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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gespannt war und sich seine Finger so fest um den Griff klammerten, dass alle Farbe aus seiner Haut gewichen war. Fast behutsam streckte sie die Hand aus, löste seine Finger vom Abzug und ließ den Hahn vorsichtig zurückschnappen. Abberline bemerkte es nicht einmal.
    »Ich nehme an, wir haben ihr Versteck gefunden«, sagte sie. Die Frage, die sie weit mehr beschäftigte, behielt sie vorsichtshalber für sich – nämlich die, wieso sie es gefunden hatten. Etwas in ihr tat sich schwer damit, diesen Fund als einen reinen Zufall zu akzeptieren. So leichtsinnig war Horus nicht. Sobek und er geboten wahrlich über genug Möglichkeiten, ihre Geheimnisse zu schützen.
    »Ihr Versteck?«, wiederholte Abberline stirnrunzelnd. »Sie meinen die beiden Männer, die aus Ihrer …« Er sprach nicht wei ter, sondern schrak plötzlich leicht zusammen, starrte die Waffe in seiner Hand eine geschlagene Sekunde lang vollkommen verständnislos an und steckte sie dann hastig ein, bevor er mit wenigen, raschen Schritten gänzlich neben die Drachenmumie trat und sich in die Hocke sinken ließ, um die bizarre Gestalt – mit sichtbarem Widerwillen, aber sehr aufmerksam – zu betrachten. Schließlich streckte er sogar die Hand aus und berührte die halb versteinerten dreieckigen Schuppen des Drachen, das aber so vorsichtig, als hätte er Angst, sich zu verbrennen.
    »Unglaublich«, murmelte er. »Das ist eine … eine Mumie? Aber wer tut so etwas? Und warum?«
    »Sobek«, antwortete Bast. Sie machte eine ausholende Geste. »Wenn Sie in einem fremden Land und einer fremden Kultur wären, Inspektor, würden Sie dann nicht auch versuchen, sich irgendwo ein kleines Stückchen Heimat zu schaffen?«
    Das war die falsche Tonlage, das spürte sie sofort. Abberline sah sie nur noch verwirrter an, und plötzlich auch wieder ganz leicht misstrauisch – vielleicht fragte er sich, ob sie versuchte, sich über ihn lustig zu machen.
    »Heimat?«
    »Nun ja«, bekannte Bast achselzuckend. »Sobek hängt nun einmal an seinen Lieblingstieren. Ein bisschen morbide, das gebe ich zu, aber er ist ziemlich alt.«
    Wider besseres Wissen lächelte sie schon wieder spöttisch. »Sie wissen, wie alte Leute sind, Inspektor. Sie werden manchmal komisch.«
    Wenn auch in vollkommen anderer Hinsicht als beabsichtigt, so wirkte ihr unpassend spöttischer Ton doch. Abberlines Miene verfinsterte sich noch weiter, und er stand mit einem Ruck auf und drehte sich gänzlich zu ihr herum, um sie beinahe feindselig anzustarren. »Ich finde das alles hier nicht im Geringsten komisch«, sagte er. »Was hat das zu bedeuten? Was ist das hier? So eine Art heidnischer Opferstätte oder der Tempel irgendeiner verrückten Sekte?«
    Bast wünschte sich, er hätte das nicht gesagt. Natürlich wusste sie von allen hier am besten, dass an diesem Ort nichts Magisches oder Übernatürliches war, und dennoch hatte selbst sie das Gefühl, dass der Frevel dieser Worte hier nicht ungestraft bleiben würde. »Nein«, sagte sie, nunmehr um einen ruhigen und schon fast übertrieben sachlichen Ton bemüht. »Zumindest nicht in dem Sinne, den Sie vermuten, Inspektor. Sie haben sich einfach ein Versteck gesucht und sich ein wenig …«, sie ließ den Blick schweifen, fast als suche sie inmitten dieser bizarren Szenerie nach den richtigen Worten, »… gemütlich eingerichtet.«
    »Gemütlich?«, vergewisserte sich Abberline. Er schüttelte grimmig den Kopf. »Wer sich hier wohl fühlt, der kann nicht ganz normal sein.«
    Dasselbe würden Horus und Sobek wahrscheinlich über Mrs Walshs Kaminzimmer sagen, dachte Bast. Sie schwieg.
    »Sie wollen mir aber nicht erzählen, dass all das hier aus ihrer Heimat stammt?«, fuhr Abberline fort. »Diese beiden haben den ganzen Kram aus Ägypten hierhergebracht?«
    Bast vermutete eher, dass all diese heiligen und uralten Gegenstände zwar tatsächlich aus Ägypten stammten, in letzter Zeit aber nur eine Reise von wenigen Meilen hinter sich hatten. Sie sagte auch dazu nichts, doch Abberline erwies sich als scharfsinniger, als sie zumindest in diesem Moment angenommen hatte. »Ich verstehe«, sagte er. »Wahrscheinlich haben sie es aus dem Britischen Museum gestohlen.« Er wartete einen Herzschlag lang – auch jetzt wieder vergebens – auf eine Antwort, straffte dann mit einem demonstrativen Ruck die Schultern und deutete zur Tür. »Dieser Spuk hat jetzt ein Ende«, sagte er. »Ich lasse all das hier dorthin zurückbringen, wo es hingehört, und sobald Ihre beiden

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