Antrag nach Mitternacht
zu ihrer Freundin. „Meine Güte, was machst du denn hier? Ich wusste nicht, dass du in der Stadt bist, weil dein Bruder kein Wort davon gesagt hat.“
Francesca zog Rochfords Schwester an sich und schloss sie in die Arme. Callie drückte sie ebenfalls sanft und begann zu lachen. „Er hat mir versprechen müssen, dass er dir nichts verrät, weil ich dich überraschen wollte. Brom und ich trafen ein, als Sinclair sich gerade auf den Weg zu deiner Soiree begeben wollte. Ich gab ihm zu verstehen, dass ich folgen würde, auch wenn ich nicht eingeladen war. Da wir uns erst noch frisch machen und umziehen wollten, sind wir erst viel später erschienen als mein Bruder.“
„Du bist immer eingeladen“, versicherte Francesca ihr und trat einen Schritt nach hinten, um ihre Freundin anzusehen. „Das weißt du ganz genau. Du siehst wundervoll aus.“
„Das macht das Kleid.“ Callies Augen funkelten vergnügt. „Ich habe es in Paris gekauft.“
„Nein, mit dem Kleid hat es nichts zu tun“, widersprach Francesca entschieden.
„Dann liegt es vielleicht am Eheleben.“ Callie warf ihrem Mann einen verliebten Blick zu.
Der große, breitschultrige Bromwell war einer der bestaussehenden Männer der Gesellschaft, der nur vom Duke in den Schatten gestellt wurde. Sein volles Haar hatte die Farbe von Mahagoniholz, seine Augen waren leuchtend blau. Ihm war die Ähnlichkeit mit seiner Schwester Daphne anzusehen, aber zum Glück hatte er einen grundlegend anderen Charakter als diese Frau.
Wegen der Lügen seiner Schwester hatte Bromwell den Duke über Jahre hinweg gehasst, und als er begonnen hatte, um Callie zu werben, da war es ihm in erster Linie darum gegangen, Rochford zur Weißglut zu bringen. Letztlich war er jedoch zu der Ansicht gelangt, dass nur zwei Dinge zählten: Callie und das, was er für sie empfand. Und nachdem Bromwell die Wahrheit über die Behauptungen seiner Schwester herausgefunden hatte, war es sogar zur Versöhnung mit dem Duke gekommen. Das war natürlich erst – wie für Männer typisch – nach einer schlagkräftigen Auseinandersetzung geschehen, die aber dazu führte, dass die beiden sich seither mit Hochachtung voreinander begegneten.
Der Earl of Bromwell verbeugte sich. „Lady Haughston, Lady Radbourne. Schön zu sehen, dass es Ihnen beiden gut geht.“
„Danke, Sir“, erwiderte Francesca und begrüßte den Earl freundlich.
Als die beiden am Beginn ihrer Beziehung standen, da hatte sie noch befürchtet, Bromwell könnte ihrer Freundin etwas antun wollen, weshalb sie ihn mit Argusaugen beobachtet hatte. Inzwischen jedoch war klar, dass die zwei wie füreinander bestimmt waren, und Callie war eine sehr glückliche Frau.
„Es freut mich, Sie wiederzusehen“, ergänzte Irene. „Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.“
„Ich glaube, ich habe jede Kathedrale in Frankreich und Italien gesehen, die je erbaut wurde“, antwortete Bromwell in gespielt leidendem Tonfall. „Mir war gar nicht klar gewesen, dass sich meine Frau so sehr für Kirchen interessiert.“
„Es geht mir gar nicht um die Kirchen an sich, obwohl sie wunderschön anzusehen sind. Die Kunst in ihnen ist mir viel wichtiger“, erklärte Callie.
Die vier unterhielten sich noch eine Weile weiter über das, was das Paar auf der Hochzeitsreise gesehen hatte. Schließlich entführte Irene den Earl, um Gideon zu begrüßen, während Francesca Callie zu den Stühlen führte, auf denen sie eben noch mit Irene gesessen hatte.
„Du bist glücklich, nicht wahr?“, fragte Francesca und betrachtete aufmerksam das Gesicht ihrer Freundin.
„Unglaublich und unbeschreiblich glücklich“, antwortete Callie. „Hätte ich gewusst, wie sehr mir die Ehe gefällt, dann hätte ich schon vor Jahren geheiratet.“
„Ich würde sagen, das hat etwas mit dem Ehemann zu tun, den du bekommen hast.“
Callie strahlte sie an. „Ich liebe ihn, Francesca. Mehr, als mir bislang bewusst war. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass diese Liebe jeden Tag stärker wird. Als wir geheiratet haben, hätte ich nicht gedacht, dass ich ihn mehr lieben könnte als an jenem Tag, und doch ist genau das eingetreten.“
„Ich freue mich wirklich für dich, meine Liebe.“
Sie hatte Calandra schon immer gemocht, kannte Francesca sie doch, seit sie ein kleines Mädchen war. Aber in den letzten Monaten war die Freundschaft zwischen ihnen deutlich enger geworden. Callie hatte es auf ihre Art ausgedrückt, gemeint, es würde ihr so vorkommen, als sei
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