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Anubis 02 - Horus

Anubis 02 - Horus

Titel: Anubis 02 - Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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entfernt, und er ist zu Recht auf der ganzen Welt berühmt, und …«
    »Nein«, unterbrach sie Bast. Ihr fiel auf, dass Mrs Walshs Blick ihrer rechten Hand gefolgt war, und sie zog sie hastig wieder zurück. Diese alte Frau war nicht annähernd so unbedarft, wie sie sich gab, und sie hatte ihr und Maistowe schon mehr als genug Anlass zu der einen oder anderen Spekulation gegeben. »Sie haben mich wirklich neugierig gemacht. Ich möchte sehen, wie es dort drinnen ist.«
    Sie lauschte in sich hinein. Der Schrecken, den ihr der Anblick des unheimlichen Schemens eingejagt hatte, begann bereits wieder zu verblassen, doch darunter glaubte sie nun etwas wie ein leises, unendlich böses Lachen zu hören. Ihre Kräfte schwanden. Die Ketten, die das Ungeheuer hielten, waren noch immer stark, doch ihre dunkle Schwester war nicht auf pure Kraft angewiesen, um ihre Fesseln zu zerreißen, sondern verstand sich ebenso auf List und Tücke. Bald, sehr bald, würde sie ihr geben müssen, wonach sie verlangte.
    Trotz regte sich in ihr. Bevor Mrs Walsh antworten konnte, schüttelte sie den Kopf, zwang ein grimmiges Lächeln auf ihre Lippen und straffte demonstrativ die Schulter. »Ich benehme mich wie ein dummes Kind, das Angst vor der Dunkelheit hat.« Als ob alle Kinder und Erwachsenen der Welt, die die Dunkelheit fürchteten, nicht allen Grund dazu gehabt hätten! »Kommen Sie. Zeigen Sie mir, was Ihre Forscher zusammengetragen haben, und ich erzähle Ihnen, was von dem, was sie zu wissen glauben, alles falsch ist.«
    Sie gab Mrs Walsh gar keine Gelegenheit, noch einmal zu widersprechen, sondern ging entschlossen und mit so schnellen Schritten los, dass die alte Frau Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten.
    Als sie sich dem eigentlichen Eingang des Museums näherten, griff sie nach dem losen Ende ihres Turbans und befestigte es so vor ihrem Gesicht, dass nur noch wenig mehr als die Augen davon zu sehen waren, gleichzeitig schloss sie ihren Mantel. Jetzt war nicht einmal mehr zu erkennen, ob sich ein Mann oder eine Frau unter all der fallenden Schwärze verbarg. Einem sehr aufmerksamen Beobachter wären vielleicht ihre schlanken Hände mit den spitz gefeilten Fingernägeln aufgefallen, aber Bast wusste auch, dass vermutlich niemand darauf achten würde. Selbst in ihrer Heimat, wo weder ihre Kleidung noch ihre nachtschwarze Haut Anlass zu einem zweiten Blick geboten hätten, erregte ihre Erscheinung Aufsehen. Hier, in dieser fremden Stadt voller fremder Menschen, ganz gleich, wie viele exotische Gäste sich auch hierher verirren mochten, konnte sie sich nicht ernsthaft einbilden, unbemerkt zu bleiben. Mit ein bisschen Glück, dachte sie spöttisch, würden die meisten hier sie vielleicht für einen Teil der Ausstellung hatten, einen kostümierten Statisten, den man losgeschickt hatte, um Besucher anzulocken.
    Mrs Walsh kommentierte ihre improvisierte Verkleidung mit einem wortlosen Stirnrunzeln und beeilte sich, zu ihr aufzuschließen und dabei nicht zu sichtbar zu schnauben. Und kaum dass sie das riesige Portal durchschritten hatten, erschien auch wieder das stolze Besitzerlächeln auf ihrem Gesicht, mit dem sie bereits aus der Droschke ausgestiegen war.
    Bast konnte es ihr nicht verdenken. Der Eindruck, den die Eingangshalle auf den ersten Blick bot, unterschied sich nicht von dem, den sie bereits von außen gehabt hatte: Alles hier war riesig, pompös und diente auf eine schrecklich falsche Weise dem einzigen Zweck, dem Besucher zu demonstrieren, wozu die Erbauer dieses Gebäudes fähig waren. Aber obwohl sie die Absicht dahinter erkannte, konnte selbst sie sich der Atmosphäre dieses Bauwerks nicht ganz entziehen. Auf einen Menschen wie Mrs Walsh, der seine Heimatstadt noch nie verlassen hatte und das Original nicht kannte, das dieses Monstrum von Gebäude nachzuahmen versuchte, musste es eine wahrhaft beeindruckende Wirkung haben. Und Bast musste zugeben, dass die Architekten dieser Halle gewusst hatten, was sie taten. Vielleicht war alles etwas zu groß, etwas zu glatt und zu sauber und viel zu pompös, und doch hatte man das fast körperliche Empfinden von Alter und Ehrwürdigkeit, und die geschickt angebrachten Fenster und bunten Oberlichter sorgten für eine gelungene Illumination, die dieses Gefühl noch unterstrich. Obwohl es anders hätte sein müssen, war die Halle nahezu taghell, doch das Licht fiel in scharf abgegrenzten Bahnen herein, in die vermutlich nicht nur ihre Einbildung das Flirren von Staub und heißem

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