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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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sich von diesem Typ nicht überrollen lassen durfte. »Sie haben gesagt wir alle , nicht wir zwei «, entgegnete sie unwirsch. »Deshalb habe ich natürlich angenommen, dass Sie von drei Leuten reden und nicht nur von sich und Probert. Und warum sollte Carrie-Alice nicht Chemikerin sein?«
    »Steve Hansen gehörte eine Zeit lang zu uns«, erklärte Lindquist. »Und Carolyn hat sich nie für etwas anderes interessiert als für ihr Zuhause und ihre Kinder. Hauptsächlich für die Kinder.«
    Bree biss sich auf die Unterlippe, um sich davon abzuhalten, diesen sinnlosen verbalen Schlagabtausch noch weiter fortzusetzen. »Worüber ich aber eigentlich mit Ihnen reden möchte, Mr. Lindquist … «
    » Doktor Lindquist«, fuhr er sie an. »Ich bin Doktor der Medizin sowie der Pharmakologie.«
    Bree nickte freundlich. »Dr. Lindquist. Ich möchte Lindsey auf bestmögliche Weise verteidigen. Und dafür wäre es hilfreich, so viel wie möglich über ihren Background zu erfahren. Wie schätzen Sie Mr. Chandlers erzieherische Fähigkeiten ein?«
    »Er war ein guter, hingebungsvoller Vater. Er hat seine Kinder geliebt.«
    Das stammt direkt aus der Pressemappe, die Ihre New Yorker PR-Firma für Sie zusammengestellt hat , dachte Bree. »Und Carolyn … Mrs. Chandler … mit der sind Sie auch befreundet? Oder liege ich da wieder mal falsch?«
    »Ich glaube, Ihr Ton gefällt mir nicht, Miss Beaufort.«
    Bree schüttelte spöttisch den Kopf. »Das ist ein Problem, das mich schon mein ganzes Leben plagt, Mr. Lindquist. Mein Ton. Also, wie eng sind Sie und Mrs. Chandler befreundet? Zu eng?«
    Er sah sie verächtlich an und schwieg eine Weile. »Sie ist meine Schwester.«
    »Ihre Schwester!« Bree wurde rot. Zu spät fiel ihr der uralte Rat ein, den man jedem Rechtsanwalt gab: Stell nie eine Frage, auf die du nicht schon die Antwort kennst. Seine Schwester! Das war etwas, das sie auf jeden Fall hätte wissen müssen. Jedenfalls verdiente siejetzt die Blamage. Wenn man schon dreist war, musste man auch bereit sein, einiges einzustecken.
    »Meine kleine Schwester. Ich habe nur eine. Keine Brüder.«
    Bree beschrieb mit der Schuhspitze einen Kreis im Gras. »Hm. Und was können Sie mir als besorgter Onkel dieses Kindes erzählen, das hilfreich sein könnte, wenn ich der Jury erklären muss, warum sie eine achtjährige Pfadfinderin überfallen und bestohlen hat?«
    »Das liegt an ihren Genen«, sagte er, ohne zu wissen, dass er damit Hartley Williams’ konfuse Diagnose wiederholte. »Alles steht und fällt mit dem, was man als Erbgut mitbekommt.«
    »Quatsch«, sagte Bree.
    Lindquist zupfte seine Krawatte zurecht und starrte Bree mit absolut ausdruckslosem Gesicht an. »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann, Miss Beaufort.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Mr. Lindquist.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt und marschierte über den Rasen davon.
    »Na, das ist ja ziemlich schiefgelaufen«, sagte ihr Vater hinter ihr. Er sah sie mitfühlend an. Bree vermutete, dass er das ganze Gespräch mitgehört hatte.
    »Ja, stimmt.« Bree trank ihren Wein aus und stellte das Glas auf die Backsteinmauer. »Geschieht mir vermutlich ganz recht. Dieser scheinheilige Fiesling.«
    Royal kicherte.
    »Ehrlich, Daddy. Ich glaube, das hätte ich besser anpacken müssen.«
    »Da kann ich dir nur zustimmen. Du hast dich von deinen Überzeugungen mitreißen lassen, statt die Verteidigung deiner Klientin aufzubauen. Ein charmanter Fehler, Bree, aber trotzdem ein Fehler. Ich habe dir immer gesagt, dass ein guter Rechtsanwalt seine persönlichen Ansichten hintanstellen muss. Du bist Advokatin, meine Liebe. Das ist eine wichtige Funktion.«
    »Es ist aber wesentlich ehrlicher, Advokatin von Unschuldigen zu sein.«
    Ihr Vater sah ernsthaft verärgert aus. »Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, dass unser ganzes Rechtssystem auf der Unschuldsvermutung basiert. Und die Schuldfrage geht dich gar nichts an. Du bist keine Richterin.« Er zupfte sie liebevoll am Ohr. »Jedenfalls noch nicht.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Fast Mitternacht. Zeit für das Feuer. Ich hol mal deine Mutter.« Damit wandte er sich ab, drehte sich aber noch einmal zurück. »Wird schon alles klappen. Du wirst diesen Fall genauso gut meistern wie alle anderen Fälle auch. Ich habe großes Vertrauen zu dir, Bree.«
    Sie trat auf ihn zu und umarmte ihn.
    Royal tätschelte ihr lächelnd den Rücken und schlenderte anschließend zu dem Pianisten hinüber, der daraufhin eine Reihe

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