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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Straße ein, in der Mrs Walshs Pension lag, und Bast registrierte beiläufig, dass der Konstabler noch immer auf der anderen Straßenseite stand und das Haus beobachtete – auch wenn sie sehr wohl spürte, dass er eher im Stehen schlief, als wirklich seine Pflicht zu tun – und im ganzen Haus Licht brannte. Angesichts ihrer bevorstehenden Abreise schien Mrs Walsh wohl ihrer normalen Sparsamkeit abgeschworen zu haben.
    Aber vielleicht gab es auch einen anderen Grund …
    Der Wagen hielt an, und Abberline machte Anstalten, sich von seinem Sitz zu erheben und nach der Tür zu greifen, doch Bast hielt ihn mit einer fast erschrockenen Bewegung zurück.
    Abberlines Blick sprach Bände. Bast schüttelte nur wortlos den Kopf, stieg als Erste aus dem Wagen und legte die Hand auf den Schwertgriff, während sie sich der Haustür näherte. Etwas stimmte nicht. Sie spürte … Schmerz. Grenzenloses Leid und Furcht und das Echo vergangener Qualen. Ihre Hand schmiegte sich fester um den Schwertgriff, und gleichzeitig lauschte sie so konzentriert, wie sie konnte.
    Im allerersten Moment schien das Haus vollkommen still zu sein, aber dann vernahm sie ein leises Rascheln und Rumoren und Stöhnen. Vielleicht etwas wie ein Weinen, aber da war sie sich nicht sicher.
    Abberline wollte ihr folgen, und obwohl er hinter ihr war, spürte sie, wie er unter sein Cape griff und eine Waffe zog. Vielleicht spürte er es ja auch, wahrscheinlicher aber war, dass er ihre Reaktion beobachtete und die richtigen Schlüsse daraus zog.
    Sie hob rasch die freie Hand. »Nicht«, sagte sie halblaut. »Wo ist der zweite Mann? Auf der Rückseite? Dann sehen Sie nach ihm, aber unauffällig. Kommen Sie nach, wenn alles in Ordnung ist.«
    Abberline bewies, dass er immerhin gelernt hatte, ihren Instinkten zu vertrauen, indem er sich wortlos umdrehte und im Laufschritt in die Richtung verschwand, aus der die Droschke gerade gekommen war. Bast zählte in Gedanken langsam bis zwanzig – nur um sicherzugehen, dass er tatsächlich außer Sichtweite war –, konzentrierte sich kurz auf den Konstabler auf der anderen Straßenseite und lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Kälte und seine halb abgestorbenen Zehen und streckte die Hand nach dem Türknauf aus, zog den Arm aber dann noch einmal zurück und tat dasselbe mit dem Kutscher. Was immer dort drinnen auch passiert war, das Allerletzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, waren noch mehr Zeugen.
    Unendlich behutsam öffnete sie die Tür. Wie sie es schon von draußen gesehen hatte, brannten sämtliche Lampen im Salon, als härte Mrs Walsh möglichst viel Licht gemacht, um die bösen Geister zurückzuhalten, die das Haus belagerten.
    Genutzt hatte es nichts.
    Maistowe lag lang ausgestreckt vor dem Kamin. Zwei der vier Stühle neben ihm waren umgefallen, und der ehemals blütenweiße Verband um seine Stirn hatte jetzt dieselbe, dunkelrot-feuchte Färbung angenommen wie die langsam größer werdende Lache, in der sein Gesicht lag. Er war noch am Leben – Bast konnte das rasende Hämmern seines Herzens hören, und das gedämpfte Stöhnen, das sie schon draußen gewarnt hatte, stammte eindeutig von ihm.
    Sie warf einen raschen, sichernden Blick in beide Richtungen, ehe sie mit drei, vier schnellen Schritten neben Maistowe war und sich auf ein Knie herabsinken ließ. Er war bewusstlos, schlug aber mit einem neuerlichen und noch lauteren Stöhnen die Augen auf, als sie ihn auf den Rücken drehte, und versuchte vermutlich, sie mit trüben Blicken zu erkennen.
    »Es ist alles in Ordnung, Jacob«, sagte Bast rasch. »Ich bin es, Bast. Was ist passiert?«
    »Weiß nich’«, nuschelte Maistowe. »Da waren … Schritte. Jemand … ist gekommen. Großer Gott, mein Kopf!«
    Bast legte ihm rasch die Hand auf die Stirn, linderte seinen Schmerz und überzeugte sich gleichzeitig davon, dass er nicht wirklich schwer verletzt war. Er hatte eine üble Platzwunde am Hinterkopf, die heftig blutete und wahrscheinlich höllisch wehtat, aber nicht wirklich gefährlich war.
    »Jemand hat Sie niedergeschlagen«, sagte sie. »Wer?«
    Maistowe richtete sich mühsam in eine halbwegs sitzende Position auf. Bast hatte ihm seine Schmerzen genommen, sodass er wieder halbwegs klar denken konnte, aber er bewegte sich trotzdem am Rande einer neuerlichen Bewusstlosigkeit. Seine Stimme klang schleppend.
    »Ich weiß nicht«, murmelte er. »Jemand ist gekommen und … hat mich niedergeschlagen. Von hinten. Ich weiß nicht wer. Es … tut mir leid.«
    Die

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