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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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könnte, bis Sie die Bewegungen gelernt haben.« Er machte eine ungehaltene Geste. »Verstehen Sie? Nein, Sie tun es nicht. Na schön. Wie würden Sie schwimmen lernen, wenn es niemanden gäbe, der es Ihnen beibringen kann?«
    »Vermutlich würde ich hineinwaten und herumplanschen, bis ich es kann.«
    »Und wenn ich am Ufer stünde und Ihnen Anweisungen zuriefe?«
    »Würde ich sie beherzigen!«, erwiderte Bree entrüstet.
    »Sie würden sich auf mich konzentrieren und nicht auf die Aufgabe, die Sie zu bewältigen haben. Und was noch schlimmer wäre: Sie würden möglicherweise Risiken eingehen, weil Sie damit rechneten, dass ich ins Wasser springe und Sie rette, falls Sie zu ertrinken drohen. Sie sind eine umsichtige, einfallsreiche Frau, Bree.Und Sie gewinnen gern. Sie legen aber nur los, wenn Sie sich des Sieges auch halbwegs sicher sind. Ich kann Sie für das, was Ihnen bevorsteht, nicht vorbereiten. Sie müssen sich entscheiden, Sie müssen selbst eine Wahl treffen. Diese Entscheidungen dürfen nicht durch irgendwelche Erwägungen eingeschränkt werden, bei denen es um etwas anderes geht als den erfolgreichen Abschluss des Falles und Ihr eigenes Überleben.«
    Die einzig mögliche Antwort darauf wäre eine höfliche Variante von Das ist zum Kotzen gewesen. Deshalb hielt Bree den Mund, teilweise aus Respekt, hauptsächlich jedoch, weil sie lediglich etwas in der Art wie Tja! zur Antwort bekäme, und das brächte sie mit Sicherheit auf die Palme.
    »Kann ich eigentlich aussteigen?«, fragte sie. »Ich meine, was ist, wenn ich das jetzt nicht mehr weitermachen will?«
    »Es gibt da einige, die ganz entzückt wären, wenn Sie das täten«, sagte Cianquino mit ruhiger Stimme.
    Bree fiel das gelbe Licht ein, das sie verfolgt hatte, und das entsetzliche Wesen, das daraus aufgetaucht war. »Verstehe«, sagte sie, obwohl dies nur zum Teil stimmte. »Ein längeres Gespräch mit Probert Chandler ist also nicht drin.«
    »Ihre investigativen Fähigkeiten sind beträchtlich«, antwortete Cianquino mit der für ihn so typischen Indirektheit. »Ich bin davon überzeugt, dass Sie es schaffen, die Fragen, die seinen Tod betreffen, zu klären und eine beherzte und wahrheitsgetreue Verteidigung aufzubauen. Er wird mit Ihnen in Kontakt treten, sobald er dazu in der Lage ist.«
    »Wie schwer ist das denn für ihn? Mit mir zu sprechen, meine ich. Wir haben es hier doch mit einem bestimmten Rechtssystem zu tun, und auch er scheint die üblichen Rechte zu haben. Wenn er das Recht auf einen Anwalt hat, wie kommt es dann, dass er nicht davon Gebrauch machen darf?«
    »Erinnern Sie sich noch an Ihre Logik-Seminare und den Begriff des argumentum in circulo ?«
    Bree legte die Stirn in Falten. Sie war eine fleißige, aber keine brillante Studentin gewesen. »Das zählt Aristoteles zu den logischen Denkfehlern, und es hat etwas damit zu tun, dass sich eine Argumentation im Kreise dreht.«
    Gabriel unterdrückte ein Lachen. Archie schlug mit den Flügeln, reckte sich auf seiner Stange hoch und kreischte: »Er- bärm -lich!«
    »In etwa. Mr. Chandler ist sich darüber im Klaren, welche Fehler er in seinem Leben begangen hat, und genau das hält ihn davon ab, Ihnen alles zu offenbaren.«
    »Sie meinen, deshalb hört sich das alles so verzerrt an, wenn ich mit den Toten spreche? Ihre Sünden verunreinigen sozusagen die Luft?« Sie rieb sich verzweifelt den Nacken. »Das Einzige von dem, was er gesagt hat, das möglicherweise eine Spur sein könnte, ist, dass sein Tod irgendwie mit seinem Unternehmen zusammenhing. Marlowe’s , hat er gesagt. Alles andere ist in den atmosphärischen Störungen untergegangen.«
    »Atmosphärische Störungen. Eine treffende Beschreibung dessen, was die Toten daran hindert, sich uns verständlich zu machen! Das ist das Sündenbewusstsein, das wir immerzu mit uns herumtragen. Alle Menschenmachen Fehler. Das ist auch unabdingbar ans Menschsein geknüpft. Und wenn er kein Mensch wäre, wenn er frei von allen größeren und kleineren Sünden wäre, dann würde er ja keine Rechtsanwältin wie Sie brauchen.«
    Gabriel meldete sich in mahnendem Ton zu Wort. »Es ist fast Mitternacht, Armand. Wir sind wegen einer dringenden Angelegenheit hier.«
    »Außerdem ist bald Allerheiligen«, ergänzte Cianquino. »Also zur Sache. Sie sind sich gewiss darüber im Klaren, Bree, dass es welche gibt, die … « Er machte eine Pause und dachte kurz nach. » … Sie an Ihren Aktivitäten zu hindern versuchen.« Er lächelte. »Wir

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