Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
einem behaglich schnurrenden Ball zusammenrollte. Mrs Walshs Stirnrunzeln vertiefte sich noch mehr, aber sie hielt sich immer noch zurück.
    »Das war köstlich, meine Liebe«, sagte Maistowe. Er warf Mrs Walsh einen fragenden Blick zu, wartete, bis sie mit einem kaum angedeuteten Kopfnicken darauf reagierte und klaubte dann einen Zigarillo aus seiner Brusttasche, den er sich mit einem brennenden Span aus dem Kamin anzündete. Cleopatra hob den Kopf und fauchte leise.
    »Sie mag keinen Tabakqualm«, sagte Mrs Walsh. »Eine scheußliche Angewohnheit.« Und sie sagte es in einem Ton, der deutlich machte, dass dies wohl eher ihre Meinung zu diesem Thema darstellte.
    Wovon sich Maistowe allerdings nicht im Geringsten beeindrucken ließ. Er lehnte sich ganz im Gegenteil in seinem Stuhl zurück, nahm einen zweiten, noch tieferen Zug und schloss genießerisch die Augen.
    »Bitte verzeihen Sie, Gloria«, seufzte er. »Ich weiß, dass Sie es nicht mögen, wenn ich hier drinnen rauche, aber das musste ich jetzt einfach haben.«
    »Das verstehe ich doch, Jacob«, antwortete Mrs Walsh »Schließlich geraten Sie ja nicht jeden Tag in eine solch haarsträubende Situation.«
    »Gottlob nicht«, bestätigte Maistowe. Er lachte leise und nahm einen dritten, noch tieferen Zug »Abgesehen von Piraten, mit denen ich mich ständig herumschlagen muss, Seeschlangen und Walen und anderen, noch unerquicklicheren Gefahren, mit denen man sich auf hoher See konfrontiert sieht, versteht sich.«
    »Versteht sich«, sagte Mrs Walsh.
    Maistowe machte ein gewichtiges Gesicht, dann lachte er plötzlich und schnippte seinen Zigarillo zielsicher in den Kamin. Er wurde allerdings auch sofort wieder ernst.
    »Nein«, sagte er. »Um der Wahrheit die Ehre zu geben – ich bin kein Kämpfer.«
    »Obwohl Sie eine Waffe haben?«, fragte Bast.
    »Eine Waffe zu haben und damit auf einen Menschen zu schießen sind zwei grundverschiedene Dinge«, antwortete er betrübt. »Ich besitze diesen Revolver nun schon seit sehr vielen Jahren, aber ich hätte mir nie träumen lassen, ihn eines Tages benutzen zu müssen. Ich war nicht einmal sicher, ob er noch funktioniert.«
    »Und trotzdem hatten Sie ihn bei sich?«
    »Jacob hat die Waffe eingesteckt, als ich ihm die Adresse genannt habe, zu der Sie unterwegs waren«, antwortete Mrs Walsh an Maistowes Stelle. Bast unterdrückte ein Lächeln. Cleopatra hörte plötzlich auf zu schnurren und hob abermals den Kopf.
    »War Ihre Suche denn wenigstens erfolgreich?«, fragte Maistowe.
    »Ich fürchte, nein«, antwortete Bast. »Ich habe einen Namen in Erfahrung gebracht, und eine Beschreibung, die ungefähr zutreffen könnte. Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass …«
    Sie brach ab und blickte ein wenig beunruhigt auf die schwarze Katze hinab, die plötzlich ein dunkles, tief aus ihrer Brust emporsteigendes Knurren ausstieß. Sie hatte die Ohren gespitzt und starrte sehr aufmerksam in Richtung des geschlossenen Fensters.
    »… Ihre Schwester in einer solchen Gegend lebt«, beendete Mrs Walsh den Satz. Sie nickte. »Nun, offen gestanden konnte ich mir das auch nicht vorstellen, nachdem ich Sie kennen gelernt habe. Das East End ist wirklich eine üble Gegend, müssen Sie wissen.«
    Cleopatras Knurren wurde lauter, und Bast spürte, wie sie sich auf ihrem Schoß spannte. Auch sie sah zum Fenster und lauschte gleichzeitig angespannt mit allen Sinnen. Irgendetwas … war dort draußen. Aber sie konnte nicht sagen, was. »Ja, das … habe ich gemerkt«, antwortete sie schleppend. Es fiel ihr schwer, sich auf Mrs Walshs Worte zu konzentrieren.
    »Nicht nur wegen dieser Kerle«, sagte Mrs Walsh. »Erst vor Kurzem hat es dort zwei schreckliche Morde gegeben. Nicht, dass die Opfer es sich nicht selbst zuzuschreiben hätten. Leider Gottes ist es so, dass sich in diesem Viertel der Abschaum der Gesellschaft herumtreibt. Aber diese Morde waren ganz besonders grauenhaft, wie man hört.«
    »Vielleicht waren es ja dieselben Burschen, die uns aufgelauert haben«, sagte Maistowe nachdenklich.
    Das waren sie nicht, aber Bast kam nicht dazu, ihn auf seinen Irrtum hinzuweisen, denn in diesem Moment stieß Cleopatra ein wütendes Zischen aus, verwandelte sich in einen schwarzen Blitz aus Fell und Zähnen und stieß sich mit solcher Wucht von ihrem Schoß ab, dass sich die Krallen ihrer Hinterläufe schmerzhaft durch den Stoff in ihre Oberschenkel gruben. So schnell, dass sie sich für einen Moment tatsächlich in einen Schatten zu

Weitere Kostenlose Bücher