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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Schritte und blieb dann stehen, als er begriff, dass er mitten in einen heftigen Streit hineinplatzte.
    »… verstehe Ihre Erregung, ehrlich gesagt, nicht ganz«, sagte Graves in diesem Moment. »Was fehlt Ihnen, Suzan? Mangelt es Ihnen an irgendwelchen Materialien? Brauchen Sie mehr Geld? Größeren Entscheidungsspielraum?«
    »Darum geht es nicht, und das wissen Sie verdammt genau, Graves!«, schnappte Hyams. »Wir schuften seit einem Jahr wie die Sklaven für Sie! Wir sehen kaum das Tageslicht, und wir dürfen kein Wort über unsere Arbeit verlieren, obwohl wir hier die vielleicht sensationellste Entdeckung des Jahrhunderts gemacht haben!«
    »Weil, meine Liebe«, unterbrach sie Graves. »Weil, nicht obwohl.«
    »Papperlapapp!«, fauchte Hyams. »Es geht doch darum, dass wir uns seit einem Jahr bemühen, ernsthafte wissenschaftliche Arbeit zu leisten, und Sie, Sie holen einen … einen Hexenmeister! «
    Mogens hatte genug gehört. Ihm war klar, dass er im allerungünstigsten aller nur denkbaren Augenblicke hereinplatzte, aber selbst das war ihm mit einem Mal egal. Es machte keinen Sinn, auf Zehenspitzen durch einen Porzellanladen zu schleichen, durch den zuvor ein Hurrikan getobt war. Er ging weiter, steuerte mit energischen Schritten auf Graves und Hyams zu und registrierte eher beiläufig, dass auch die beiden anderen anwesend waren. McClure fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, und diese Ausstrahlung von Unwohlsein explodierte regelrecht, als er Mogens’ ansichtig wurde, während Mercer einfach nur müde aussah und alle Mühe zu haben schien, dem Gespräch überhaupt zu folgen.
    »Stehen Sie schon lange da und lauschen?«, empfing ihn Hyams feindselig.
    »Es war nicht nötig zu lauschen«, antwortete Mogens. »Sie waren laut genug.« Er streifte Graves mit einem raschen, aufmerksamen Blick und wandte sich dann wieder der Archäologin zu. Er musste sich beherrschen, um nicht unhöflich zu werden, und er musste sich noch mehr beherrschen, um nichts zu sagen oder etwas zu tun, was sie noch mehr provozierte. »Hexenmeister« war längst nicht das schlimmste Wort, mit dem man ihn in den letzten Jahren belegt hatte, und doch ärgerte es ihn ungemein.
    »Es tut mir aufrichtig Leid, dass Sie so über mich denken, Doktor Hyams«, sagte er mit erzwungener Ruhe. »Ich dachte wirklich, Sie hätten verstanden, was ich Ihnen gestern Abend zu erklären versucht habe. Ich habe nichts mit schwarzer Magie und Hokuspokus im Sinn. Ich bin Wissenschaftler, genau wie Sie!«
    »Und zwar einer der besten, den ich kenne«, mischte sich Graves ein. Hyams wollte auffahren, doch Graves brachte sie mit einer herrischen Geste zum Schweigen und fuhr mit erhobener Stimme fort: »Genug! Ich dulde diese kindischenEifersüchteleien nicht! Dafür haben wir wirklich keine Zeit! Ich kann Ihnen versichern, Suzan, dass Professor VanAndt nicht hier ist, um Ihnen irgendetwas von Ihrem wohlverdienten Ruhm streitig zu machen – ebenso wenig wie einem von Ihnen, meine Herren. In wenigen Tagen werden Sie verstehen, warum ich den Professor zurate gezogen habe. Und bis dahin bitte ich mir ein wenig von der Disziplin aus, die ich von Forschern Ihres Kalibers erwarten darf!«
    Zu Mogens’ nicht geringem Erstaunen widersprach niemand. Selbst Hyams blickte ihn nur noch einen Moment lang herausfordernd an, drehte sich dann aber mit einem trotzigen Verziehen der Lippen weg, und auch McClure und Mercer brachten irgendwie das Kunststück fertig, furchtbar beschäftigt auszusehen, obwohl sie weiter mit leeren Händen dastanden.
    »Komm, Mogens.« Graves machte eine Geste in seine Richtung, die kaum weniger herrisch war als die, mit der er Hyams zum Schweigen gebracht hatte. »Wir haben zu tun!«
    Mogens schloss sich ihm ganz automatisch an, als er sich umwandte und auf die Brettertür zuging, die zu dem Hieroglyphengang führte. Verwirrt sah er zu Hyams und den beiden anderen zurück. Da er selbst zu jener Gattung gehörte, wusste er nur zu gut, wie allergisch Wissenschaftler im Allgemeinen auf Autorität reagierten. Umso unglaublicher kam es ihm nun vor, dass sich Hyams, Mercer und McClure wie verschüchterte Schüler von Graves hatten abkanzeln lassen. Andererseits hatte auch er selbst Graves’ befehlendem Ton ganz instinktiv gehorcht.
    Sie brachten den Gang in so scharfem Tempo hinter sich, dass Mogens kaum die nötige Zeit fand, seine Gedanken zu ordnen, bevor sie die Gittertür an seinem jenseitigen Ende erreichten. Sie stand offen, aber Graves

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