Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Schluck von ihrem warmen Ale nahm; wenn auch nur, um sich hinter dem wuchtigen Krug zu verstecken. Faye war eine ausgezeichnete Beobachterin. Tatsächlich sahen sich Isis und sie nicht im Geringsten ähnlich, aber da war noch eine andere, tiefer gehende Art der Verwandtschaft, die dem sehenden Auge verborgen blieb, welche die junge Frau aber ganz offensichtlich spürte.
    Fast zu ihrer Erleichterung kam in diesem Moment der Rotschopf, um ihre Bestellung zu bringen; ein Tablett mit vier Gläsern, die billigen, dafür aber umso stärkeren Whisky enthielten.
    »Das ist die letzte Runde, Ladys«, sagte er. »Gleich ist Sperrstunde.«
    »Seit wann interessiert sich hier einer dafür?«, erkundigte sich Kate.
    »Seit die Zeiten gefährlich geworden sind, Schätzchen«, antwortete er. »Vor allem für anständige Ladys wie euch.«
    Bast bezahlte – als sie den Preis hörte und zugleich Kates überraschten Gesichtsausdruck bemerkte, verzichtete sie dieses Mal darauf, ihm ein Trinkgeld zu geben – und wartete, bis er wieder außer Hörweite war, dann hob sie ihren Krug und prostete den Frauen zu. Faye, Marie-Jeanette und nach kurzem Zögern auch Kate taten dasselbe und tranken. Liz rührte ihr Glas nicht an.
    »Warum sagt ihr mir nicht einfach, wo ich diese Patsy finde?«, fragte sie. »Ein einziger Blick, und ich weiß, ob sie die ist, nach der ich suche.«
    »Wer sagt dir denn, dass Patsy gefunden werden will?«, fragte Liz.
    »Ich bin ihre Freundin«, sagte Bast. »Sie hat nicht den geringsten Grund, sich vor mir zu verstecken. Das ist wahr.« Zugleich sorgte sie dafür, dass Liz ihr glaubte. Trotzdem verschwand das Misstrauen nicht vollkommen aus ihrem Blick.
    »Was genau willst du denn von ihr?«, fragte sie.
    »Das ist … eine Familienangelegenheit«, antwortete Bast ausweichend. »Rein privat. Aber es ist wichtig.«
    »Und das sieht Patsy genauso?«, wollte Liz wissen.
    »Ich glaube, sie ist gar nicht in der Stadt«, sagte Faye. »Jedenfalls habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Bestimmt seit zwei Wochen.«
    »Eher drei«, mischte sich Kate ein. »Seit das mit Dark Annie passiert ist.«
    »Dark Annie?«, fragte Bast.
    »Eine Freundin von uns«, sagte Liz. »Jedenfalls war sie das.«
    »War?«
    »Jemand hat sie umgebracht«, sagte Kate. »Hässliche Geschichte.«
    »Jemand hat sie aufgeschlitzt wie ein Schwein und dann ausgeweidet«, sagte eine Stimme hinter ihr. Sie gehörte Roy, aber Bast machte sich weder die Mühe, sich zu ihm
    herumzudrehen, noch gar, darauf zu antworten. Roy? Warum eigentlich nicht? Aber nicht jetzt.
    »Aber das hat nichts mit Patsy zu tun«, sagte Faye hastig. »Ist ganz normal, dass sie ab und zu einfach verschwindet. Manchmal für ’ne Woche oder zwei, manchmal auch länger. Einmal ist sie für geschlagene drei Monate verschwunden und dann ganz plötzlich wieder aufgetaucht. Sie hat uns nie gesagt, wo sie war.«
    Und ihr habt auch ganz bestimmt nicht gefragt, dachte Bast. »Dann wisst ihr also nicht, wo ich sie finden könnte«, schloss sie. Sie machte keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. »Hat sie eine Adresse? Ich meine eine Wohnung, wo man mir vielleicht weiterhelfen kann?«
    Faye hob die Schultern. »Sie wohnt irgendwo in Aldgate … glaube ich.« Ein weiteres, noch unschlüssigeres Achselzucken. »Irgendwo im East End jedenfalls. Aber genau weiß ich es nicht.«
    »Ihr stellt nicht sehr viele Fragen«, meinte Bast.
    »Nicht so viele wie du«, sagte Liz.
    Bast verstand. Sie verstand auch, dass sie gar nicht erst hätte herkommen sollen. Isis war entweder nicht hier, oder sie wollte nicht gefunden werden … so oder so war das, was sie hier tat, pure Zeitverschwendung. Außer vielleicht, dass es noch zu einem kleinen Tête-à-Tête mit Roy und seinen Freunden kam …
    Als hätte sie ihre Gedanken gelesen, wurde Fayes Blick plötzlich ernster. »Die machen hier gleich dicht«, sagte sie.
    »Und?«
    »Whitechapel ist keine besonders gute Gegend«, sagte Faye. »Jedenfalls nicht für eine Frau, die allein unterwegs ist.« Sie warf einen verstohlenen, aber bedeutungsschweren Blick auf einen Punkt irgendwo hinter ihr, den Bast allerdings nur mit geschauspielerter Verständnislosigkeit quittierte. »Bevor sie hier Schluss machen, sollten wir vielleicht noch eine gewisse … Örtlichkeit aufsuchen.« Faye verdrehte die Augen, um ihr irgendetwas zu signalisieren. »Ich meine: Es ist ein weiter Weg nach Hause, und draußen ist es verdammt kalt. Und wir Frauen haben es in gewisser Hinsicht

Weitere Kostenlose Bücher