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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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alten Frau hielt sie davon ab. Stattdessen schluckte sie schwer und fragte: »Aber wo sind sie denn hin? Josiah und Olivia, meine ich.«
    »Sie sind aus den Gruben, in denen sie sonst liegen, befreit worden«, sagte Lavinia zu Armand. »Und ich glaube, sie sind hinter meinem Mädchen her. Meiner Bree. Also bin ich gekommen, um zu hören, was Sie da gegen unternehmen wollen.«
    »Mord! rufen und des Krieges Hund’ entfesseln«, sagte Archie, als wäre das ein passender Vorschlag und kein Zitat.
    »Eventuell«, pflichtete Cianquino ihm bei und strich sich über das Kinn. »Ich werde mal nachfragen, Archie. Aber zuerst muss ich noch einige Nachforschungen anstellen. Das verheißt nichts Gutes, wie ich zugeben muss. Mir fällt nur ein einziger Präzedenzfall ein, und zwar ein ziemlich beunruhigender.«
    »Was verheißt nichts Gutes?«, fragte Bree. »Und was geschieht, wenn eine Leiche ihr Grab verlässt? Abgesehen davon, dass die Leichen schon längst verwest sein müssen. Was genau befand sich dann in diesen Gräbern? Und was ist mit ihnen … den Gebeinen geschehen?«
    »Die Toten existieren in einem Paralleluniversum«,erklärte Gabriel. »Und die Brücke zwischen beiden Universen ist immer geschlossen. Man kann die Toten sehen, hören, vielleicht sogar die Kälte, die sie ausstrahlen, spüren. Aber sie können einem nichts anhaben. Wenn man gestorben ist, überquert der Leichnam diese Brücke. Und kann nie wieder zurück.«
    »Gut, dass die Brücke immer geschlossen ist«, meinte Bree.
    » Fast immer«, sagte Lavinia. »Denn die beiden sind ja jetzt hier. Und laufen frei herum.«
    Bree räusperte sich. »Und was genau heißt das?«
    »Sie nimmt immer alle Probleme frontal in Angriff«, sagte Gabriel zu Cianquino. »Sie hat wirklich Mumm.« Er sah Bree an. »Sie haben eine klare Frage gestellt und verdienen eine ebenso klare Antwort. Wollen Sie sie hören?«
    »Natürlich«, erwiderte Bree. Sie faltete die Hände auf dem Tisch – um die Wahrheit zu sagen: Sie tat es, damit sie nicht zitterten – und blickte die anderen nach einander an.
    »Wenn die Brücke zwischen den Sphären offen steht«, erläuterte der Professor, »gelangt das Böse verstärkt in die Welt. Aktive Grausamkeit. Vorsätzliche Bosheit. Zerstörungswut von einer Art, die, wenn man ihr nicht Ein halt geböte, fast alles, was uns lieb und teuer ist, vernichten würde. Die großen Ereignisse, die die Menschheit in Angst und Schrecken versetzen, werden von den riesigen Armeen des Widersachers ausgelöst. Pogrome, Massaker, Genozid. Die kleineren, privateren Übel dagegen werden von solchen Wesen wie den Pendergasts ausgelöst, Wesen also, denen es gelingt, über die Brückezu schlüpfen, solange die Aufmerksamkeit der Wächter abgelenkt ist.«
    »Also zumindest muss ich in dieser Woche dann nicht die Welt retten«, sagte Bree. Sie war stolz, dass ihre Stimme nicht zitterte. Ihre Gedanken kreisten um so entsetzliche Dinge wie Serienkiller, Folterer, Vergewalti ger und Mütter, die ihre Kinder ertränkten.
    Professor Cianquino lächelte ironisch. »Nicht in dieser Woche, nein. Nur sich selbst müssen Sie retten. Und diejenigen, die Ihnen nahestehen. Nehmen Sie sich in Acht, Bree.«
    »Und Sie werden Hilfe schicken?«, fragte Gabriel.
    »Ich werde Hilfe schicken.«

Von allen Kaschemmen der ganzen Welt …
Casablanca
    »Na, was meinst du?« Antonia streckte sich auf dem Fußboden des Wohnzimmers aus und starrte zu den albern lächelnden Schäferinnen und übellaunig aussehenden Schafen hoch, mit denen ein inzwischen längst toter Winston-Beaufort in einem Anfall von Kunstsinnigkeit die Felder der Kassettendecke hatte ausmalen lassen.
    »Ich meine, dass es ein Fehler war, Jura zu studieren. Tierärztin hätte ich werden sollen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass du das mal in Betracht gezogen hast.«
    »Nicht intensiv genug. Vielleicht hätte ich auch Köchin werden sollen.«
    »Nun hör aber auf!«, amüsierte sich Antonia. »Als ob du jemals für dich kochen würdest!«
    Bree war erschöpft, ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. Sie hatte Angst und ärgerte sich darüber, dass sie Angst hatte. Professor Cianquino hatte Hilfe versprochen. Von welcher Art, das hatte er allerdings nichtzu sagen vermocht. Bloß dass sie Bescheid wissen würde, wenn die Hilfe eintraf. Sie hoffte, dass das bald der Fall sein würde.
    Als sie vor ihrem Reihenhaus geparkt und gleich gesehen hatte, dass Antonia zu Hause war, war sie vor Erleichterung fast in Tränen

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