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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Securityleute nahmen sie in die Mitte und eskortierten sie zum Haus. Carrie-Alice fuhr an Bree vorbei, um den Wagen in die Garage rechts vom Haus zu bringen.
    Bree setzte auf die Straße zurück, wendete und fuhr nach Hause.
     
    »Dieses arme, arme Kind«, sagte Francesca Beaufort.
    »Ach, ich weiß nicht, Mama.« Bree ließ sich im Schneidersitz auf dem Sofa nieder. Da sie zu faul gewesen war, am Delikatessenladen haltzumachen und etwas zu essen zu kaufen, hatte sie sich zu Hause eine Dose Tomatensuppe warm gemacht. In der einen Hand hielt sie die Tasse mit der Suppe, in der anderen ihr Handy. Das Sofa stand gegenüber dem kleinen Backsteinkamin, der in die hintere Wand des Hauses eingebaut war. Über dem Sims hing ein kunstvoll gearbeiteter Spiegel, der ihrem Großonkel Franklin gehört hatte. Da Bree den Spiegel an einem Nagel aufgehängt hatte, statt Halterungen an der Wand anzubringen, war er leicht nach vorn gekippt, sodass sie ihr Spiegelbild sehen konnte. Sie wirkte müde und ausgelaugt.
    »Sie ist doch erst siebzehn!«, stellte ihre Mutter mit munterer Stimme fest.
    »Aber nicht sonderlich liebenswert«, entgegnete Bree.
    »Umso mehr Grund, Mitleid mit ihr zu haben«, sagte ihre Mutter. »Das muss doch für alle Beteiligten ganz schrecklich sein.«
    »Hört sich an, als hättest du alle Hände voll zu tun«, warf ihr Vater ein.
    Bree nahm an, dass er vom Nebenanschluss in seiner Bibliothek sprach. Von wo ihre Mutter telefonierte, wusste der Himmel. Sie hatte überall im Haus, das sehr weitläufig war, Nebenanschlüsse legen lassen. Ihre Mutter hasste nämlich Handys.
    Die Stimme ihres Vaters klang warm und liebevoll. »Wenn du Unterstützung brauchst, Liebling, kann ich im Handumdrehen zu dir runterkommen.«
    Bree zuckte zusammen. Sie liebte ihre Eltern. Doch es war wesentlich einfacher, sie aus der sicheren Entfernung der dreihundertfünfzig Kilometer zu lieben, die zwischen Savannah und Raleigh-Durham lagen. »Ich glaube, ich habe alles im Griff, Daddy. Aber trotzdem danke.«
    »In den Nachrichten wird ständig davon berichtet, weißt du«, sagte Francesca. »Cissy sagt, Carrie-Alice sei bei ihren Bekannten im Augenblick nicht sonderlich gut angeschrieben. Alle geben der armen Mutter die Schuld. Obwohl das Mädchen offenbar eine richtige Plage ist.« Sie seufzte. »Was haben wir mit unseren beiden doch für ein Glück, Royal.«
    »Hat Cissy gesagt, ob es Gerüchte gibt, dass das Mädchen missbraucht wurde?«, fragte Bree.
    Ihre Mutter war zu lebenserfahren, um von Brees Frage geschockt zu sein. Trotzdem zögerte sie merklich, bevor sie antwortete. »Nein, das hat sie nicht. Und so etwas wird ja immer totgeschwiegen, wie du vermutlich weißt. Aber irgendwann kommt es dann doch raus. Wenn in der Kindheit des Mädchens irgendetwas vorgefallen ist, werden wir es wahrscheinlich über kurz oder lang erfahren.« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Soll ich mal ein bisschen rumhorchen?«
    »Egal ob körperlicher, emotionaler oder sexueller Missbrauch«, sagte Bree, »finde einfach heraus, was du kannst, Mama. Ich werde jede Hilfe brauchen, die ich bekommen kann. Cissy hält mich immer noch für ein Kind, sonst würde ich sie dazu bringen, Nachforschungen anzustellen, und dich damit verschonen. Außerdem würde es sie in eine peinliche Lage bringen, wenn sie ihre Freunde ausspionieren müsste.«
    »Ich werde tun, was ich kann. Vielleicht habe ich ja schon etwas für dich, wenn du morgen zu unserer Party kommst.«
    »Ach ja, die Party.« Bree schnitt eine Grimasse. Sascha, der friedlich am anderen Ende des Sofas geschlafen hatte, wachte ruckartig auf und klopfte mit dem Schwanz aufs Polster.
    »Also nun hör mal, Liebling … «
    Bree ließ sich von ihrer Mutter vollreden, während sie ernsthaft über die Party nachdachte. Antonia war ganz mit ihrem Stück beschäftigt. Lindsey würde am Wochenende in sicherem Gewahrsein sein, bewacht von den Securityleuten, die ihre Mutter angeheuert hatte. Und wenn sie früh am Morgen aufbrach, konnte sie gegen Mittag in Plessey sein. Die sechsstündige Rückfahrt am Sonntag würde zwar anstrengend sein, aber immer noch besser, als sich an einem Wochentag ins Verkehrsgewühl zu stürzen.
    Plötzlich sehnte sich Bree nach den Feldern und Wiesen um ihr altes Zuhause herum, nach der großen, gemütlichen Küche, dem fröhlichen Kaminfeuer im Wohnzimmer, nach ihrem alten Schlafzimmer mit den weißen Musselinvorhängen und den breiten Dielen aus Kiefernholz. Dort würde sie vor

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