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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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»Ich dachte, Sie wüssten davon. Immerhin ist sie Londons ganzer Stolz.« Er verzog flüchtig das Gesicht. »Oder wird es irgendwann einmal sein, sollte sie jemals fertig werden.«
    Bast hatte irgendwie das Gefühl, mit jedem Wort weniger zu verstehen, aber dann schüttelte sie den Gedanken ab. Wieder eine der neumodischen Erfindungen, von denen Maistowe gesprochen hatte … aber sie war nicht sicher, ob sie sie wirklich verstehen wollte.
    Außerdem hatten sie im Moment andere Probleme.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Abberline und blickte abermals auf seine Uhr. »Die Züge verkehren im Viertelstundentakt, und ich weiß nicht genau, wie weit es bis zur nächsten Station ist. Rechts oder links?«
    Bast sah ihn fragend an.
    »Ist er nach rechts oder links gegangen?«
    »Nach rechts«, antwortete sie, fast ohne darüber nachzudenken. »Sie … Sie wollen doch nicht etwa dort hinein?«
    »Wegen des Drachen?« Abberline schien Freude an seinem eigenen schalen Scherz gewonnen zu haben, schüttelte aber auch den Kopf. »Keine Sorge. Er tut uns nichts – wenn wir uns ein bisschen beeilen und die nächste Station erreichen, bevor er zurückkommt, heißt das. Haben Sie Angst?«
    Bast war sich durchaus der Tatsache bewusst, dass Abberline sie zu reizen versuchte, und es ärgerte sie, aber sie hatte im Moment keine Zeit für so etwas. Abberline war ganz offensichtlich entschlossen, die Verfolgung um jeden Preis fortzusetzen, und sie konnte ihn auf keinen Fall alleine gehen lassen; schon, weil trotz allem die Gefahr bestand, dass er Sobek tatsächlich einholte. Bast bedauerte inzwischen, ihm tatsächlich die Richtung genannt zu haben, in die Sobeks Spur führte, statt ihn in die entgegengesetzte Richtung laufen zu lassen.
    Abberline gab ihr keine Gelegenheit, diesen Fehler wiedergutzumachen, sondern trat gebückt durch die Tür, sprang in den dahinter liegenden Gang, der einen guten Meter tiefer lag, und leuchtete mit seiner Lampe zu ihnen herein. »Jones, kommen Sie. Die Zeit läuft.«
    Der Bobby wirkte noch weniger begeistert als bisher, gehorchte aber widerspruchslos, und Bast war die Letzte, die den gewölbten Tunnel hinuntersprang. Der Atem des verschwundenen Drachen erfüllte die Luft noch immer mit beißendem Gestank, und das Lampenlicht brach sich auf rostigen Eisenbahnschienen, die tief unter der Erde verlegt worden waren. Auch hier lag der charakteristische Geruch von Blut in der Luft, mittlerweile aber nur noch so schwach, dass selbst Bast Mühe hatte, ihn zu erfassen.
    Abberline lief los, kaum dass sich Bast zu Jones und ihm gesellt hatte. Er rannte noch nicht, aber viel fehlte auch nicht daran, und obwohl Bast sein Gesicht nicht erkennen konnte, spürte sie seine Nervosität. Vielleicht war er sich seiner Sache doch nicht ganz so sicher, wie er bisher getan hatte.
    Und das möglicherweise zu Recht.
    Sie waren noch nicht einmal annähernd die Viertelstunde unterwegs, von der er vorhin gesprochen hatte, als Basts feine Sinne erneut ein sachtes Vibrieren und Zittern des Bodens wahrnahmen. Ganz instinktiv sah sie sich um. Hinter ihnen herrschte noch immer so vollkommene Schwärze, dass selbst ihre scharfen Augen nichts als Dunkelheit erkannten, aber das bedeutete nichts – obgleich der Tunnel gerade wirkte, beschrieb er doch in Wahrheit einen sanften Bogen, sodass alles, was weiter als fünfzig oder sechzig Schritte entfernt war, hinter der kaum merklichen Krümmung verborgen lag. Und so schnell, wie sich die Underground bewegte, konnte sie binnen Sekunden hinter ihnen auftauchen.
    »Vielleicht sollten wir uns besser ein wenig beeilen«, schlug sie vor.
    Abberline warf im Gehen einen Blick über die Schulter zurück. Er sagte nichts, schritt aber noch schneller aus und rannte nun wirklich. Trotzdem war Bast klar, dass sie es nicht schaffen würden. Auch vor ihnen herrschte vollkommene Schwärze, was hieß, dass sie noch ein gehöriges Stück von der nächsten Station entfernt waren, und nicht nur der Boden unter ihren Füßen zitterte mittlerweile so stark, dass selbst Abberline und Jones es spüren mussten. Dazu nahm sie jetzt ein schweres, mechanisches Klappern und Rasseln wahr, das rasch an Lautstärke gewann.
    Abberline begann zu rennen. Sein Lichtstrahl hüpfte wild vor ihnen auf und ab, tastete suchend über die Wände und bewegte sich immer panischer, und das unheimliche Geräusch nahm immer mehr an Macht zu. Bast unterdrückte den Impuls, hinter sich zu blicken, aber sie wusste auch so, was sie gesehen

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