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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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die Beschreibung stimmt.«
    »Dann hat sie dir einen Streich gespielt«, sagte Liz. »Maude hasst neugierige Fragen. Du kannst von Glück sagen, dass du so billig davongekommen bist und sie dir nicht ihren Schläger auf den Hals gehetzt hat.«
    »Diesen … Ben? Ich fand ihn eigentlich ganz nett.«
    »Das ist er auch«, sagte die Jüngere – Faye – rasch, bevor Liz etwas darauf erwidern konnte. »Wenn man ihn ein bisschen besser kennt. Aber wie kommst du darauf, dass Patsy deine Freundin sein könnte?«
    »Wo sie ihr doch so ähnlich sieht«, fügte Liz spöttisch hinzu.
    Bast wollte antworten, doch in diesem Moment hörte sie ein Poltern hinter sich, und zwischen Liz’ unsauber gezupften Augenbrauen erschien eine steile Falte. Bast hatte diesen Blick schon zu oft gesehen, um zu wissen, was er bedeutete: Ärger.
    Aus ihrer Vermutung wurde Gewissheit, als sie sich herumdrehte.
    Die vier Burschen am Nebentisch starrten sie grinsend an, jetzt aber auch zugleich mit einer gehörigen Portion Schadenfreude, und der Grund dafür ragte wie ein schmuddeliger Berg über ihr auf und funkelte sie aus Augen an, die vor Wut beinahe schwarz waren. Eigentlich starrte er auch nicht direkt sie an, sondern den Stuhl, auf dem sie saß. Bast wurde im Nachhinein klar, dass der freie Stuhl in einem so hoffnungslos überfüllten Lokal eigentlich ungewöhnlich war, und natürlich war er auch nicht wirklich frei gewesen. Sein Besitzer, der einen Gestank verströmte, als käme er gerade von einer mit Whisky und schalem Bier gefüllten Latrine zurück und hätte weder Papier noch Wasser benutzt, war jetzt zurück, und er machte ganz und gar nicht den Eindruck, als hätte er vor, den Rest des Abends stehend zuzubringen. Er war nicht sichtbar älter als die vier anderen, aber noch ein gutes Stück breitschultriger und größer; fast so groß wie sie selbst.
    »Ja?«, fragte sie.
    »Du sitzt auf meinem Stuhl, Schätzchen«, sagte er. Er lallte noch nicht wirklich, war aber allerhöchstens noch einen Krug Bier oder zwei Schnäpse davon entfernt.
    »Er war frei, und mir ist kein Schild mit Ihrem Namen darauf aufgefallen, das an der Lehne gehangen hätte … ganz davon abgesehen, dass ich ihn nicht kenne.«
    Der Kerl machte große Augen und versuchte einem Moment lang tatsächlich, ihren Worten einen Sinn abzugewinnen, aber dann verdüsterte sich sein Gesicht noch mehr. »Wenn du mich auf den Arm nehmen willst, dann …«
    »Mach keinen Ärger, Roy«, sagte Liz ruhig. »Setz dich einfach woanders hin.«
    »Halt’s Maul.« Der Bursche zog lautstark die Nase hoch und machte Anstalten, ihr das Ergebnis seiner Bemühungen vor die Fuße zu spucken – vielleicht auch anderswohin –, und Bast stand auf und drehte sich in der gleichen, fließenden Bewegung ganz zu ihm um.
    Es funktionierte nicht. Roy wich tatsächlich einen ganzen Schritt vor ihr zurück, aber in seinen Augen erschien allenfalls ein Ausdruck sanfter Überraschung, als er ihre Größe registrierte, keine Spur von Schrecken oder gar Unsicherheit. Er war vor ihr zurückgewichen, um die Hände freizuhaben, aus keinem anderen Grund.
    »Wenn du glaubst, dass ich …«
    »Ich glaube nicht, dass es viel Sinn hat, diese Unterhaltung fortzusetzen«, unterbrach ihn Bast, schüttelte ansonsten nur den Kopf und sprach nichts von dem aus, was ihr noch auf der Zunge lag. Wie oft hatte sie Situationen wie diese schon erlebt? Sie wusste es längst nicht mehr. Aber dies war wieder einmal eine jener seltenen Gelegenheiten, bei denen sie sich beinahe wünschte, als Mann geboren zu sein.
    Allerdings wirklich nur beinahe.
    »He, wenn es dir hier nicht gefällt, dann lass uns doch woanders hingehen«, schlug der Kerl vor. »Ich kenne da ein nettes kleines Lokal gar nicht weit von hier, wo wir es uns gemütlich machen können. Da gibt’s was Anständiges zu trinken. Und hinterher könnten wir vielleicht noch ein bisschen Spaß haben.«
    Bast hatte zwar eine ungefähre Vorstellung davon, was er sich darunter vorstellte, aber sie klammerte sich trotzdem noch einen Moment lang wider besseres Wissen an die Hoffnung, dass der Bursche einfach aufgeben und gehen würde, wenn sie ihn nur beharrlich genug ignorierte.
    Aber natürlich tat er das nicht, sondern fuhr ganz im Gegenteil fort: »Oder wir gehen erst mal irgendwo einen Happen essen, was hältst du davon?«
    »Nichts«, antwortete Bast. »Ich bin nicht hungrig, danke.«
    »Ich auch nicht, ehrlich gesagt«, antwortete er. »Aber ich hätte Appetit, wenn du

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