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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Druck seiner Hand an ihrem Arm verstärkte sich. »Das war doch ein Unfall. Nichts als ein Unfall.«
    Rasch ließ Bree den Blick über die Menge schweifen. Sie waren von gut gekleideten, fröhlichen Theaterbesuchern umgeben. Mindestens drei entfernte Verwandte von ihr befanden sich in Rufweite. »Wenn du nicht sofort meinen Arm loslässt«, flüsterte sie mit wütender, unheilverkündender Stimme, »schmeiße ich dich zur Eingangstür hinaus auf die Magnolia Street.«
    Payton wich zurück. Bree beruhigte sich wieder. Dass sie die Kraft, die ihr bisweilen zu Gebote stand und die geradezu einem Wirbelwind glich, nicht beliebig abrufen konnte, wusste Payton ja nicht. Als er sie das letzte Mal gereizt hatte, war er auf dem Fußboden eines Restaurants gelandet. Sie wusste, dass er so etwas nicht noch einmal würde riskieren wollen.
    »Um was geht es denn nun eigentlich?«, fragte sie.
    »Wir möchten auf dem Laufenden gehalten werden.« Payton rieb sich den Nacken. »Und John … damit meine ich natürlich Mr. Stubblefield … John möchte sicher sein, dass es kein böses Blut mehr gibt, weil … du weißt schon … «
    »Weil was?«
    »Weil ich dir den Laufpass gegeben habe. Er möchte sicher sein, dass du uns keine Informationen vorenthältst. Aus Rache.« Er kicherte. »John und ich wissen ja, wie Frauen sind.«
    Sie verspürte ein Kribbeln im Nacken. Ein leichter Wind zerzauste ihr das Haar. Aus den Augenwinkelnheraus nahm sie eine große, silbrig schimmernde Gestalt wahr. Sie brauchte sich nicht extra zur Seite zu drehen, um zu wissen, wer das war: Gabriel Striker, Privatdetektiv und Engel, der immer dann aufzukreuzen schien, wenn sie auszurasten drohte. Mit großer Mühe riss sie sich zusammen, da Gabriels Anwesenheit bedeutete, dass alle im Foyer Stehenden in Gefahr waren, falls sie die Beherrschung verlor. »Du willst mir ja wohl nicht unterstellen, dass ich Informationen zurückhalten würde, die für meine Klientin von entscheidender Bedeutung sein könnten, wie?«
    Payton trat von einem Fuß auf den anderen. »Nein, nein, natürlich nicht.«
    »Wir werden euch wöchentlich einen Bericht darüber schicken, wie die Dinge stehen.«
    Seine Schultern sackten erleichtert nach unten. »Wirklich? Großartig. Versprichst du mir das?« »Treib’s nicht auf die Spitze, Payton. Ihr werdet die Berichte schon bekommen.«
    Die Beleuchtung wurde kurz abgedimmt.
    »Das ist das Zeichen, dass die Pause zu Ende ist. Du musst zu deinem Platz zurück.« Sie bewegte die Augenbrauen auf und ab. »Richte John aus, ich hoffe aufrichtig, dass er bei guter Gesundheit bleibt.«
    Payton blickte einen Moment verwirrt drein. Dann drehte er sich um und verschwand im Saal.
    Bree wartete, bis sich das Foyer geleert hatte. Dann ging sie zu der Ecke hinüber, wo Gabriel gegenüber der Kasse lässig an der Wand lehnte. »Da sind Sie ja wieder«, sagte sie.
    Er nickte gelassen. »Da bin ich.«Gabriel war groß und hatte den muskelbepackten Körper eines Boxers. Er bewegte sich mit der Leichtigkeit und Präzision eines Tänzers. Seine Augen hatten die Farbe des Savannah im Morgengrauen. »Interessanter neuer Fall.«
    »Ich nehme an, Sie meinen Mr. Chandlers Fall, da er ja tot ist«, erwiderte Bree. »Nicht wahr? Ich bin noch gar nicht dazu gekommen, mir die Prozessakten anzusehen, aber das Ganze sieht wesentlich … « Sie suchte nach dem richtigen Wort. » …  gravierender aus als bei Skinner.«
    »Armand ist ein bisschen besorgt.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich. Wir würden gerne alles mit Ihnen durchsprechen.«
    »Na sicher«, sagte Bree. »Wäre Ihnen Montagvormittag recht?«
    »Sofort«, entgegnete Gabriel.
    Bree blickte auf ihre Armbanduhr. Neun Uhr dreißig. Und sie musste früh aufstehen, um nach Plessey zu fahren.
    »Hat das nicht Zeit?«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Gräber der Pendergasts sind leer.«

Können wohl diese Gebeine wieder lebendig werden?
Ezechiel 37,3
    Armand Cianquino wohnte sechs Kilometer außerhalb der Stadt auf einer ehemaligen Baumwollplantage namens Melrose. Das zweihundertfünfzig Jahre alte Gebäude war umgebaut und in Apartments aufgeteilt worden, die für Leute gedacht schienen, die Wert auf Eleganz, Abgeschiedenheit und landschaftliche Schönheit legten. Es war ein klassisches Beispiel für die Architektur des wohlhabenden alten Südens und bestand aus zwei Stockwerken, die jeweils eine Veranda besaßen, die sich um das ganze Haus zog. Das Hauptgebäude wies eine Fläche von über

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