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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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englischer Tee. Und einige selbst gebackene Zimtplätzchen. Sie mögen sie doch so sehr, nicht wahr, Professor?«
    Mogens stellte mit einem neuerlichen Blick auf das Tablett fest, dass sich darauf Miss Preusslers bestes Geschirr befand, allerfeinstes Meissner Porzellan, aus Europa importiertund wahrscheinlich das Einzige von wahrem Wert in ihrem Haushalt, das sie normalerweise wie ihren Augapfel hütete. Sie stellte es allerhöchstens zu Weihnachten und am 4. Juli auf den Tisch. Dazu gab es noch einen Teller mit sternförmigen, weiß kandierten Plätzchen – und außerdem hatte er sich geirrt. Es waren nicht zwei, sondern drei Tassen.
    »Es redet sich einfach besser bei einer guten Tasse Tee.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Mogens. Er deutete auf Graves. »Wenn ich vorstellen darf: Dr. Jonathan Graves. Ein ehemaliger Kommilitone.« Er deutete auf Miss Preussler. »Miss Preussler, meine Zimmerwirtin.«
    Graves nickte nur wortlos. Miss Preussler lächelte für einen Moment, dann gefror ihre Miene, als sie die Zigarette in Graves’ Mundwinkel gewahrte. Selbstverständlich herrschte in ihrem Haus allerstrengstes Rauchverbot. Etwas so Unsauberes wie Zigarettenasche hätte sie niemals in ihrer Umgebung geduldet. Und tatsächlich setzte sie auch dazu an, Mogens’ Gast höflich, aber auch unmissverständlich darauf aufmerksam zu machen, dass er einen nicht zu tolerierenden Fauxpas beging, doch dann geschah etwas Seltsames: Graves sah sie weiter aus seinen kalten, blutunterlaufenen Augen an, und Mogens konnte regelrecht sehen, wie Miss Preusslers Zorn zerbröselte. Etwas, das er für Furcht gehalten hätte, hätte er einen Grund dafür nennen können, erschien in ihren Augen. Sie wich nicht wirklich vor Graves zurück, nahm aber eine Haltung an, als wolle sie es tun.
    Die Tür bewegte sich erneut. Miss Preussler hatte sie nicht vollständig hinter sich geschlossen, und nun schwang sie wie von selbst ein kleines Stück wieder auf, und eine pechschwarze, zierliche Katze kam herein, das einzige lebende Wesen mit mehr als zwei Beinen, das Miss Preussler nicht nur in ihrem Einflussbereich duldete, sondern geradezu abgöttisch liebte. Unnötig zu sagen, dass sie vermutlich die sauberste Katze des Landes war, wenn nicht der Welt, und zeit ihres Lebens nicht einmal einen Floh gesehen hatte.
    »Aber Cleopatra!«, sagte Miss Preussler. Sie drehte sich fast hastig um, als wäre sie froh, sich nun der Katze zuwendenzu können statt Mogens’ unheimlichem Besucher. »Wer hat dir denn erlaubt, hierher zu kommen? Du weißt doch, dass du auf den Zimmern der Gäste nichts zu suchen hast.«
    »Lassen Sie sie nur, Miss Preussler«, sagte Mogens. »Sie stört mich nicht.« Ganz im Gegenteil, er mochte Cleopatra. Sie besuchte ihn öfter in seinem Zimmer, als Miss Preussler vermutlich ahnte. Als er die Hand nach der Katze ausstreckte, kam Cleopatra sofort zu ihm und rieb schnurrend den Kopf an seiner Wade, was Miss Preussler zu einem nachdenklichen Stirnrunzeln veranlasste. Vielleicht machte ihr der Anblick etwas klar, das ihr bisher noch gar nicht bewusst gewesen war. Nach einigen Augenblicken riss sie sich fast gewaltsam von dem Anblick los und wandte sich wieder Graves zu. Sie wirkte unsicher, und Mogens begriff, dass sie offenbar Mühe hatte, seinen unheimlichen Gast einzuordnen, er ihr aber nicht gefiel. Warum auch sollte es ihr anders ergehen als ihm?
    »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Miss Preussler«, sagte er noch einmal. »Ich danke Ihnen.«
    Graves schwieg weiter beharrlich, während Miss Preusslers Blick noch unsicherer wurde und unstet zwischen den drei Tassen auf dem Tablett und seinem und Graves’ Gesicht hin und her irrte. Sie wartete darauf, zum Bleiben aufgefordert zu werden, hatte den eindeutigen Hinauswurf in seinen Worten aber natürlich gehört. Nun wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Der Anstand gebot ihr, zu gehen und Mogens und seinen Besucher allein zu lassen, aber ihre Neugier war mindestens ebenso stark – und sie war wohl wirklich fest entschlossen, um ihn zu kämpfen. Vielleicht, dachte er, sollte er dem Schicksal in Gestalt Miss Preusslers die Entscheidung überlassen. Er war nicht in der Verfassung, objektiv mit Graves zu reden oder auch nur über das nachzudenken, was er ihm zu sagen hatte.
    Cleopatra nahm ihnen die Entscheidung ab. Bisher hatte sie schnurrend den Kopf an Mogens’ Bein gerieben, aber nun löste sie sich von ihm, drehte sich um und sah sehr aufmerksam zu

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