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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Stück fängt schon an.« Bree sah ihn finster an. »Was machst du überhaupt hier? Du bist doch auf der Grundschule das letzte Mal freiwillig ins Theater gegangen, und das auch nur, weil du bei einem Weihnachtsspiel ein Schaf gegeben hast.«
    Er schlug das Programm auf und zeigte auf den Namen der Schauspielerin, die Irene Adler spielte.
    »Lorie Stubblefield?« Brees Augenbrauen schossen in die Höhe. »Du bist mit Lorie Stubblefield … liiert? Ist das John Stubblefields Tochter? Du bist mit der Tochter deines Chefs …? Payton, du bist doch … «
    Die Frau hinter Bree beugte sich vor und zischte: »Psst!«
    Bree war so verärgert, dass ihr der Anfang des Stückes entging. Als sie sich endlich zu konzentrieren vermochte, verfolgte sie jedoch voller Bewunderung die gelungene Inszenierung. Der Darsteller des Holmes war wirklich hervorragend, während Lorie Stubblefields Darbietung, wie Bree voller Genugtuung feststellte, einfach grässlich war. Lorie sah zwar recht hübsch aus, war aber zu jung für die Rolle und viel zu oberflächlich, um die ganze Kultiviertheit und geistige Tiefe der Frau , wie Sherlock Holmes die große Irene Adler immer nannte, deutlich zu machen. Das Licht, das von der Bühne kam, reichte aus, um das Programm lesen zu können. Als Bree es durchblätterte, fand sie ihren Verdacht bestätigt: Stubblefield, Marwick gehörten zu den Hauptsponsoren des Theaters.
    In der Pause stand sie auf, um nach Antonia zu suchen und ihr zumindest von Weitem zuzuwinken, doch Payton packte sie beim Ellbogen.
    »Was hältst du davon, wenn ich dir ein Glas Wein spendiere?«
    »Nein danke«, entgegnete Bree.
    »Ich glaube aber, wir sollten uns über einige Dinge unterhalten. Lass uns also ein Glas Wein trinken. Nach der Vorstellung kannst du dann ja zu der Premierenparty mitkommen, die John in seinem Haus in der Oglethorpe Street gibt.«
    Bree neigte den Kopf zur Seite und musterte Payton mit kühlem Blick. »Ich wüsste nicht, was es zwischen uns zu besprechen gäbe. Es sei denn die Frage, warum du diese anrüchige Kanzlei, für die du arbeitest, nicht verlässt und dir einen Job suchst, dem eine gewisse Integrität anhaftet. Zum Beispiel als Wahlkampfmanager, wenn Attila der Hunne für die Legislative von Georgia kandidiert.«
    Payton grinste albern und zeigte auf jemanden, der hinter ihr stand. »Du erinnerst dich sicher an unseren Senior partner John Stubblefield.« Bree drehte sich um und setzte sich dem Anblick des kunstvoll gestylten weißen Haars, des glattrasierten Kinns und der stechenden blauen Augen von John Stubblefield aus, dessen Infomercials, in denen er um Klienten für Sammelklagen warb, regelmäßig im Nachtprogramm des Fernsehens ausgestrahlt wurden.
    »Miss Winston-Beaufort«, sagte Stubblefield mit kaltem Blick und machte eine ironische Verbeugung. »Stehe anrüchig zu Ihren Diensten.«
    Bree nickte, ohne zu lächeln.
    »Die Sache ist die … «, Payton nahm sie beim Arm und führte sie in Richtung Foyer, » … dass wir uns in den nächsten Monaten wahrscheinlich öfter sehen werden. John möchte, dass ich mich mit dir zusammensetze, um alle Misshelligkeiten zu bereinigen.«
    Nun fiel der Groschen bei Bree. Natürlich. »Der Fall Chandler«, sagte Bree. »Stubblefield ist doch nicht etwa der Rechtsvertreter des Unternehmens? Dafür ist eure Kanzlei nicht bedeutend genug, Payton.«
    »Es geht um die Familie, nicht um das Unternehmen«, gab Payton glattzüngig zurück. »Wir nehmen hier in Savannah die persönlichen Interessen von George Chandler wahr.«
    Carrie-Alices Sohn ­ und Lindseys Bruder. Sieh da, sieh da, dachte Bree.
    »Und du willst dich mit mir zusammensetzen? Was soll das heißen? Warum?« Bree drehte sich ihm zu und fragte sich zum hundertsten Mal, was sie bloß in diesen wie gemeißelten Wangenknochen und diesem athletischen Körper gesehen hatte. Nur um Lust war es dabei offenbar gegangen, was wieder einmal bewies, dass Lust selten etwas Gutes bedeutete. Hinter dem attraktiven Äußeren verbarg sich aber die Seele einer Kanalratte. »Du versuchst doch nicht etwa, mich davon abzubringen, Nachforschungen über Proberts Tod anzustellen, wie? So wie du schon versucht hast, mich daran zu hindern, den Mord an Ben Skinner zu untersuchen?«
    Payton riss die Augen auf. Von der Farbe seiner Augen war Bree damals ganz bezaubert gewesen, bis sie dann erfahren hatte, dass das kräftige violette Blau vor allemauf seine Kontaktlinsen zurückging. »Du untersuchst Proberts Tod?« Der

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