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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gut?«
    »Nicht besonders«, antwortete Bast offen. »Sie hat Angst.«
    »Kann ich verstehen.« Faye gähnte ungeniert mit offenem Mund, sah sich in dem winzigen Zimmerchen um, als würde sie etwas ganz Bestimmtes suchen, und begann dann langsam ihr Kleid aufzuknöpfen. »Aber das ist dein Problem. Du wolltest sie haben, und jetzt hast du sie am Hals.«
    Bast antwortete nicht gleich, sondern sah ihr einige Augenblicke lang fast widerwillig dabei zu, wie sie sich weiter entkleidete. Sie konnte nicht sagen, ob es pure Gedankenlosigkeit oder Absicht war, dass sie es langsam und mit fast lasziven Bewegungen tat, aber das Ergebnis war dasselbe: Der Anblick war ihr mit jedem Herzschlag unangenehmer. Er erinnerte sie daran, wie hungrig sie war.
    »Vielleicht auch nicht«, sagte sie schließlich.
    Faye streifte ihr Kleid ab und stand jetzt nur noch in einem dünnen Hemd vor ihr. Es war kalt hier drinnen, und das dünne Leinenkleid konnte nicht verbergen, wie sehr sie fror. Bast war jetzt sicher, dass sie das absichtlich tat.
    »Ich habe dir angeboten, dir zu helfen, wenn du hier rauswillst. Erinnerst du dich?«
    »Du hast nur leider nicht gesagt, wie das gehen soll.« Faye machte Anstalten, den Träger ihres Hemdes abzustreifen, und Bast streckte rasch den Arm aus und hielt ihre Hand fest.
    »Dann sage ich es jetzt. Du hast mir von deinem Traum erzählt, erinnerst du dich? Irgendwo in Ruhe zu leben und ein eigenes Haus und vielleicht ein kleines Geschäft zu haben? War das wirklich dein Ernst, oder nur so dahingesagt?«
    Ihre Hand hielt noch immer die von Faye, und das Mädchen machte keinen Versuch, die Hand zurückzuziehen, sondern legte ganz im Gegenteil nun auch noch die Linke auf Basts Finger, und plötzlich spürte sie, dass sie tatsächlich vor Kälte am ganzen Leib zitterte … aber auch, wie weich und verführerisch zart ihre Haut war und wie gut sie roch …
    Bast prallte fast erschrocken vor ihr zurück und erteilte sich selbst in Gedanken eine scharfe Rüge. So hungrig war sie noch längst nicht.
    »Und wenn es so wäre?«, fragte Faye. Sie klang irgendwie enttäuscht.
    »Dann könnte ich dir helfen, diesen Traum wahr zu machen«, antwortete sie. »Du gehst von hier fort, am besten noch heute. Ich gebe dir Geld. Genug, um irgendwo neu anzufangen und dir dein Geschäft einzurichten. Am besten in einer anderen Stadt.«
    »Einfach so?«, erkundigte sich Faye. »Wo ist der Haken?«
    »Natürlich nicht einfach so«, erwiderte Bast. »Ich werde ein Auge auf dich werfen und darauf achten, dass du dich auch wirklich an unsere Vereinbarung hältst, und nicht in einer anderen Stadt einfach so weitermachst wie hier und dir einen neuen Onkel Munro suchst. Und den Haken kennst du. Er heißt Cindy.«
    »Cindy?« Faye riss die Augen auf. »Was habe ich …?«
    »Ich möchte, dass du dich um sie kümmerst. Dafür bezahle ich dich. Du sorgst dafür, dass sie zur Schule geht und ein anständiges Mädchen wird, und solange du diese Aufgabe erfüllst, lasse ich dir regelmäßig Geld zukommen. Du wirst nicht reich, aber etwas Besseres als das hier werdet ihr euch allemal leisten können.«
    Faye sah sie sehr lange und ebenso misstrauisch wie verwirrt an. Schließlich streifte sie ihren Träger nicht nur wieder hoch, sondern griff auch nach ihrem Kleid, um es sich vorzuhalten; als wäre sie ganz plötzlich schamhaft geworden. »Du meinst das wirklich ernst, wie. 7 «, murmelte sie.
    »Todernst«, bestätigte Bast.
    »Warum?«, fragte Faye. Ihr Blick irrte immer hektischer über Basts Gesicht, als suche sie verzweifelt nach irgendeiner Spur von Spott oder Heimtücke hinter ihren Augen. »Ich meine: Was bist du? So etwas wie die gute Fee aus dem Märchen?«
    »Nein«, antwortete Bast. »Für die meisten bin ich wahrscheinlich eher das Gegenteil. Aber erstens bin ich reich. Ich kann es mir leisten, großzügig zu sein. Und zweitens …«
    »Zweitens?«
    »Hast du recht«, antwortete Bast. »Ich hätte Cindy nicht mitnehmen sollen. Es war ein Fehler. Die Vorstellung, ein unschuldiges Mädchen aus den Klauen einer gierigen Puffmutter zu befreien, hatte in diesem Moment einen gewissen Reiz für mich, aber inzwischen glaube ich beinahe, dass es keine besonders gute Idee war.«
    »Dann bring sie zurück«, sagte Faye. »Maude wird sich freuen.«
    »Dafür ist es zu spät«, sagte Bast. »Ich habe sie am Hals, und damit habe ich ein Problem. Also was liegt näher, als mein Problem zu deiner Lösung zu machen? Du willst von hier weg? Nimm mir

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