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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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weißgesichtigen Erscheinungen, vor Rauchsäulen und Angriffen sicher sein.
    »Ich komme, Mama«, sagte sie.
    »Und du weißt, wie schön es wäre, wenn du … was? Du kommst?«
    »Ja, Mama. Aber nur für einen Tag. Sonntagabend muss ich wieder hier sein.«
    »Tonia wird wohl keine … «
    »Nichts zu machen«, erwiderte Bree. »Gestern Abend hatte ihr Stück Premiere. Genauer gesagt, Generalprobe.«
    »Wie waren die Kritiken? Ist sie namentlich erwähnt worden?«
    »Die Kritiken!« Bree schnitt erneut eine Grimasse. Sie hatte völlig vergessen, dass sie versprochen hatte, sich heute Abend das Stück anzusehen. Sascha kam über das Sofa zu ihr und schmiegte seinen Kopf in ihren Schoß, wie um sie zu trösten. »Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, die Kritiken zu lesen! Was bin ich doch für eine schlechte Schwester, Mama. Als ich heute ins Büro ging, lag Antonia noch im Bett, und ich habe den ganzen Tag keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen.« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Sieben Uhr dreißig ­ und sie war völlig erledigt. »Ich muss jetzt Schluss machen. Ich hab ihr versprochen, bei der Premiere dabei zu sein, und mir bleiben noch etwa zwei Minuten, um hinzukommen.«
    »Grüß sie herzlich von uns.«
    Bree versprach es, legte auf und rannte ins Badezimmer. Sie duschte so schnell wie noch nie in ihrem Leben, schlüpfte in aller Eile in ein schwarzes Jerseykleid ­ das Seriöseste, was sie im Kleiderschrank hatte ­ und ranntezur Haustür. In diesem Augenblick fiel ihr Sascha ein. Sie blieb abrupt stehen und ging zum Sofa, wo er es sich gemütlich gemacht hatte. Er öffnete seine goldgelben Augen und sah sie an.
    »Dein Trockenfutter ist im unteren Schrank.« Er blinzelte.
    »Nur eine Schale, denk dran.«
    Er grinste sie mit heraushängender Zunge an.
    Sie war sich ziemlich sicher, dass er die Schranktür mit der Schnauze aufbekommen und sich mit einer Schale begnügen würde. Es hatte gewisse Vorteile, einen Hund zu besitzen, der in seinem früheren Leben ein Engel gewesen war.
    Keine Örtlichkeit in der Altstadt von Savannah war mehr als eine Meile von irgendeiner anderen Örtlichkeit entfernt, sodass Bree fünf Minuten vor acht im Foyer des Theaters eintraf. Gerade betraten die letzten Zuschauer den gut gefüllten Saal. Als Bree die beiden Platzanweiser am Ende des Ganges erblickte, beschloss sie, jetzt nicht hinter die Bühne zu gehen. Antonia würde ohnehin alle Hände voll zu tun haben. Einer der Platzanweiser war der Typ, der sie am Abend zuvor missbilligend angezischt und »Pfui Teufel« gemurmelt hatte. Er würde sie nicht nur davon abhalten, hinter die Bühne zu gehen, sondern wahrscheinlich auch die formlose Eintrittskarte, die Antonia ihr ausgestellt hatte, nicht anerkennen und auf einer richtigen bestehen. Glücklicherweise stand an der Kasse gerade niemand an, wo Bree eine der letzten Karten bekam. »Wir sind praktisch ausverkauft«, verkündete die Kassiererin stolz. »Gibt fast nur noch Stehplätze.«
    »Fünfundsiebzig Dollar?«, sagte Bree bestürzt. »Fünfundsiebzig?«
    »Tut mir leid. Das ist erster Rang. Was anderes kann ich nicht anbieten.«
    Gerade als die Lichter ausgingen, erreichte Bree ihren Platz in der zweiten Reihe, der direkt am Gang lag. Sie setzte sich, lächelte dem Platzanweiser zu und drehte den Kopf, um der Person neben sich höflich zuzunicken. Sie traute ihren Augen nicht. »Du!«, stieß sie angewidert hervor, als sie erkannte, wer es war.
    Payton McAllister sah sie gequält an.
    Payton die Ratte. Dass ausgerechnet dieser Mann, der ihr vor einigen Monaten den Laufpass gegeben hatte, der Premiere eines viktorianischen Krimis beiwohnte, hätte sie nie erwartet. Für so was hatte der doch gar kein Interesse.
    Als sie Payton das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie Sascha dazu ermuntert, ihm auf die Schuhe zu pinkeln. Und das Mal davor hatte sie ihn bei Huey’s zu Boden geschleudert.
    Trotzdem sah er immer noch hinreißend aus.
    Bree musterte ihn mit finsterem Blick.
    »Hallochen, Bree. Wie geht’s denn so?«
    »Niemand sagt heutzutage noch hallochen , Payton«, erwiderte sie, obwohl ihr klar war, dass das eine ausgesprochen lahme Entgegnung war. Sie wandte sich ab und konzentrierte sich auf die Bühne.
    »Du siehst toll aus.«
    »Pst!«
    Die Ouvertüre begann: Es war eine getragene Melodie, die ganz wunderbar zu dem viktorianischen Sujet des Stückes passte.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Sherlock Holmes magst!«
    »Würdest du bitte den Mund halten? Das

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