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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sie schockiert. »Sie ist …?«
    »Tot«, antwortete Kate hart. »Wenn du ein paar Schritte weiter die Straße runtergehst, kannst du sie vielleicht noch sehen. Er hat wieder zugeschlagen.«
    »Das steht noch gar nicht fest«, sagte Faye. »Es könnte auch …«
    »… ein reiner Zufall sein?«, unterbrach sie Kate. Sie klang bitter, aber auch hörbar feindselig, und es war eine Feindseligkeit, die ihr galt. Bast konnte sie nur weiter verstört anblicken. Liz war tot? Das war schlimm, aber es hätte sie nicht so erschrecken dürfen, wie es das getan hatte. Schließlich war sie eine Wildfremde für sie. Sie hatte sie nur ein einziges Mal getroffen, und sie war noch dazu eine Frau von zweifelhaftem Ruf und nicht unbedingt angenehmem Charakter; niemand, den sie freiwillig zu ihren Freunden gezählt hätte. Außerdem gehörte der Tod – noch dazu der Tod Sterblicher – so sehr zu ihrem Alltag, dass er sie gar nicht hätte berühren dürfen.
    Aber er tat es. Sie fühlte sich persönlich angegriffen, aus einem Grund, den sie im ersten Moment nicht einmal selbst benennen konnte.
    »Und ihr seid sicher, dass es derselbe war, der schon eure Freundinnen getötet hat?«
    Sowohl Kate als auch Marie-Jeanette nickten – die Fremde, deren Namen sie nicht kannte, blickte sie weiter stumm und auf die gleiche, unangenehme Art abschätzend an. Bast versuchte ihren Blick zu erwidern, aber ihr Interesse erlosch ebenso rasch wieder wie gerade – und außerdem hatte sie im Moment wirklich andere Probleme –, während Faye nur die Schultern hob.
    »Vielleicht. Ich … bin nicht sicher.«
    »Blödsinn!«, schnaubte Kate. »Du willst es nicht wahrhaben, Süße, das ist alles. Aber das wird dir nichts nutzen, wenn er sich dich als Nächste vornimmt und dich aufschlitzt.«
    Plötzliche Wut nahm die Stelle verzweifelter Trauer in Fayes Blick ein, und sie setzte zu einer scharfen Antwort an, die zweifellos zu einem heftigen Streit zwischen ihnen geführt hätte, wäre nicht in diesem Moment Red hinter ihnen aufgetaucht, um das bestellte Bier zu bringen. Faye schluckte alles herunter, was ihr so sichtbar auf der Zunge lag und begnügte sich mit einem giftigen Blick in Richtung ihrer beiden Freundinnen, während der Rotschopf die Krüge lautstark und so unsanft auf dem Tisch ablud, dass der Schaum spritzte.
    »Bitte!«, sagte Bast besänftigend, als sie wieder allein waren. »Ihr seid erregt, und ich kann mir auch vorstellen, dass ihr Angst habt, aber damit tut ihr euch keinen Gefallen. Warum erzählt ihr mir nicht einfach, was passiert ist?«
    »Warum sollten wir?«, fragte Kate. Sie tauschte einen Blick mit Marie-Jeanette, der Bast nicht gefiel, aber sie konnte auch dieses Gefühl nicht begründen. Tief in sich spürte sie, wie die nächste Welle verzehrender Schwäche heranzurollen begann, und versuchte sich gegen ihren Anprall zu wappnen. »Ich finde, du stellst ziemlich viele Fragen für jemanden, den wir gar nicht kennen.«
    »Er hat ihr die Kehle durchgeschnitten«, sagte Faye leise. »Einfach so. Ganz ohne Grund. Ist einfach plötzlich aufgetaucht und hat es getan. Wie ein Gespenst.«
    Es dauerte einen Moment, bis Bast die wahre Bedeutung dieser Worte begriff. »Moment mal«, sagte sie ungläubig. »Soll das heißen, du hast es gesehen? Du warst dabei?«
    Faye nickte zwar, sagte aber trotzdem: »Nein. Nicht … direkt, meine ich. Wir waren draußen. Zusammen. Liz an ihrem Stammplatz, und ich an meinem, auf der anderen Straßenseite. Wir stehen da immer, weißt du? Seit es angefangen hat. So, dass … dass wir uns gegenseitig im Auge behalten können.«
    »Und das hat Liz ja auch wirklich geholfen«, sagte Kate abfällig. »Nicht wahr?«
    »Was hast du gesehen?«, fragte Bast rasch. Gleichzeitig versuchte sie, Kate ein wenig zu beruhigen, aber nicht einmal mehr dazu reichte ihre Kraft.
    »Eigentlich nichts«, antwortete Faye. »Es … ging unheimlich schnell. Er ist einfach aufgetaucht und … und hat ihr die Kehle durchgeschnitten. Ich habe es erst gemerkt, als … als sie zusammengebrochen ist. Hat nicht einmal mehr geschrien.« Ihre Stimme versagte, und sie verlor den Kampf gegen die Tränen endgültig. Hastig trank sie einen Schluck Bier, wobei sie beide Hände brauchte, um den schweren Krug anzuheben, und trotzdem einen Teil seines Inhalts verschüttete, fuhr sich mit dem Handrücken über das Gesicht, um Tränen und Bier wegzuwischen, und fuhr schließlich mit noch leiserer, mühsam beherrschter Stimme fort: »Ich bin gleich

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