Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
er inmitten all des Gerümpels und zerbrochener Möbel in einer gewaltigen Staubwolke verschwand. Bast spürte seinen Schmerz und die maßlose Überraschung, mit der ihn dieser Angriff erfüllte, aber sie spürte auch, dass er nicht ernsthaft verletzt war.
    Wäre es anders gewesen, hätte sie vermutlich auch nichts für ihn tun können.
    »Bitte, lass das, Horus«, sagte sie matt.
    »Hast du Angst, dass ich dein Spielzeug kaputtmache?«, erkundigte sich Horus böse.
    »Er hat nichts damit zu tun«, antwortete Bast. »Das hier ist eine Sache zwischen dir und mir.«
    »Falsch«, sagte Horus mit plötzlicher Schärfe. »Es ist eine Sache zwischen uns und ihnen. «
    »Nicht zwischen uns « , erwiderte Bast. »Zwischen euch und ihnen. « Und nicht einmal das wirklich. Warum begriffen Horus und die anderen nicht, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen konnten? Sie konnten ihn noch nicht einmal wirklich führen.
    »Was gibst du mir, wenn ich es leben lasse?«, fragte er spöttisch. »Kommst du dann mit uns und schließt dich uns an?«
    »Du tötest ihn doch sowieso«, sagte sie müde. Sie spürte … nichts. Allenfalls etwas wie eine vage Trauer, dass Abberline nun nicht einmal mehr erfahren würde, warum er eigentlich sterben musste.
    Falls es überhaupt so etwas wie einen Grund gab.
    »Ja, das ist wohl wahr«, seufzte Horus. Er brachte es tatsächlich fertig, das Bedauern in seiner Stimme echt klingen zu lassen. »Weißt du, ich würde ja gerne ein gutes Wort für dein neues Spielzeug einlegen, aber du kennst Sobek genauso gut wie ich. Dein Freund hat ihm weh getan, und er ist ziemlich – wie soll ich sagen – nachtragend.«
    »Hör auf damit«, sagte Bast müde.
    »Vielleicht bist du es, die aufhören sollte, die Augen vor der Wahrheit zu verschließen«, antwortete Horus. Seltsamerweise klang er immer noch nicht zornig, sondern geradezu sanft. Und auch der Blick, mit dem er Bast maß, war allenfalls bedauernd, Nicht etwa hasserfüllt oder auch nur zornig. Sie standen auf unterschiedlichen Seiten, aber sie waren keine Feinde. »Du hast mit Isis gesprochen, nicht wahr? Sie wird dich nicht begleiten, nehme ich an.«
    Irgendetwas stürzte polternd um und ließ eine trockene Staubwolke aufwirbeln, als Abberline sich umständlich in die Höhe zu stemmen versuchte. Er wirkte benommen, und aus seiner Nase und seiner aufgeplatzten Unterlippe sickerte Blut. Sobek sah kurz von seiner Petroleumlampe auf, deren simple Mechanik ihn über die Maßen zu faszinieren schien, musterte ihn stirnrunzelnd und konzentrierte sich dann wieder ganz auf sein vollkommen sinnloses Tun.
    »Und was erwartest du jetzt von mir?«, fragte sie bitter. »Dass ich mich euch anschließe? Wozu? Für das hier? Wollt ihr den Rest eures Lebens damit zubringen, durch die Kloaken zu schleichen und Museen zu beklauen?«
    Horus nahm die Spitze kommentarlos hin, was sie ärgerte. »Diese Welt wird untergehen, Bastet, so wie alle anderen vor ihr. Willst du wirklich mit ihr untergehen?«
    »Rom ist auch untergegangen …«, begann Bast.
    »Und wenn ich mich nicht täusche, hattest du einen nicht unbeträchtlichen Anteil daran.«
    »… und das Reich der Pharaonen ist trotzdem nicht wiederauferstanden«, fuhr Bast ungerührt fort. »Aber viele von uns haben dabei den Tod gefunden. Ich werde nicht danebenstehen und tatenlos zusehen, wie du uns alle mit dir in den Abgrund reißt.«
    »Dann werden wir dich zwingen, uns zu begleiten«, sagte Horus bedauernd. »Bitte steck das Schwert ein.«
    Abberline machte einen unsicheren, taumelnden Schritt, fiel schwer auf die Knie und fing seinen Sturz im letzten Moment mit den Händen ab, schien aber Mühe zu haben, wieder auf die Füße zu kommen. Sobek sah abermals von seinem leuchtenden Spielzeug auf, runzelte die Stirn und stellte die Petroleumlampe neben sich auf den Altar. Nachdenklich sah er auf Abberline hinab, schlug seinen Mantel zurück und legte die Hand auf den reich verzierten Schwertgriff in seinem Gürtel. Bast wusste, was nun folgen würde und schätzte blitzartig ihre Chancen ab, es mit Horus und Sobek zugleich aufzunehmen, verwarf den Gedanken aber auch fast augenblicklich wieder. Horus war kein wirklicher Gegner für sie, und seine närrische Weigerung, das Blut eines der Ihren zu vergießen, machte es ihr nur noch leichter, aber bei Sobek sah die Sache schon anders aus. Er war ihr mindestens ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen, selbst in seinem momentanen Zustand, und er hatte noch niemals Hemmungen gehabt,

Weitere Kostenlose Bücher