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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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London nahe und die Verlockung des leicht verdienten Geldes allgegenwärtig war.
    Bast seufzte tief. Das alles kam viel zu schnell und nicht einmal annähernd so gut durchdacht, wie es sein sollte. Sie begann erst jetzt allmählich zu begreifen, was sie eigentlich getan hatte, indem sie sich in Cindys und Fayes Leben einmischte. Sie hatte sich eine Menge Probleme aufgehalst, die sie in der wenigen Zeit, die ihr noch blieb, unmöglich lösen konnte.
    Aber sie musste es zumindest versuchen.
    »Du solltest nicht den Fehler begehen und Mrs Walsh unterschätzen«, sagte sie ernst. »Und mich auch nicht. Es könnte gut möglich sein, dass ich von Zeit zu Zeit vorbeikomme und nach dem Rechten sehe.«
    Cindy machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten.
    »Letzten Endes ist es deine Entscheidung«, sagte Bast. Sagte und glaubte sie das nur, weil sie es glauben wollte und es einfach die bequemste Lösung war?
    »Sieht so aus«, antwortete Cindy. »Aber ich geh nicht zurück zu Maude. Und zu Faye schon gar nicht.«
    »Dann bleibt ja nur noch Mrs Walsh.«
    »Oder du«, sagte Cindy. »Warum nicht?« Cindy nickte heftig. »Ich habe gehört, was du vorher zu Mrs Walsh gesagt hast. Du gehst zurück in deine Heimat. Ich könnte mit dir gehen.«
    »Wozu?«
    »Du könntest mir beibringen, so zu werden wie du.«
    »Verzweifelt, auf der Flucht und halb tot?«
    »Eine Kriegerin!«, antwortete Cindy. Ihre Augen leuchteten. »Ich habe gesehen, was du gestern Abend getan hast. Ich will das lernen.«
    »Menschen zu töten?«
    »Mich zu verteidigen«, antwortete Cindy kopfschüttelnd. »Dir kann niemand etwas tun! Ich will so werden wie du! Eine Kriegerin! Bringst du es mir bei?«
    »Kein Problem«, antwortete Bast. »Ich kann dich alles lehren, was ich kann … wenn du ein paar hundert Jahre Zeit hast.«
    »Auf den Arm nehmen kann ich mich selbst«, sagte Cindy ärgerlich. »Du willst mich nicht bei dir haben, stimmt’s?«
    »Das hat nichts mit Wollen zu tun«, sagte Bast traurig. »Ich weiß ja nicht einmal, ob ich morgen um diese Zeit noch lebe.«
    »Blödsinn!«, schnaubte Cindy.
    Bast sah sie noch einen Herzschlag lang resignierend an, dann rief sie mit nur leicht erhobener Stimme nach Mrs Walsh.
    Maistowe und sie tauchten so schnell auf, dass sie nicht einmal darüber nachdenken musste, ob sie gelauscht hatten oder nicht.
    »Ich glaube, Cindy hat sich entschieden«, sagte sie. »Dann wäre jetzt nur noch die Frage zu klären, ob sie auch seefest ist.«
    Cindy schnaubte wütend, ballte die Fäuste und stampfte davon.
    Mrs Walsh fragte nicht, was sie in ihrer angeblichen Abwesenheit besprochen hatten. »Das freut mich aufrichtig«, sagte sie. »Es hätte mir wirklich leidgetan, wenn dieses arme Kind endgültig auf den falschen Weg geraten wäre.«
    »Und Sie trauen sich das wirklich zu?«, fragte Bast.
    »Ich bin vielleicht nicht mehr die Jüngste«, Mrs Walsh schürzte die Lippen und sah sie schon wieder mit diesem gespielten verletzten Ausdruck an, »aber noch nicht annähernd so alt wie Sie, mein K … meine Liebe, und Jacob wird mich tatkräftig unterstützen.« Sie sah Maistowe Zustimmung heischend an, gab ihm aber gar keine Gelegenheit, auch nur einen Ton hervorzubringen. »Ich weiß, dass der Moment ungünstig ist, aber ich muss Sie um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Wen soll ich umbringen?«, fragte Bast.
    Mrs Walsh schien das nicht lustig zu finden, aber sie überging die Bemerkung. »Wir reisen heute Abend ab, und das für eine lange Zeit, jedenfalls für jemanden wie mich, der zeit seines Lebens niemals länger als zwei Tage aus London weg gewesen ist. Ich würde mich gern von einigen meiner Bekannten verabschieden, wenn Sie verstehen.«
    »Und Sie möchten, dass ich eine Weile hier bleibe und auf Cindy aufpasse.« Und auf Jacob. Ganz besonders auf Jacob.
    »Das wäre sehr freundlich. Ich verspreche, dass ich bald zurück bin. In spätestens ein paar Stunden.«
    Bast sah zur Uhr hin, obwohl es nicht nötig war. Sie verspürte nicht die geringste Lust, das Kindermädchen für eine beleidigte Göre zu spielen – aber vermutlich war es ohnehin sinnlos, jetzt nach Whitechapel zu gehen.
    »Ich bin nicht begeistert von dieser Vorstellung«, sagte sie ehrlich. »Aber wenn Sie versprechen, nicht zu lange zu bleiben …«
    »Ich bin bis Mittag zurück«, versprach Mrs Walsh. »Allerspätestens bis um eins.«
    Mrs Walsh kam, wie versprochen, Punkt eins zurück; sogar einige Minuten vor eins, um genau zu sein, und sie war

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