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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schon seit einer ganzen Weile.«
    »Geschlossen?« Bast warf einen demonstrativen Blick in die Runde.
    »Das ist eine geschlossene Gesellschaft«, behauptete Red. »Wir sind … ähm … nur privat hier.«
    »Und das sind alles Ihre guten Freunde, vermute ich«, sagte Bast. Sie wartete, bis er genickt hatte, und fügte dann hinzu: »Das trifft sich gut. Schließlich sind wir doch auch gute Freunde, oder?«
    »Also, eigentlich …«
    »Ich suche nur jemanden, keine Sorge«, fuhr sie unbeeindruckt fort, als hätte er gar nichts gesagt. »Ich bleibe nicht lange. Aber für ein Bier wird es reichen.« Während sie das sagte, maß sie ihn mit einem knappen, abschätzenden Blick, der aber zu genau dem Ergebnis führte, das sie erwartet hatte: Der Bursche war vielleicht etwas älter, als sie ihn gestern eingeschätzt hatte, und jetzt, müde und erschöpft von einem viel zu langen Tag, wirkte er um einiges ernster und auf eine unpassende Art erwachsener, aber unter dieser Maske, die ihm das Leben gegen seinen Willen übergestülpt hatte, blieb er ein Kind.
    Und er würde niemals erwachsen werden.
    Bast blickte tiefer in ihn hinein und berührte etwas, das sie erschauern ließ; wie etwas Faulendes, Totes, das zu lange unentdeckt und verwesend in einem verborgenen Winkel gelegen hatte. Der Tod hatte ihn bereits gezeichnet. Noch zwei Monate, schätzte sie. Vielleicht drei. Ein flüchtiges Gefühl von Mitleid überkam sie und erlosch wieder, bevor es wirklich Besitz von ihr ergreifen konnte.
    »Wenn … Sie die drei von gestern suchen, die sitzen da hinten«, sagte er zögernd. Bast war ganz und gar nicht auf der Suche nach Liz und ihren Freundinnen gewesen, sondern nach etwas ganz anderem, aber ihr Blick folgte trotzdem der Richtung, in die seine ausgestreckte Hand wies. Die drei Frauen saßen am gleichen Tisch wie gestern – offenbar ihr Stammplatz –, hatten ihr aber den Rücken zugewandt, sodass sie sie nicht gleich erkannt hatte, und schienen merkwürdig gedrückter Stimmung zu sein.
    »Also gut«, sagte sie. »Bring mir einen Krug Bier … oder gleich eine Runde an den Tisch. Und für dich auch eins.«
    Sie ging los, bevor er irgendwelche Einwände erheben konnte, und schlenderte bewusst langsam durch den Raum. Noch immer wurde sie angestarrt, und obwohl sie mehr als einen Blick offen erwiderte, sah längst nicht jeder hastig weg, wie sie es gewohnt war. Anscheinend war es mit ihrer einschüchternden Wirkung nicht mehr allzu weit her.
    Aber um genau das zu ändern, war sie ja hier. Ein Teil von ihr tastete weiter aufmerksam umher und suchte nach einem geeigneten Opfer, und er tat es mit wachsender Nervosität. Noch blieb ihr Zeit, eine Auswahl zu treffen, aber wenn sie nicht bald fündig wurde, dann würde der Hunger die Oberhand gewinnen, und das bedeutete möglicherweise den Tod eines Unschuldigen.
    Nein, nicht möglicherweise. Ganz sicher …
    Bast schüttelte den Gedanken mit einiger Mühe ab, trat an den Tisch heran und nahm schweigend und unaufgefordert auf einem freien Stuhl Platz. Sie erkannte Kate, Marie-Jeanette und Faye, und außerdem noch zwei weitere Frauen, die gestern Abend nicht dabei gewesen waren und sie unverhohlen neugierig anstarrten. Niemand sagte etwas, und Faye lächelte sogar flüchtig, aber sie hätte schon blind sein müssen, um nicht zu spüren, dass etwas nicht stimmte.
    »Stimmt irgendetwas nicht?«, fragte sie übergangslos.
    Fayes Lächeln wurde traurig, und eine der beiden anderen Frauen stand wortlos auf und ging. Die andere sah sie stirnrunzelnd und sehr aufmerksam an, aber Bast interessierte sich nicht genug für sie, um ihr mehr als einen flüchtigen Blick zu schenken. Das Wissen, angestarrt zu werden, nahm allmählich eine fast körperliche Intensität an. Sie hatte das Gefühl … begrapscht zu werden.
    »Was?«, fragte sie.
    »Liz«, antwortete Faye leise.
    »Was ist mit ihr?« Bast sah sich ganz automatisch noch einmal um, obwohl ihr schon beim Näherkommen aufgefallen war, dass eine der vier Frauen fehlte. »Sie ist nicht da.«
    »Und sie kommt auch nicht mehr«, fügte Kate hinzu. Im Gegensatz zu Faye lächelte sie nicht, und ihr Gesicht und ihre Stimme waren so kalt wie Stein. »Und jetzt sag nicht, du weißt es noch nicht. Oder willst du uns erzählen, dass du rein zufällig ausgerechnet jetzt hier auftauchst?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung …«, begann Bast, und dann konnte sie fast körperlich spüren, wie hinter ihrer Stirn etwas einrastete.
    »Liz?«, murmelte

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