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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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war früh zu Bett gegangen. Fast zu seiner eigenen Überraschung schlief er augenblicklich ein und erwachte erst am nächsten Morgen, weitaus entspannter und ausgeruhter, als er selbst es nach dem zurückliegenden Tag für möglich gehalten hätte, und ohne die allergeringste Erinnerung an einen Albtraum.
    Er war auch nicht von selbst erwacht. Ein leises Rumoren und Hantieren in seiner unmittelbaren Nähe hatte ihn geweckt, und noch bevor er die Augen aufschlug, stieg ihm der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase.
    Mogens richtete sich auf und erblickte Tom, der emsig dabei war, den Frühstückstisch zu decken. In den Kaffeeduft mischte sich nun der Geruch von gebratenem Speck undEiern, und ohne dass Mogens es verhindern konnte, ließ sein Magen ein lautes Knurren hören. Tom wandte mit einem Ruck den Kopf und sah ihn im allerersten Moment so betroffen an, als hätte Mogens ihn bei etwas Verbotenem ertappt, aber dann lächelte er. »Morgen, Professor. Ich hoffe, ich habe Sie nicht geweckt.«
    Mogens richtete sich weiter auf, schwang die Beine vom Bett und verbarg für einen Moment das Gesicht in den Händen. Er fühlte sich ausgeruht und frisch, war aber im ersten Moment noch so benommen, dass er nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken konnte. »Doch, das hast du«, sagte er. »Es macht ja wohl auch wenig Sinn, ein so köstliches Frühstück zu bereiten und dann abzuwarten, bis es kalt geworden ist.« Er nahm die Hände herunter, schnüffelte übertrieben und sah die gedeckte Frühstückstafel an. »Hat Graves dich beauftragt, mir irgendetwas schonend beizubringen?«
    »Sir?«, fragte Tom verwirrt.
    »Diese Portion scheint mir eher für einen Bauarbeiter gedacht«, erklärte Mogens lächelnd. »Hat er vielleicht vergessen zu erwähnen, dass ich den Tempel ganz allein mit einer Spitzhacke ausgraben soll?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, war die Rede eher von einem Löffel«, antwortete Tom todernst, schüttelte aber sofort den Kopf und fuhr wieder lächelnd fort: »Um ehrlich zu sein: Es ist ’ne doppelte Portion. Doktor Mercer wollte heute Morgen kein Frühstück, und es war mir zu schade zum Wegwerfen.« Sein Lächeln floss zu einem Grinsen auseinander. »Ich glaub, er fühlt sich heut nicht so gut.«
    »Gestern Abend schien er sich jedenfalls ganz ausgezeichnet zu fühlen.« Mogens stand auf, grub die Taschenuhr aus seiner Jacke, die er in Ermangelung eines Kleiderhakens über die Stuhllehne gehängt hatte, und klappte den Deckel auf. Es war noch nicht einmal sechs, selbst für Mogens, der gewiss kein Langschläfer war, eine ungewohnt frühe Zeit.
    »Ich hoffe doch, du machst es dir jetzt nicht zur schlechten Angewohnheit, mich immer so früh wecken«, sagte er gähnend.
    Tom blinzelte. »Früh?«
    Mogens zog eine Grimasse. »Schon gut«, seufzte er. Er griff nach der Kanne, um sich einen Kaffee einzugießen, zögerte aber ganz unwillkürlich und unterzog die Tasse einer kurzen, aber sehr aufmerksamen Inspektion, bevor er sich einschenkte und die erste Tasse in einem einzigen Zug herunterstürzte.
    »Nehmen Sie Platz, Professor«, sagte Tom. »Ich mach das schon.«
    »Danke«, antwortete Mogens, trat aber ganz im Gegenteil einen Schritt vom Tisch zurück und machte eine leicht verlegene Kopfbewegung zur Tür. Da er gerade aufgestanden war, verspürte er ein menschliches Bedürfnis, aber es war ihm peinlich, darüber zu sprechen. »Ich bin sofort zurück.«
    Die entsprechende Örtlichkeit befand sich ein Stück abseits der Häuser und auf halbem Wege zu den Büschen, die das Lager zum Friedhof hin abschirmten. Mogens eilte mit weit ausgreifenden Schritten dorthin. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und es war empfindlich kalt, und er dachte sehnsüchtig an das köstliche Frühstück, das Tom vorbereitet hatte, sodass er sich beeilte, in seine Unterkunft zurückzukommen. Er hatte jedoch noch nicht den halben Weg hinter sich gebracht, als er das Motorengeräusch eines Automobils hörte und überrascht wieder innehielt.
    Ein Scheinwerferpaar erschien hinter dem Unterholz, dann brach der dazugehörige Wagen durch das Geäst, und Mogens machte instinktiv zwei Schritte zur Seite, um nicht über den Haufen gefahren zu werden. Die Gefahr bestand nicht im Geringsten – der Wagen fuhr zwar in scharfem Tempo an ihm vorbei, aber auch in mindestens zehn oder zwölf Schritten Abstand –, doch Mogens erschrak trotzdem wie ein Dieb, der sich auf frischer Tat ertappt fühlte.
    Es war nicht irgendein Automobil,

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