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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Gelände hier ist Privatbesitz, Sheriff«, sagte Graves kühl. »Ich habe meinen geschätzten Kollegen von der geologischen Fakultät schon vor einem halben Jahr verboten, meinen Grund und Boden zu betreten. Wie Sie ja selbst am besten wissen, verstoßen sie permanent gegen dieses Verbot. Ich habe einen Fremden auf meinem Grund und Boden ertappt, der dort nichts zu suchen hat, und war nicht begeistert davon.« Sowohl sein Blick als auch sein Tonfall wurden deutlich herausfordernder. »Dabei wäre es eigentlich die Aufgabe der Behörden, dafür zu sorgen, dass meine Rechte als Staatsbürger und Grundbesitzer gewahrt bleiben.«
    »Nun, zumindest soweit es Phillips betrifft, müssen Sie sich keine Sorgen mehr machen, Doktor«, antwortete Wilson. »Er wird Sie mit Sicherheit nicht mehr belästigen. Seine Leiche wurde heute Nacht unweit von hier gefunden.«
    »Er ist tot?«, entfuhr es Mogens unwillkürlich, was ihm diesmal nicht nur einen Blick von Graves, sondern auch einen von Wilson eintrug. Er hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
    »Das ist anzunehmen, nachdem man seinen Leichnam gefunden hat«, sagte Graves böse. Er wandte sich wieder zu Wilson um. »Was ist geschehen? Ein Unfall?«
    »Das wissen wir noch nicht genau«, gestand dieser. »Sein Leichnam wird noch untersucht. Er ist in einem furchtbaren Zustand – als hätte ihn ein Raubtier angefallen und zerfleischt. Auch wenn ich mir beim besten Willen kein Raubtier vorstellen kann, das imstande wäre, so etwas zu tun.«
    »Und jetzt glauben Sie, dass ich ihn umgebracht habe?«, fragte Graves höhnisch.
    »Sie waren der Letzte, der mit Doktor Phillips gesprochen hat«, antwortete Wilson ruhig. »Seither hat ihn niemand mehr gesehen. Ich muss diese Fragen stellen.«
    »Was Ihnen zweifellos das Herz bricht«, schnappte Graves. Er schüttelte zornig den Kopf. »Ich muss Sie enttäuschen, Sheriff. Ich werde dem Nächsten, der widerrechtlich einen Fuß auf meinen Grund und Boden setzt, möglicherweise eine Ladung Schrotkugeln auf den Pelz brennen, aber ich bringe niemanden um. Und ich pflege widerrechtliche Eindringlinge auch nicht in Stücke zu reißen.« Graves machte eine unwillige Geste. »Wenn das alle Fragen gewesen sind, dann tut es mir Leid, Ihnen nicht helfen zu können, Sheriff.«
    Wilson drehte sich zu Mogens um und setzte seinen übergroßen Stetson wieder auf – was seine Gestalt aber keineswegs imponierender erscheinen ließ, sondern eher komisch. »Und Sie, Doktor …?«
    »VanAndt«, half Mogens aus. »Professor VanAndt.«
    » Professor VanAndt.« Wilson zuckte mit den Schultern, um klar zu machen, wie wenig Respekt ihm Mogens’ akademischer Titel abnötigte. »Haben Sie Doktor Phillips gestern gesehen, Professor ?«
    »Nein«, antwortete Mogens wahrheitsgemäß.
    »Das ist bedauerlich.« Wilson seufzte. »Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, was der Aufklärung dieser schrecklichen Geschichte dienlich sein könnte, dann benachrichtigen Sie mich bitte unverzüglich, Professor. Und Sie ebenfalls, Doktor Graves.« Er tippte mit Zeige- und Mittelfinger der Linken gegen den Rand seines albernen Cowboyhutes, stieg in den Wagen und fuhr davon.
    Graves sah ihm finster nach, bis er – jetzt ebenso langsam, wie er zuvor schnell gefahren war – verschwunden war. Dann wandte er sich mit kaum weniger finsterem Gesichtsausdruck an Mogens.
    »Dieser kleine, dumme Mann«, sagte er. »Er kommt sich vor wie Sherlock Holmes und Wyatt Earp in einer Person, nur weil er schon einmal das Wort »Bluff« gehört hat. Was bildet er sich ein, wer er ist?«
    »Dann glaubst du nicht, dass ich …?«, begann Mogens, allerdings nur, um auf der Stelle unterbrochen zu werden.
    »Dass du irgendetwas gehört oder gesehen haben könntest, das diesen Dummkopf von Sheriff interessieren müsste?« Graves grinste wölfisch – und Mogens hatte dieses Gefühl wortwörtlich. Im noch schwachen Licht der Dämmerung, die gerade erst heraufzuziehen begann, erinnerte sein Gesicht Mogens tatsächlich an das eines Wolfs, der mit gefletschten Zähnen seine Beute musterte. »Wo denkst du hin? Selbstverständlich nicht! Der verlogene kleine Gesetzeshüter macht mir Schwierigkeiten, seit ich hierher gekommen bin, aber man kann ihm eine gewisse Schläue nicht absprechen. Er weiß, dass du neu hier bist, und versucht einen Keil zwischen uns zu treiben. Das ist die Gefahr an solchen Leuten: Sie sind vielleicht nicht sonderlich intelligent, aber man sollte sich davor hüten, sie zu

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