt, sich mit ihr in ein stilles Eckchen zurückzuziehen, um sie zu küssen und zu liebkosen. Was aber, wenn es dazu nicht gekommen war, weil er ihre Gefühlskälte bemerkt hatte?
    Ihr einziger Trost, der sie Andrews Verhalten ertragen ließ, war die Aussicht auf eigene Kinder. Jedoch irrte sie sich auch in dieser Hinsicht. Nach sechs Monaten Ehe wurde sie schwanger, und nur vier Monate später kam es zu einem Streit mit Andrew, weil der immer wieder Spielschulden anhäufte. Als sie davonstürmen wollte, fasste er ihren Arm. Sie riss sich von ihm los, taumelte rückwärts, stieß gegen das Geländer am Kopf der Treppe und rollte mehrere Stufen nach unten. Wenige Stunden später erlitt sie eine Fehlgeburt, und ihr Arzt warnte sie mit besorgter Miene, dass sie womöglich keine Kinder mehr bekommen würde.
    Er sollte recht behalten, denn sie wurde danach nicht wieder schwanger. Das war die düsterste Zeit ihres Lebens, da sie wusste, ihr war jede Chance genommen worden, die Familie um sich zu haben, von der sie stets geträumt hatte. Ob sie je Liebe gegenüber ihrem Ehemann empfunden hatte, diese Frage hatte sie nie beantworten können. Aber sicher war, dass alle Empfindungen für ihn in der Zeit seit ihrer Heirat nach und nach verkümmerten und schließlich völlig abstarben. Und nun wurde sie zudem mit der Erkenntnis konfrontiert, niemals Mutterfreuden entgegensehen zu können.
    Mit Erleichterung nahm sie zur Kenntnis, dass er immer seltener ihr Bett aufsuchte, und es kümmerte sie auch nicht mehr, ob und wie lange er von zu Hause wegblieb, um sich zu betrinken und mit Huren zu vergnügen. Das Einzige, was sie ihm weiterhin vorhielt, war seine Neigung zu Glücksspielen aller Art, die ihre ohnehin bedenkliche finanzielle Situation noch kritischer werden ließ.
    Als er im Vollrausch von seinem Pferd fiel und dabei zu Tode kam, konnte sie für ihn nicht eine einzige Träne vergießen. Das Einzige, was sie in dem Moment verspürte, war ein wunderbares Gefühl von Freiheit. Hatte sie seit seinem Ableben oft genug befürchtet, eines Tages als Bettlerin zu enden, so war sie doch in den letzten fünf Jahren in der Lage gewesen, selbst über ihr Schicksal zu bestimmen. Ganz gleich, was der nächste Tag bringen würde – sie musste nicht länger fürchten, Andrew könnte in ihr Zimmer torkeln und von ihr fordern, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen.
    Auf keinen Fall, überlegte sie nun, würde sie sich je wieder in eine solche Lage bringen lassen. Eine weitere Heirat schloss sie für sich aus. Natürlich gab es weitaus bessere Männer als Lord Haughston, doch ganz sicher war keiner von ihnen an einer Ehefrau interessiert, die nicht an der körperlichen Liebe interessiert war. Und abgesehen davon verspürte sie nicht das geringste Verlangen, sich wieder das aufzuhalsen, was unweigerlich damit verbunden war, wenn sie mit jemandem das Bett teilte – selbst dann nicht, wenn es sich um einen netten Mann handelte. Vielleicht war ihre mangelnde Leidenschaft tatsächlich nicht normal, wie Andrew immer gesagt hatte, aber in ihrem Alter würde sich daran wahrscheinlich nichts mehr ändern. Es war nun einmal nicht so, dass sie von einem Verlangen überwältigt wurde.
    Diese Tatsache war der Hauptgrund dafür, dass dieser Traum sie so erschreckte. Was war das für ein hitziges Sehnen gewesen, das ihren Körper erfasst hatte? Und was hatte es zu bedeuten? Und wo hatte es seinen Ursprung?
    Vermutlich war der Traum aus den Erinnerungen entstanden, die ihr vor dem Einschlafen durch den Kopf gegangen waren – Erinnerungen an eine Zeit vor fünfzehn Jahren, als sie in Rochford verliebt gewesen war. Diese mädchenhaften Hoffnungen und naiven Gefühlsregungen mussten sich irgendwie den Weg in ihre Träume gebahnt haben, aber sie hatten nichts mehr mit der gefühlskalten Frau zu tun, zu der die Zeit Francesca gemacht hatte.
    Rein gar nichts.
    Zwei Tage später hielt sich Francesca im ersten Stock des Hauses auf, um zusammen mit ihrem Dienstmädchen Maisie zu überlegen, wie sie einem ihrer alten Kleider neuen Schwung verleihen konnte. Plötzlich kam ihr Butler zur Tür herein und ließ sie wissen, ein Sir Alan Sherbourne wolle sie sprechen.
    „Sir Alan?“, wiederholte sie ratlos. „Kenne ich einen Sir Alan, Fenton?“
    „Ich glaube nicht, Mylady“, erwiderte er ernst.
    „Meinen Sie, ich sollte ihn empfangen?“
    „Er erweckt keinen außergewöhnlichen Eindruck. Meiner Ansicht nach ein Gentleman, der die meiste Zeit auf dem

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