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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Noch war nicht eine einzige Flocke zu sehen, aber er kündigte sein Kommen bereits an. Vielleicht würde sie ihn noch sehen, bevor sie dieses Land verließ.
    »Es hat nichts mit mir zu tun«, fuhr sie nach einer Weile unaufgefordert und ohne Abberline dabei anzusehen fort. »Aber Sie haben recht, was Monro angeht. Er ist ein schlechter Mensch. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber sollte ich … nicht zurückkommen …«
    »Kümmere ich mich um Faye«, versprach Abberline. Er wurde noch ernster. »Sie rechnen damit, dass Ihnen etwas zustößt?«
    »Nicht so, wie Sie glauben«, antwortete Bast rasch. »Horus würde mir nie etwas antun.«
    Sein Blick wurde skeptisch. »Als ich ihm das letzte Mal begegnet bin, hatte ich einen anderen Eindruck.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass er Ihnen nichts antun würde, Inspektor«, sagte Bast lächelnd. »Aber wir töten einander nicht.«
    »Niemals?«
    »Niemals«, bestätigte Bast. »Trotzdem könnte es sein, dass es mir nicht möglich sein wird, zurückzukommen. Sollte das geschehen, bringen Sie Faye fort, möglichst weit, am besten in ein anderes Land. Versprechen Sie mir das?«
    »Sie sind eine seltsame Frau, Bast«, sagte Abberline, nickte aber dabei. »Manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass Ihnen ein Menschenleben rein gar nichts bedeutet. Und dann wieder sorgen Sie sich um das Schicksal einer Hure, die Sie praktisch nicht kennen, als wäre es Ihre eigene Tochter. Wie kommt das?«
    Bast hätte ihm gerne eine Antwort auf diese Frage gegeben, aber das konnte sie nicht. Sie stellte sie sich ja selbst seit Tagen.
    »Und Sie sind ein sehr mutiger Mann, Inspektor«, sagte sie stattdessen.
    »Wieso?«
    »Wenn Sie wirklich glauben, dass Monro so gefährlich und nachtragend ist, dann war das, was Sie vorhin getan haben, ziemlich wagemutig … oder dumm.«
    »Ihm zu widersprechen?« Abberline grinste. »Aber was hätte ich tun sollen? Ich war nicht Herr meines Willens, so wenig wie die beiden Konstabler.« Er machte ein unschuldiges Gesicht, aber sein Grinsen wurde noch breiter. »Und außerdem habe ich mir schon lange gewünscht, ihm einmal in aller Öffentlichkeit widersprechen zu können.« Er wurde schlagartig ernst. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Irgendetwas für Sie tun?«
    Bast schüttelte den Kopf. »Mir versprechen, nichts zu tun«, sagte sie. »Das wäre mir Hilfe genug … Oder doch: Sorgen Sie dafür, dass Mrs Walsh und die beiden anderen sicher an Bord des Schiffes gelangen. Die Lady legt um Mitternacht ab. Es wäre mir recht, wenn Sie bis dahin … nicht behelligt würden.«
    »Das ist kein Problem«, versprach Abberline. »Ich stelle eine Eskorte für sie ab und …«
    »Sie missverstehen mich, Inspektor«, unterbrach ihn Bast. »Gerade das möchte ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich möchte, dass man das Haus in Ruhe lässt.«
    Abberline sagte nichts, aber sie konnte sehen, wie es schon wieder hinter seiner Stirn arbeitete. Erst nach einer geraumen Weile sagte er: »In Whitechapel macht das Gerücht die Runde, dass die fette Maude ein paar Leute losgeschickt hat, um … etwas zurückzuholen, das ihr abhanden gekommen ist. Seither hat niemand mehr etwas von diesen Männern gehört.«
    »London ist eine große Stadt«, antwortete Bast. »Da kann schon einmal ein Mann verloren gehen. Oder auch mehrere.«
    »Sie verlangen eine Menge von mir, Bast«, seufzte Abberline, hob aber auch die Hand, als sie antworten wollte. »Aber vermutlich sollte ich Ihnen noch dankbar sein, dass Sie mir die Wahl lassen. Und ich tröste mich damit, dass ich mich morgen sowieso an nichts erinnern werde.«
    »Möchten Sie das denn?«, fragte Bast.
    Abberline zögerte. »Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht«, seufzte er schließlich. »Ich würde mir wünschen, manche Dinge gar nicht erfahren zu haben, aber nun, wo ich sie weiß..«
    Bast war nahe daran, ihm zu verraten, dass sie ihm das Geschenk des Vergessens nicht machen konnte, aber sie schluckte die Bemerkung im letzten Moment herunter. Auch um dieses Problem würde sie sich später kümmern müssen. Nachdem er eine Weile vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte, sagte Abberline: »Also gut, ich ziehe die beiden Konstabler ab, die die Pension bewachen. Unter einer Bedingung.«
    Bast zog die linke Augenbraue hoch. »Bedingung?«
    »Sie versprechen mir, dass ich Sie besuchen darf, sollte ich jemals nach Ägypten kommen. Und dann erzählen Sie mir alles.«
    »Gar kein Problem«, antwortete Bast. »Wenn Sie von Kairo aus losreiten, ist es

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