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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sondern schaffte das Hindernis kurzerhand mit einem Tritt aus dem Weg, zusammen mit dem vierschrötigen Kerl, der mit vor der Brust verschränkten Armen davor gestanden und versucht hatte, sie aufzuhalten. Vielleicht hatte er es auch gar nicht versucht, sondern nur im falschen Moment eine falsche Bewegung gemacht, und vielleicht nicht einmal das, sondern einfach das Pech gehabt, da zu sein … Bast war es egal. Sie hatte keine Zeit für solche Spielereien. Die Tür flog nach innen, wo sie gegen die Wand krachte und zerbarst, und ihr unglückseliger Bewacher in die entgegengesetzte Richtung und gegen einen Tisch, den er zusammen mit den daran sitzenden Zechern zu Boden riss.
    Bast sah nicht einmal hin, sondern war mit einem einzigen zornigen Schritt durch die Tür und steuerte den Tresen an. Das Lokal war bereits voll besetzt, obwohl es noch nicht einmal sieben war; und ihr rüdes Eintreten ließ ein Dutzend Gäste erschrocken von ihren Plätzen aufspringen, und noch mehr verdutzt in ihren Gesprächen innehalten und die Köpfe in ihre Richtung drehen. Bast hatte ihre Waffe nicht gezogen, aber ihr Mantel stand offen und flatterte wie ein Paar riesiger schwarzer Fledermausflügel hin und her; sodass jedermann das gut armlange Schwert sehen konnte, das an ihrem Gürtel hing – und wenn schon nicht das, so sorgte doch die beinahe sichtbare Woge von Zorn, die ihr vorauseilte dafür, dass sich ihr niemand in den Weg stellte. Den Einzigen, der mutig – oder betrunken – genug war, es dennoch zu versuchen, schmetterte sie mit einem Rückhandschlag aus dem Weg, der ihn vermutlich ein paar Zähne kostete, den sie selbst aber nicht einmal wirklich bemerkte.
    Noch bevor er ganz zu Boden gestürzt war, hatte Bast die Theke erreicht. Wie sie erwartet hatte, stand Red dahinter und bediente die Gäste, und aus irgendeinem Grund schien er der Einzige im ganzen Ten Bells zu sein, dem ihr Eintreten nicht aufgefallen war. Er drehte sich zu ihr herum und setzte dazu an, sie nach ihren Wünschen zu fragen, und Bast ließ ihm nicht einmal Zeit, seine Verblüffung bei ihrem unerwarteten Anblick zu verarbeiten, sondern packte ihn mit beiden Händen an der Brust seines zerschlissenen Hemdes und zerrte ihn halbwegs über die Theke.
    »Wo ist sie?«, fuhr sie ihn an. »Ist sie oben, in deinem Zimmer?«
    Red begann in ihrem Griff zu zappeln und komische, keuchende Laute auszustoßen. Er hätte nicht einmal antworten können, wenn er es gewollt hätte, denn Basts Griff schnürte ihm die Luft ab. Aber sie hörte Geräusche hinter sich: Aus den ersten Schreckensrufen war inzwischen fast ein kleiner Tumult geworden. Stühle fielen um, ein Glas zerbrach klirrend, und Schritte näherten sich. Bast spürte plötzlich die Nähe eines Mannes und seine enorme Gewaltbereitschaft, trat nach hinten aus und wurde mit einem schmerzerfüllten Grunzen und dem befriedigenden Geräusch brechender Knochen belohnt.
    Sie lockerte ihren Griff wenigstens weit genug, damit Red wieder atmen konnte. »Ich habe dich gefragt, wo sie ist«, zischte sie. »Antworte!«
    Red brachte auch jetzt wieder nur ein halb ersticktes Krächzen über die Lippen, aber hinter ihr sagte eine fast amüsiert klingende Stimme: »Bring den armen Kerl doch nicht gleich um. Ich brauche ihn noch, weißt du?«
    Bast ließ Red los – er rutschte von der Theke und stürzte auf der anderen Seite polternd zu Boden – und fuhr herum. Hinter ihr stand eine dunkelhaarige Schönheit mit schwarzen Augen und einem sinnlichen Mund. Sie hatte helle, fast weiße Haut und pralle Brüste, die sie nur unzureichend bedeckt hatte, und trug ein Kleid, das man wohl nur in einem Lokal wie diesem tragen konnte, ohne auf der Stelle eingebuchtet zu werden. Trotzdem erkannte Bast sie sofort.
    »Isis!«
    »Nicht doch«, antwortete die Dunkelhaarige. »Patsy. Du wirst doch deine alte Freundin Patsy Kline wiedererkennen – wo dir doch offensichtlich so viel daran gelegen ist, mich zu finden.«
    »Wo ist er?«, zischte Bast.
    »Wer?«
    »Du weißt genau, von wem ich spreche! Horus! Wo ist er? Du wirst mir sagen, wo er sich versteckt!«
    »Ach?«, fragte Isis amüsiert. »Werde ich das?«
    Bast musste sich beherrschen, um sie nicht einfach zu packen und so lange zu schütteln, bis sie antwortete. Und vielleicht hätte sie es sogar getan, aber die Situation hatte sich … verändert. Neben ihr krümmte sich ein schwarzhaariger Bursche auf dem Boden und spuckte blutigen Schaum, und der andere kroch immer noch auf Händen und

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